Kiel. 2300 Kinder und Jugendliche wurden von der Bundeswehr angeschrieben und erhielten das Angebot, den Dienst an der Waffe zu leisten. Grund für den Fehler waren falsche Datensätze.
Die Bundeswehr hat versehentlich bis zu 2300 Kinder und Jugendliche aus der Stadt Eutin für den Dienst an der Waffe werben wollen. Wegen eines Fehlers im städtischen Einwohnermeldeamt wurden allen minderjährigen Einwohnern der Stadt Werbebroschüren der Bundeswehr und ein Bewerbungsbogen zugeschickt. "Bei der Liste, die wir nach Hannover gegeben haben, fehlte das Enddatum in der Suchanfrage", erklärte Eutins Bürgermeister Klaus-Dieter Schulz (CDU) am Mittwoch die Panne.
Dadurch seien nicht nur wie üblich alle 17-jährigen Jugendlichen erfasst worden, sondern alle Einwohner, die nach 1994 geboren wurden. Somit gingen auch Kindergartenkindern und sogar Säuglingen Angebote für eine Verpflichtung als Rekrut, Zeit- oder Berufssoldat zu.
Ungewöhnlich viele Briefe gingen nach Eutin
Die Datensätze werden direkt über Hannover an das Bundesamt für Wehrverwaltung in Bonn geschickt. Ein Kontrolle sei dort nicht möglich gewesen. "Das ist alles automatisiert. Wir erhalten aus Datenschutzgründen auch nicht das Geburtsdatum, sondern nur Namen und Adressen", sagte eine Sprecherin der Wehrbereichsverwaltung Nord.
Die Schreiben würden zentral für ganz Deutschland versandt und lediglich mit dem Briefkopf des jeweiligen Kreiswehrersatzamtes versehen. Die im Eutiner Rathaus ausgedruckte Kontrollliste habe indes nur die 230 richtigen Datensätze ausgewiesen, erläuterte der Bürgermeister.
Es fiel der Bundeswehrverwaltung auch nicht auf, dass ungewöhnlich viele Briefe nach Eutin gingen. "Normalerweise übermitteln wir im Vierteljahr 200 bis 250 Adressen," sagte Bürgermeister Schulz. Dass es plötzlich zehn Mal so viele Personen im wehrfähigen Alter geben sollte, machte aber weder in Hannover noch in Bonn jemanden stutzig. Immerhin war der Versandposten für die Kieler Wehrbehörde mit 13.250 Briefen in diesem Quartel um fast zwanzig Prozent größer als sonst.
Staunen, aber keine Empörung bei den Eltern
Es hätten sich zahlreiche Eltern vor allem jüngerer Kinder verwundert und erstaunt über die Post vom Bund gezeigt. Empörte Anrufe im Rathaus habe es aber keine gegeben, betonte Schulz. In den Briefsendungen befand sich neben Informationsmaterial über den neuen freiwilligen Wehrdienst auch Material über die Berufslaufbahnen als Feldwebel oder Offizier in den Streitkräften.
Seit die Wehrpflicht zum 1. Juli 2011 ausgesetzt wurde, dürfen die Kreiswehrersatzämter junge Männer nicht mehr zur Musterung beordern. Stattdessen werden alle 17-jährigen Jugendlichen über Laufbahnen beim Militär informiert. Sie können sich dann freiwillig für einen Dienst an der Waffe verpflichten, der mindestens zwölf Monate dauert. Auf Grundlage des immer noch in Kraft befindlichen Wehrpflichtgesetzes müssen die Gemeinden dazu der Wehrverwaltung vierteljährlich die Adressen der Jugendlichen mitteilen. (dapd)