Berlin.
Die Erfolgsgeschichte des kleinen Mannes begann in der DDR. Vor 50 Jahren erfand in Ostberlin ein Verkehrspsychologe die rot-grünen Ampelfiguren, die auch die Wende überstanden.
Noch nie hat es einen Mucks von sich gegeben, trotzdem folgen täglich Hunderttausende Menschen seinem Kommando. Klein ist es, hat eine Knollennase und trägt einen altmodischen Hut; gerade deshalb ist es Kult. Am Donnerstag feiert es seinen 50. Geburtstag: das ostdeutsche Ampelmännchen.
Die Erfolgsgeschichte des kleinen Mannes begann in der DDR. Dort wurde in den 50ern nach einer neuen Form der Fußgängerampel gesucht. Karl Peglau, seinerzeit leitender Verkehrspsychologe beim „Medizinischen Dienst des Verkehrswesens der DDR“, hatte die Idee mit dem Ampelmann. Zeichnerisch selbst nicht so begabt, überließ Peglau die grafische Umsetzung seiner Vision seiner Sekretärin Anneliese Wegner. Diese malte dem kleinen Mann seine markante Nase, den Hut, ein lachendes Gesicht und detailgetreu fünf Finger an die Hand. In der einen Version schritt der Ampelmann forschen Schrittes voran, in der anderen signalisierte er mit ausgestreckten Armen: Halt! Stehen bleiben!
Was blieb, war der markante Hut – sehr zum Erstaunen seines Erfinders
Die Idee zu Papier gebracht stellte Peglau sein Ampelmännchen am 13. Oktober 1961, vor genau 50 Jahren, offiziell der Verkehrsbehörde der DDR vor. Auf seinem Gang durch die Instanzen wurden dem Ampelmännchen aus „ausleuchtungstechnischen Gründen“ alle Finger und Ohren amputiert. Die Laufrichtung des grünen Mannes wurde von rechts nach links geändert. Ob das politisch motiviert war, ist nicht mehr bekannt.
Was blieb, war der markante Hut – sehr zum Erstaunen seines Erfinders: „Wir hatten uns ernstlich Sorgen gemacht, dass dieses fröhliche Merkmal als eine kleinbürgerliche Tendenz angesehen würde und ideologische Schwierigkeiten für die Zustimmung bei den staatlichen Stellen auslösen könnte“, schrieb Peglau, der 2009 verstarb.
Doch mit der Wende schien der Siegeszug des Ampelmannes dem Ende nah. Die ostdeutschen Ampeln wurden durch jene aus dem Westen ersetzt. Entrüstet über die Entwicklung, gründete sich 1996 ein „Komitee zur Rettung der Ampelmännchen“. Die Politik zeigte Nachsicht: 1997 wurde der Ampelmann in die Straßenverkehrsordnung aufgenommen und gab von da an auf Deutschlands Kreuzungen wieder den Takt an. (dapd)