Essen. . Ein paar Tage früher als geplant, aber dafür praktischerweise pünktlich zum Filmstart von „Wickie“ ist die Biographie von Eva Padberg erschienen: „Model Ich“ (Diederichs Verlag, 14,99 Euro) wird gefeiert als Abrechnung mit der Modebranche.
Mit Superlativen ist es ja so eine Sache: Die Lobhudelei, Eva Padberg sei „Deutschlands klügstes Model“, bietet jedenfalls viel Stoff zum Nachdenken. Wie kommt ihr Verlag darauf? Ist das eigentlich ein Kompliment? Und stimmt das überhaupt? Eines stimmt auf alle Fälle: Zur Zeit ist Eva Padberg eines der vielbeschäftigsten deutschen Models.
Gerade ist der neue Wickie-Film angelaufen. Die schöne Blonde spielt mit und sorgt dafür, dass Papi die Kinder gern ins Kino begleitet: Im knappen Lederfetzen gab sie auf der sturmumtosten Klippe die wilde Walküre – und empfahl sich anschließend in Interviews gleich für Höheres: „Eva als Bond-Girl! Das bitte ich jetzt auch gleich mal als offizielle Bewerbung bei der Broccoli-Familie zu verstehen“, wandte sich die 31-Jährige an die Produzenten der Agenten-Filme. Doch, die Rolle an der Seite von 007 würde sie sich „auf jeden Fall“ zutrauen.
Sie traut sich eine Menge: Ein paar Tage früher als geplant, aber dafür praktischerweise pünktlich zum Filmstart ist ihre Biographie erschienen: „Model Ich“ (Diederichs Verlag, 14,99 Euro) wird gefeiert als Abrechnung mit der Modebranche.
Image vom bodenständigen Model
Doch abgerechnet wird bekanntlich am Schluss – und da will Padberg ja noch lange nicht sein. Entsprechend ist ihr Buch auch eher ein launig-lauer Einblick in die Modelwelt, die wir uns genauso vorgestellt haben, wie sie sie beschreibt.
Wer Skandale oder wenigstens Skandälchen erwartet, dürfte enttäuscht werden. Stattdessen nutzt die Thüringerin die Gelegenheit, ihr Image von der bodenständigen Normalo-Frau zu pflegen, die mit Luxus eigentlich gar nichts anzufangen weiß, die ihren Urlaub eher auf einem Hausboot auf der Müritz als einer Jacht an der Côte d’Azur verbringt, die sich um ihr Alter und Diäten keinen Kopf macht – eben eine, die sich zum Trotz ein fettes Schokocroissant holt, wenn bei einer Chanel-Schau wegen Hüftspecks aussortiert wurde.
Auch im werbewirksamen Interview rund um die Buchveröffentlichung spinnt die Wahl-Berlinerin diesen Faden gern weiter: „Ich stöckel nicht auf High Heels durch Prenzlauer Berg, und jede Hausparty mit Billigwein ist mir lieber als Schampus unterm Heizpilz auf irgendeiner Dachterrasse“, erzählte sie jüngst und stapelt weiter ganz, ganz tief: Nein, um ihr Auto müsse sie sich in Berlin keine Sorgen machen: „Ich muss gestehen, dass wir eine Garage haben. Das ist noch so eine alte Ostgarage, die für Trabbis gebaut wurde. Mein Mann parkt da wunderbar ein, ich setz den Wagen gern mal gegen die Wand.“
Unterhaltsam aber unrealistisch
Aber klar doch, ein bisschen Geläster muss auch bei Eva Padberg sein. Und wer eignet sich da besser als Heidi Klum und ihre Modelsuche: Unterhaltsam sei die Show, schreibt die Expertin in ihrem Buch, „realistisch ist sie nicht“. Viele der Mädchen seien hübsch, „aber das Zeug zum Model hat kaum eine“. Unmögliche Übungen und Mutproben nur für die Quote, kurzer Ruhm und Schluss. In einer Castingshow könne man eben schlecht den Alltag eines Models zeigen, da die Leute vor Langeweile abschalten würden. „Wer wirklich Model werden will, sollte sich bei einer seriösen Agentur vorstellen.“
Diese abschließende Einschätzung hält Eva Padberg aber überraschenderweise nicht davon ab, ein neues, prestigeträchtiges Projekt zu starten: Im kommenden Frühjahr wird sie, wie sie jetzt verriet, bei der Casting-Show „Das perfekte Model“ von Vox in der Jury sitzen.
Die Mädchen machen sich zum Affen
In der Sendung, den Ankündigungen nach ein Mittelding zwischen Klums Topmodel und X-Factor, wolle sie immer ganz ehrlich zu den Kandidatinnen sein, verspricht Padberg im „BamS“-Interview. Ob sie ihren wohl die Adresse einer seriösen Agentur verraten will? Oder nur diese überraschende Erkenntnis: „Wahrscheinlich ist es eine gute Schule, denn die Mädchen machen sich zum Affen. Und wenn man es genau nimmt, geht es im Model-Beruf um nichts anderes.“
Und wieder fragt man sich, ob das nun wirklich alles so klug war.