München. Ein ehemaliger Wehrmachtsoffizier ist in München zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Der inzwischen 90-Jährige wurde des mehrfachen Mordes für schuldig befunden. Das Kriegsverbrechen geschah 1944 in der Toskana, der Mann war 2006 bereits in Italien verurteilt worden.
Das Landgericht München I hat einen als NS-Kriegsverbrecher angeklagten 90-jährigen Rentner zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Josef Sch. sei als Wehrmachtsoffizier für die Ermordung von zehn italienischen Zivilisten 1944 in der Toskana mitverantwortlich, urteilte das Gericht am Dienstag.
Angeklagter beteuerte seine Unschuld
Die Anklage in dem Verfahren, das wohl einer der letzten Kriegsverbrecherprozesse des Zweiten Weltkrieges sein dürfte, lautete auf 14-fachen Mord und versuchten Mord in einem Fall. Sch. sollte im Juni 1944 in der Toskana den Befehl gegeben haben, vier Menschen zu erschießen und zehn weitere Männer in einem Bauernhaus in Falzano di Cortona in die Luft zu sprengen.
Die Staatsanwaltschaft hatte Josef Sch. niedrige Beweggründe und Grausamkeit vorgeworfen und eine lebenslange Haftstrafe gefordert. Seine drei Verteidiger plädierten hingegen auf Freispruch: Es lasse sich nicht mehr aufklären, was 1944 passiert sei. Sch., der die Verhandlung mit Hilfe eines speziellen Hörgerätes verfolgte, schwieg selbst die meiste Zeit zu den Vorwürfen. Zu Beginn des elfmonatigen Prozesses hatte er seine Verteidiger eine Erklärung verlesen lassen, in der er bestritt, auch nur Kenntnisse der Ereignisse im italienischen Falzano di Cortona zu haben.
Ehemaliger Mitarbeiter sagte gegen Sch. aus
Die Anklage stützte sich auf Dokumente und Zeugenaussagen. Für eine überraschende Wendung in dem fast ein Jahr dauernden Prozess hatte ein Zeuge gesorgt, der sich erst vor wenigen Wochen bei der Staatsanwaltschaft gemeldet hatte: Der frühere Mitarbeiter in der Möbelschreinerei von Josef Sch. hatte ausgesagt, der Angeklagte habe einst mit seiner Beteiligung an dem Massaker angegeben.
Der Rentner und frühere Leutnant aus Ottobrunn lebte jahrzehntelang unbehelligt in seinem oberbayerischen Heimatort. Er wurde wegen des Massakers bereits im September 2006 von einem Militärgericht im italienischen La Spezia in Abwesenheit zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. (afp/ap/ddp)