Nur noch wenige Wochen bis Weihnachten und noch so viele unerfüllte Wünsche! Ein Kurztrip nach Berlin könnte zur Lösung des Problems werden.

Dort haben die Geschäfte in diesem Jahr ab sofort auch am Sonntag geöffnet, zumindest bis zum Fest.

Und zudem gibt es in der Hauptstadt eine beachtliche Anzahl an originellen und einzigartigen Geschäften, die einen sympathischen Gegenpol zu Filialisten und austauschbaren Kaufhausketten bieten.

Los geht's am Potsdamer Platz. Zwei Stationen mit dem 148-er oder ein paar Minuten per pedes die Potsdamer Straße hinunter, ist schon mancher Passant verwundert am Schaufenster des Hauses Nummer 75 stehen geblieben. Madonnen, Kruzifixe, Rosenkränze, Weihrauch und Heiligenbildchen dominieren die Szenerie und erinnern an manches klerikale Ausstattungsgeschäft in Vatikannähe.

„Ave Maria” heißt der Shop, und auch wenn mancher Kunde sich dort nur aus Jux und Dollerei mit Devotionalien ausstattet, ist der Laden Kult und ernstzunehmender Anbieter gleichermaßen.

Der Potsdamer Platz selber präsentiert in seiner kleinen gläsernen Shoppingwelt den üblichen Filialmischmasch. Im Untergeschoss lädt der „Ampelmann Shop” zum Stöbern ein. Die putzigen Ampelmännchen, die einst die Fußgängerampeln der DDR zierten, sind längst zu Designobjekten geworden. „Der Ampelmännchen-Flaschenöffner gehört zu unseren Rennern”, sagt Shop-Managerin Veronica Heibter.

Weit über hundert Produkte, entworfen und immer wieder von den Shop-Designern um Novitäten erweitert, werden von den kantigen Gestalten geziert: Backformen, Fußabtreter, Gummibärchen, Eiswürfelformen, Kugelschreiber, Ohrringe, Babystrampler. „Dabei geht es kaum noch um Ostalgie”, so Veronica Heibter, „das Ampelmännchen ist ein bekanntes Symbol, das bei uns in zeitgenössischem Produktdesign wieder auftaucht.”

Ein Spaziergang vom Berliner Dom über die Museumsinsel führt im Bogen in den Dunstkreis der Hackeschen Höfe. In der Großen Hamburger Straße, die zwischen der Jüdischen Synagoge und dem Alten Jüdischen Friedhof verläuft, hat die kreativste und renommierteste Hutdesignerin der Stadt ihr Domizil.

INFO

Shoppen in Berlin

Berlin ist das erste Bundesland, in dem die Geschäfte selbst entscheiden können, wann sie schließen. Von Montag bis Samstag dürfen sie sogar rund um die Uhr öffnen. An den Adventssonntagen in der Zeit von 13-20 Uhr.

Ave Maria,Tiergarten, Potsdamer Str. 75, 030/26 52 284, www.avemaria.de, Mo-Fr 12-18, Sa 12-15 Uhr

Ampelmann Shop, Mitte, Karl-Liebknecht-Str. 1, 030/27 58 32 38, www.ampelmann.de, Mo-Sa 10-20, so 11-20 Uhr.

Fiona Bennett, Mitte, Große Hamburger Str. 25, 030/28 09 63 30, www.fionabennett.com, Mo-Mi 10-18, Do+Fr 12-20, Sa 12-18 Uhr

Sterling Gold, Mitte, Heckmann-Höfe, Oranienburger Str. 32, 030/28 09 65 00, www.sterlinggold.de, Mo-Fr 12-20, Sa 12-18 Uhr

Radio Art, Kreuzberg, Zossener Str. 2, 030/69 39 435, www.radio-art.de, Do+Fr 12-18, Sa 10-13 Uhr.

Knopf-Paul, Kreuzberg, Zossener Str. 10, 030/692 12 12, www.paulknopf.de, Di+Fr 9-18, Mi+Do 14-18 Uhr

Whisky & Cigars, Mitte, Sophienstr. 8-9, 030/282 03 76, Mo-Fr 11-19, Sa 11-16.

Pesto Dealer Berlin, Charlottenburg, Goethestr. 34, 0178/55 98 510, www.pestodealerberlin.de, Do+Fr 11-19, Sa 10-17 Uhr,

Senfsalon, Kreuzberg, Hagelberger Str. 46, 030/78 89 11 01, www.senfsalon.de, Mo-Fr 11-19, Sa 11-15 Uhr,

Doggieshop, Prenzlauer Berg, Bornholmer Str. 14, 030/44 71 46 21, www.doggieshop.de, Mo-Fr 10.30-20, Sa 10.30-16

Berlinomat, Friedrichshain, Frankfurter Allee 89, 030/42 08 14 45, www.berlinomat.comMo-Fr 11-20, Sa 10-18 Uhr,

Anreise: Mit der Bahn vom Ruhrgebiet aus in ca. 3,5 Stunden, Flug ab Düsseldorf mit Air Berlin oder Lufthansa. Außerdem haben diverse Busreiseveranstalter Berlin im Angebot.

Kontakt: Berlin Tourismus Marketing, Tel: 030/25 00 25, www.visitBerlin.de

Fiona Bennett, gebürtige Engländerin, ist längst international für ihre schönen wie ungewöhnlichen Kopfbedeckungen bekannt. Ganz preiswert sind ihre Unikate nicht, dafür aber ultimative Hingucker.

Das lässt sich auch über die Roben sagen, die nicht weit entfernt bei „Sterling Gold” in den kopfsteinpflasterbestückten Heckmann-Höfen hängen. Die lichtdurchflutete Remise als Second-Hand-Laden zu titulieren, wäre grob fahrlässig. Vintage ist die richtige Bezeichnung.

„Das ist Kleidung, die mindestens zwanzig Jahre alt ist”, erklärt Inhaberin Andrea Jacobs. Rund tausend, vor allem amerikanische Abend-, Ball- und Cocktailroben sowie Mäntel aus den 40-er bis 80-er Jahren, hängen hier fein säuberlich und nach Farben sortiert auf den Kleiderstangen.

Das aber ist nur ein Bruchteil des Bestandes. Der Fundus besteht aus über 200 000 Originalen, vom einmal getragenen Modelkleid über Konfektionsware bis zum selbstgeschneiderten Stück.

Kreuzberg, der inzwischen zahm und familientauglich gewordene ehemalige Krawallbezirk, ist und bleibt ein Ort für schräge Vögel. Wie für Horst-Dieter Schmahl, der einer zu Ohren gehenden Leidenschaft frönt. Der Rundfunk- und Fernsehtechnikmeister hat ein Faible für alte Radios. „Radio Art” heißt sein Verkaufsraum samt Werkstatt, wo sich rund 2000 alte Apparate aus sechs Jahrzehnten türmen - darunter Koffer- und Transistorradios, Musiktruhen sowie Grammophone.

Zu den Nachbarn des Radiomannes gehört „Knopf-Paul”. Der Name ist Programm. Paul Knopf ist Herr über hunderttausende Knöpfe, die sich in seinem Geschäft bis unter die Decke stapeln. Kein Material, keine Form ist ihm zu schräg - wer hier einmal gestöbert hat, ahnt, dass es in Sachen Knopf wohl nichts gibt, was es nicht gibt, so etwa Knöpfe aus Kokosnuss, Büffelhorn oder alten Glas. Und immer kommt Neues hinzu, längst hat der Knopffan Eigenes wie Pflaumenkernknöpfe und Manschettenknöpfe aus alten Schreibmaschinentasten kreiert.

Es ist noch nicht lange her, da sich in Berlin ungewöhnliche Angebotskombinationen in einem Laden fanden, Kohlen & Wein beispielsweise. Die Paarungen sind schicker geworden, wie man bei „Whisky & Cigars” mit mehr als tausend Whiskysorten sieht.

Auch kulinarisch bietet Berlin längst mehr als die weiterhin imposante Feinschmecker-Etage des KaDeWes. Viele kleine Spezialitätenshops regen die Kauflust an. Im „Pesto Dealer Berlin”, fußläufig eine Viertelstunde vom Ku'damm entfernt, stellt Kirsten Remstädt mit hausgemachten Kreationen unter Beweis, dass Pesto nicht unbedingt auf Basilikum basiert, sondern auch auf Salbei, Minze oder Thai-Koriander. Senf ist das Faible von Merit Schambach. In ihrer Kreuzberger Manufaktur, dem „Senfsalon”, kommen Feigen-, Bananen-, Erdbeer-, Chili- oder Cassis-Senf ins Glas: alles aus eigener Herstellung und per Hand abgefüllt.

Eine lange vernachlässigte Zielgruppe sind Hunde. Bei über 100 000 hauptstädtischen Vierbeinern ist es fast verwunderlich, dass Geschäfte wie der im Prenzlauer Berg gelegene „Doggieshop” noch gar nicht so lange existieren. Dort gibt es, was Herrchen, Frauchen und wohl auch Hunde glücklich macht: Pullis, Jacken, Schals, hippe Halsbänder und Hundekissen nach individuellen Stoffwünschen.

Eine Plattform für Design aus Berlin bietet „Berlinomat”, ein großzügiger Laden an der Frankfurter Allee in Friedrichshain beheimatet. Mode, Wohnaccessoires, Schmuck und Möbelobjekte von über 150 Kreativen erdacht und in Kleinserien produziert, werden hier angeboten - vom platten Stückchen Filz, das mittels eines umlaufenden Reißverschlusses zur Handtasche wird, bis zum Butterbrot-Brettchen mit „Berlin macht wild”-Aufdruck. Selbst den Fernsehturm vom Alexanderplatz gibt es hier – als gestrickten Schlüsselanhänger im Miniformat.

Berlinomat-Chef Jörg Wichmann hält die Hauptstadt für eine lohenswerte Shoppingstadt. „Viele internationale Marken gehen mit experimentelleren Läden an den Start”, sagt Wichmann, „der Nährboden ist gut, dennoch kann die Stadt noch einiges an guten Konzepten vertragen.”