Köln. Alexander Gerst (35), Geophysiker, gehört zum europäischen Astronautenkorps. 2014 wird er mehrere Monate lang in der Raumstation ISS arbeiten. Der Westen sprach mit ihm über das Astronautentraining, das Auswahlverfahren und über die Zukunft der bemannten Raumfahrt.
„Flieger, grüß mir die Sonne“ schmetterte Hans Albers in einer Zeit, als Piloten noch als Draufgänger galten, nicht als schnöde Chauffeure. Der moderne Held am Himmel muss schon etwas weiter fliegen. Zum Mond, zum Mars, mindestens aber ein paar hundert Kilometer näher zur Sonne. Alexander Gerst (35), Geophysiker, gehört zu dem exklusiven Kreis von Menschen, die das dürfen. Er ist Astronaut; er darf, wovon mutmaßlich Millionen Menschen träumen: der Erde für eine Weile entrücken.
Herr Gerst, wie bereitet sich ein Astronaut auf seinen Job im All vor?
Gerst: Ein großer Teil meines Trainings spielt sich im „Klassenzimmer“ ab. Experten erklären uns zum Beispiel, wie man die Lebenserhaltungs-, die Kommunikations- und Kühlsysteme in der ISS bedient. Wir lernen auch viel Russisch. Und natürlich üben wir an den Modulen der Raumstation. Das nennt man „Hands on“: die Dinge wirklich mal mit den Händen anfassen, also Schränke öffnen, Geräte und Systeme bedienen, Prozeduren durchführen.
Außerdem wird geübt, wie man außen an der Station arbeitet und wie man mit dem Raumanzug umgeht. Dieser Anzug ist ja wie ein kleines Raumschiff mit einem Lebenserhaltungssystem, das eine konstante Temperatur hält und den Sauerstoffgehalt sowie die Luftfeuchtigkeit regelt. Die Außenhaut des Anzugs ist wie ein Schutzschild, der dem Einschlag von winzigen Meteoriten widerstehen kann.
Ist das eine realistische Gefahr?
Gerst: Ein Mikro-Meteorit von Körnchengröße kann großen Schaden anrichten, wenn er auf festes Material trifft. Zum Beispiel hat einer dieser kleinen Meteoriten mal bei einem Einschlag auf die Scheibe des Space-Shuttles ein Stück Oberfläche der Scheibe herausgerissen, und die Außenhaut der ISS ist gezeichnet von unzähligen dieser Einschläge. Der Mikro-Meteoritenschild am Raumanzug kann Einschläge im Millimeterbereich aushalten, der an der Außenhaut der ISS sogar im Zentimeterbereich. Alles, was darüber ist, wird zum Großteil, und die Station weicht aus. Soweit ich weiß, gab es aber bisher noch keinen Einschlag an einem Raumanzug.
ISS-Training im Tauchbecken
Wie sieht Ihr Training in Houston, USA, aus?
Gerst: Dort trainiere ich viel im großen Tauchbecken. Das Becken ist über 60 m lang, 30 m breit und 13 m tief. Dort ist ein Teil der Raumstation im Maßstab 1:1 nachgebaut. Wir üben mit richtigen Raumanzügen.
Wie nahe ist dieses Training an der Wirklichkeit?
Gerst: Sehr nahe. Die Hardware, also das nachgebaute Modul der Raumstation, das sich im Wasser befindet, ist dem Original sehr ähnlich. Kollegen mit Weltraum-Erfahrung sagen, dass es im All sogar etwas leichter ist, sich zu bewegen, weil man dort den Wasser-Widerstand nicht hat. Im Pool schwebt man ja auch nicht im Raumanzug. Im Erdorbit schwebt man. Es heißt, es soll sehr viel angenehmer sein, sich dort im Anzug zu bewegen. Im Pool ist das anders. Wenn man dort im Raumanzug kopfüber arbeitet, fließt das Blut in den Kopf, und das ist auf Dauer sehr unangenehm.
Wie viele Tauchgänge macht man?
Gerst: Um die 20 Tauchgänge in der Ausbildung, also innerhalb von 2,5 Jahren. Jeder Tauchgang dauert einen Tag, und die Vorbreitung ebenfalls mindestens einen Tag. Man ist dann sechs bis sieben Stunden im Raumanzug, und das schlaucht ganz schön.
Machen Sie das zusammen mit den Kollegen, mit denen Sie auch im All arbeiten werden?
Gerst: Das Training wird möglichst mit jenen Teams durchgeführt, die später im Weltall zusammen arbeiten. Ich kenne also einen Teil meiner Kollegen schon, jedenfalls die amerikanischen. Die russischen Crew-Mitglieder habe ich bisher noch nicht getroffen. Mit den Amerikanern habe ich schon Überlebenstrainings und vieles mehr gemacht.
Was für Überlebenstrainings sind das? Gerst: Es geht darum, an möglichst jedem Ort ein paar Tage überleben zu können. Es kann im Notfall passieren, dass die Sojus-Kapsel nicht dort landet, wo sie landen soll. Dann muss man auf alles vorbereitet sein. Auf eine Landung im Wasser oder an Land. Zum Beispiel in der kasachischen Steppe im Winter bei -40 Grad, in der Wüste, in den Bergen oder im Wald. Man hat zum Beispiel einen speziellen Anzug, mit dem man im Wasser überleben kann. An Land ist es noch spannender: Man lernt, den Fallschirm zu benutzen, um daraus ein Zelt zu bauen. Man lernt, nach Nahrung zu jagen oder Funksignale an die Rettungsmannschaften zu senden.
"Die ISS ist die komplexeste Maschine, die der Mensch je gebaut hat"
Wie würden Sie sich selbst charakterisieren? Was sind Sie für ein Typ?
Gerst: Es ist schwer, etwas über sich selbst zu sagen. Auf jeden Fall bin ich neugierig und ehrgeizig. Wenn ich ein Ziel habe, dann arbeite ich daran und gebe nicht so schnell auf. Ausgeglichen bin ich wohl auch. Das gehört ja auch zu den Selektionskriterien in der Weltraumfahrt. Man muss in der Lage sein, ein halbes Jahr lang in einem Team auf engem Raum zu arbeiten. Überhaupt: Teamfähigkeit ist eine der wichtigsten Eigenschaften, die man mitbringen muss .
Ticken Ihre Kollegen ganz genauso?
Gerst: Im Grunde ja. Aber die Leute haben verschiedene Hintergründe. Da gibt es ehemalige Jetpiloten, Wissenschaftler, Ingenieure. Man merkt schon die Unterschiede. Ein Wissenschaftler denkt im Allgemeinen anders als ein Militärpilot. Der Forscher will eher die Details wissen, die Hintergründe. Viele der Piloten sind sehr zielstrebig, möchten genaue Instruktionen für den Flug haben, aber nicht mehr. Das ist aber nur eine grobe Einschätzung, im Einzelfall kann man die Leute natürlich nicht einfach in solche Schubladen stecken. Generell überwiegen jedenfalls die Gemeinsamkeiten. Alle sind fasziniert von der Weltraumfahrt, wir kommen untereinander schnell ins Gespräch. Es gibt keine Einzelgänger unter Astronauten.
Welche Aufgabe haben Sie als Flugingenieur?
Gerst: Ein Flugingenieur macht an Bord der Raumstation so ziemlich alles. Es ist nicht mehr so wie beim Space-Shuttle, wo komplett getrennte Positionen hat: Kommandeur, Pilot, Wissenschaftler etc. Bei einer Raumstation ist das anders, und deshalb dauert das Training auch dreimal so lange. Auf der ISS muss man als Astronaut im Prinzip alle Aufgaben durchführen und Systeme reparieren können. Das ist die komplexeste Maschine, die der Mensch je gebaut hat. Über 100 000 Menschen haben daran mitgebaut. Und diese Maschine muss ein Astronaut mit Hilfe der Bodenstation bedienen können. Allein schon den Roboterarm zu bewegen ist zum Beispiel extrem komplex. Außerdem müssen wir Astronauten verschiedenste wissenschaftliche Experimente durchführen, wir sind also „Mädchen für alles“. Aber natürlich sind wir darüber hinaus auch Spezialisten für bestimmte Aufgaben und Systeme.
Mit zweimal drei Mann in der ISS
Beschreiben Sie das mal genauer. Wer macht was?
Gerst: Für jedes System an Bord gibt es drei Levels: User, Operator und Specialist. Ich will das mal an einem Beispiel erklären: Wenn es sich um eine Waschmaschine handeln würde, dann ist der User derjenige, der weiß, wie man die Tür öffnet und schließt, das Waschmittel reinschüttet und auf Start drückt. Der Operator kennt alle Waschprogramme auswendig. Und der Specialist ist derjenige, der das Ding auch zerlegen und reparieren kann. Es gibt zu viele Systeme an Bord, um alle gleich gut zu kennen. Jedes Crew-Mitglied bekommt verschiedene Systeme zugewiesen, für die es Spezialist ist. Ich bin zum Beispiel Spezialist für das europäische Columbus-Wissenschaftslabor, für das japanische Wissenschaftsmodul und für mehrere US-Systeme an Bord.
Wie viele Menschen werden mit Ihnen an Bord sein?
Gerst: Wir sind zu sechst. In die Sojus-Kapsel passen aber nur drei Personen rein. Das heißt, es sind immer gleichzeitig zwei Sojus-Kapseln angedockt, die auch als Rettungs- und als Rückkehr-Kapseln dienen. Die Crews überlappen sich. Alle drei Monate reist eine Crew ab, und eine neue kommt.
Viele Menschen träumen von der Raumfahrt. Wie schafft man es, sich den Traum zu erfüllen? Wie kommt man da rauf?
Gerst: Da gibt es natürlich leider kein Patentrezept. Es gehört auf jeden Fall sehr viel Glück dazu. Hauptsächlich aber muss man es einfach einmal probieren, sich bei der ESA zu bewerben! Ein Mensch kann sich nicht immer seine größten Träume erfüllen. Aber wichtig ist, dass man dem Traum überhaupt eine Chance gibt. In meinem Fall hat mich die Raumfahrt fasziniert, seit ich ein kleiner Junge war. Für mich war es von Anfang an selbstverständlich, dass ich, wenn ich diese Chance bekomme, natürlich ins Weltall fliegen werde. Ich war immer neugierig, war immer abenteuerlustig. Ich hatte das Glück, dass meine Umgebung - Familie, Lehrer - mich immer gefördert hat. Zumindest wollte mir niemand die Neugier nehmen. Das ist eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür, dass ich es geschafft habe, in diese Position zu kommen. Aber ich wusste natürlich auch als logisch denkender Mensch: Die Chance, Astronaut zu werden, ist so winzig, dass daraus wahrscheinlich nichts wird. Manchmal wird man aber eines besseren belehrt.
Strapaziöses Auswahlverfahren unter 8000 Mitbewerbern
Was wäre, wenn es nicht geklappt hätte. Was war Plan B?
Gerst: Obwohl es mein größter Traum war, war die Raumfahrt der Plan B, denn ich musste ja davon ausgehen, dass es nicht klappt. Mein Plan A war, weiter als Geophysiker zu arbeiten. Das ist mein Beruf, und der macht mir Spaß. Es war mir klar, dass ich mich einmal als Astronaut bewerben würde, um diese winzige Chance zu bekommen, mir den Traum zu erfüllen. Ich habe mir auch stets die Frage gestellt: Wie vermeide ich es, mir den Weg ins Weltall zu verbauen. Bei allen großen Entscheidungen in meinem Leben habe ich darauf geachtet, dass mir die Chance, mich einmal als Astronaut zu bewerben, erhalten bleibt. Das hieß zum Beispiel: Nicht das Falsche studieren. Aber in meinem Fall hat es ohnehin gut gepasst, denn man kann als Naturwissenschaftler, Ingenieur, Mediziner oder auch als Pilot Astronaut werden. Und wenn ich nicht Astronaut geworden wäre, würde ich weiter mit Leidenschaft als Geophysiker arbeiten. Ich habe mein Leben nicht komplett auf diesen einen Traum von der Raumfahrt ausgerichtet, sondern es war mir lediglich wichtig, es einmal ernsthaft zu probieren: Eine Bewerbung abzuschicken und hinterher mit mir selbst im Reinen zu sein.
Sie haben sich in einem Auswahlverfahren gegen 8000 Mitbewerber durchgesetzt…
Gerst: Nach den ersten Tests bin ich davon ausgegangen, dass für mich irgendwann Schluss sein wird. Es gab so viele andere gute Bewerber.
Welche Hürden waren für Sie besonders hoch?
Gerst: Der erste große Test war in Hamburg beim DLR. Er ist vergleichbar mit einem Test, den angehende Verkehrspiloten bei ihrer Bewerbung durchlaufen. Da geht es um kognitive Fähigkeiten: Mathematik. Merkfähigkeit, Hand-Augen-Koordination, Englisch, Psychologie. Das hat neun Stunden gedauert und war ungeheuer anstrengend. Der Test ist natürlich so ausgelegt, dass man nicht 100 Prozent erreichen kann. Man weiß also, dass man Fehler gemacht hat. Mein Gefühl war: 50:50. Da hätte es vorbei sein können.
Wann haben Sie erfahren, dass Sie Astronaut werden?
Gerst: 36 Stunden vor dem 20. Mai. 2009. Das weiß ich noch, weil wir am Mittwoch, 20. Mai die Pressekonferenz hatten. Am Montag Abend um 21 Uhr hat bei mir das Telefon geklingelt. Ich war gerade in der Uni und habe an meiner Dissertation geschrieben. Dann rief die ESA an und fragte: Wie fühlen Sie sich? Und dann erfuhr ich, dass ich es geschafft hatte.
Sehnsucht beim Blick in den Sternenhimmel
Wie geht man mit einer solchen Nachricht um?
Gerst: Sie hat mich erst mal ruhig gemacht. Mir war schon klar, dass da etwas sehr Entscheidendes passiert ist und dass sich nun mein Leben verändern würde. Als der Anruf kam, wollte ich gerade zum Schwimmen gehen. Das tat ich dann auch. 2000 Meter Freistil, und ich glaube, ich war noch nie so schnell. Danach bin ich mit meinen Freunden losgezogen, um ein Glas Wein zu trinken.
Warum zieht es Sie zu Vulkanen oder in Eiswüsten?
Gerst: Ich mag ungewöhnliche Landschaften und Natur, in der etwas passiert. Mich faszinieren die Urgewalten, die von Vulkanen ausgehen und ich will diese Kräfte verstehen. Vieles ist noch nicht zu erklären. Das Erforschen dieser Phänomene befriedigt meine Grund-Neugier. Würde ich in der Antarktis leben, wäre meine Lieblingslandschaft wahrscheinlich Wald. Weil ich aber hier lebe, zieht es mich in die Berge oder in die Antarktis. Es ist eine Herausforderung, in einer solchen Umgebung mit einem Team überleben und arbeiten zu können. Das hat natürlich auch was mit Entdeckergeist zu tun. Es ist schön, in Landschaften zu gehen, in denen noch keiner war. So kann man ein bisschen Licht in die Dunkelheit tragen. Aber natürlich verbringe ich als Wissenschaftler die meiste Zeit im Büro vor dem Computer.
Was empfinden Sie, wenn Sie nachts nach oben in den Sternenhimmel gucken?
Gerst: Ich verspüre dann eine unglaubliche Sehnsucht, herauszufinden, was dort ist. Ich will wissen, wie unser Universum aufgebaut ist und ob dort oben noch jemand ist. Lebt da noch jemand oder sind wir die einzigen?
Vermuten Sie denn, dass es dort Leben gibt?
Gerst: Es geht dabei nicht um glauben oder nicht glauben. Man weiß es einfach nicht. Um das herauszufinden, müssen wir erst mal zum Mars fliegen. Der kann uns vielleicht verraten, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass Leben entsteht, wenn die Bedingungen dafür da sind.
Raumfahrt kostet nur einen Kaffee
Die bemannte Raumfahrt wird mitunter sehr infrage gestellt. Es heißt, wir können sie uns eigentlich nicht leisten. Hier unten gibt es viele wichtigere Probleme, die wir zunächst lösen müssten. Was sagen Sie zu einer solchen Haltung?
Gerst: Wir Menschen können zum Glück an mehreren Problemen gleichzeitig arbeiten. Von der Weltraumfahrt profitiert die Menschheit enorm. Sie befähigt uns, Satelliten wie Envisat zu bauen, der die Umwelt überwacht, der Dürren vorhersagen hilft oder Waldbrände. Ohne die Technologie aus dem All hätten wir das Ozonloch nicht entdeckt. Die Weltraumfahrt widmet sich vielen Problemen gleichzeitig und verbessert konkret das Leben hier auf der Erde. Politiker führen oft ökonomische Kriterien an. Raumfahrt kann man aber nicht so einfach kurzfristig ökonomisch bewerten. Das ist das Gleiche bei der Grundlagenforschung. Die zahlt sich auch nicht unmittelbar aus. Würden wir aber die Grundlagenforschung einfach abschaffen, dann würden wir nicht nur den Ast absägen, auf dem wir sitzen, sondern den ganzen Baum. Und so ist es auch, wenn wir die bemannte Raumfahrt einstellen würden. Wir würden dann Technologien verhindern, die wir dringend brauchen.
Technologien kann man auch auf der Erde erforschen.
Gerst: Ja, aber es gibt Experimente, die wir nur im Weltall durchführen können. Wir helfen zum Beispiel Osteoporose-Kranken, indem wir im All untersuchen, wie der Körper Knochenmasse abbaut. Wir untersuchen in der Schwerelosigkeit, wie sich das Gehirn verändert, wenn der Gleichgewichtssinn ausfällt. Das hilft Schlaganfall-Patienten auf der Erde. Wir entwickeln neue Materialien und Flüssigkeiten, die uns dabei helfen, neue Kraftwerks-Brennkammern zu bauen, die Treibstoff und CO2 einsparen. Viele wissen gar nicht, wie wenig die bemannte Weltraumfahrt kostet im Vergleich dazu, was sie uns bringt. Sie kostet uns als ESA-Bürger im Jahr ca. einen Euro. Das ist ungefähr so viel wie ein Kaffee im Jahr. Insgesamt kostet uns die Raumfahrt ca. zehn Euro im Jahr. So viel wie eine Pizza. Dafür bekommen wir Satelliten-Navigation im Auto, Wettervorhersagen, Klimaschutz, Telekommunikation, Satellitenfernsehen. Das sind direkte Derivate der Raumfahrt und zum Großteil auch der bemannten.
Muss den Mensch denn wieder zum Mond fliegen? Dort war der Mensch ja schon.
Gerst: Das ist kein Argument. Der Mond ist viermal so groß wie Europa, und es sind sechsmal Leute gelandet, die ein paar Kilometer herumgelaufen sind. Stellen Sie sich vor, sie reisen nach Europa und steigen an sechs zufällig ausgewählten Stellen aus. Kennen Sie dann Europa? Wir könnten zum Beispiel ein Teleskop auf der Rückseite des Mondes bauen, das nicht von der Sonne geblendet wird und dadurch Meteoriten früher entdecken, die die Erde gefährden.
Und wie sehr lockt der Mars?
Gerst: Der Mars hatte früher eine Atmosphäre, die zweimal so dicht war wie die auf der Erde. Der Mars war potenziell bewohnbar, es gab dort flüssiges Wasser. Jetzt ist er wüst und leer. Wir wissen nicht genau, warum das so ist. Wie kann man verhindern, dass das Gleiche auf der Erde passiert? Diese Frage kann der Mars beantworten. Kann ich dieses Wissen, wenn ich es habe, in drei Jahren verkaufen? Nein! Sollten wir es trotzdem tun? Ja!
Jüngst wurde der erste kommerzielle Weltraumbahnhof eingeweiht. Was halten Sie davon?
Gerst: Ich finde das großartig. Die Leute sind offenbar fasziniert vom Weltraum, sie wollen dorthin. Es ist gut, wenn mehr Menschen die Möglichkeit bekommen, ins All zu fliegen. Ich könnte mir vorstellen, dass jemand, der mal so einen Flug mitgemacht hat, ganz anders über die Erde denkt.