Nairobi. .

Bei einer Pipeline-Explosion in Kenia sind nach Behördenangaben mindestens 120 Menschen getötet worden. Anderen Angaben zufolge, gab es mindestens 75 Tote. So viele Leichen wurden bereits geborgen. Unter den Todesopfern waren zahlreiche Kinder. Die Zahl der Toten werde wahrscheinlich noch steigen, teilte ein Polizeisprecher mit.

Die Explosion ereignete sich am frühen Morgen im Industriegebiet Lunga Lunga, das in einem dichtbesiedelten Slum liegt. Ein Augenzeuge berichtete, die Pipeline habe ein Leck gehabt und Slumbewohner seien herbeigeströmt, um den austretenden Treibstoff aufzufangen. Plötzlich habe es einen lauten Knall gegeben, und Rauch und Flammen seien hoch in den Himmel geschossen. Ein brennender Zigarettenstummel ist möglicherweise die Ursache.

Brennende Opfer sprangen in den Fluss

Er habe Frauen und Kinder gesehen, die "wie Feuerholz brannten", sagte Anwohner Francis Muendo der Nachrichtenagentur AFP. "Das Allerschlimmste war eine Frau, die mit ihrem auf den Rücken gebundenen Baby verbrannte." Einige Opfer sprangen in einen nahegelegenen Fluss, nachdem ihre Kleidung und Haare Feuer fingen. Viele von ihnen erlagen dann im Wasser ihren schweren Verbrennungen. Die Polizei spannte ein Netz quer über den Fluss, damit die Leichen nicht davongetrieben werden. Auch viele der Elendshütten in der Nähe der Pipeline gerieten in Brand, ihre Blechdächer verbogen sich in der Hitze der Flammen. Der Leiter des Kenyatta-Krankenhauses in Nairobi sagte, mindestens 112 Menschen seien mit Brandverletzungen in die Klinik eingeliefert worden. Es würden dringend Blutspenden und Decken benötigt.

Hütten im Umkreis brannten aus

"Ich kann die Leichen nicht mehr zählen", sagte der Polizeichef von Nairobi, Wilfred Mbithi, am Unglücksort in der kenianischen Hauptstadt. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AP sagte, er habe in einem Umkreis von 300 Metern um den Explosionsort in brennenden Hütten zahlreiche verbrannte Leichen gesehen. Einige Leichen trieben auch in einem mit Abwässern gefüllten Fluss. Anwohner erklärten, brennende Menschen seien in den Fluss gesprungen. Hütten der Bewohner des Armenviertels hätten bis an die Pipeline herangereicht.

Der 34-jährige Joseph Mwangi, ein Bewohner des Elendsviertels Embakasi, sagte, er habe gerade seine Kuh gefüttert, als plötzlich Menschen gerufen hätten, dass die Pipeline ein Leck habe. Manche seien weggelaufen, andere hätten Eimer geholt, um das auslaufende Benzin aufzufangen. Er habe auch einen Eimer holen wollen, als er gegen 9 Uhr die Explosion gehört habe. Das Benzin lief auch in den Fluss, Teile des Gewässers standen in Flammen. Mwangi suchte nach seiner sechsjährigen Tochter. Kurz nach dem Gespräch entdeckte er in den Trümmern seiner Wohnung zwei verkohlte Leichen. "Das waren meine Kinder", sagte er. Währenddessen liefen andere Überlebende fassungslos durch die Trümmerlandschaft. Dabei versuchten einige vergebens, über das Handy Angehörige zu erreichen.

Ministerpräsident Odinga besuchte Krankenhaus

Der Sprecher eines Rettungsdienstes sagte, viele der Opfer seien bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Das Rote Kreuz habe mit Such- und Rettungsaktionen begonnen und zwei Zelte aufgeschlagen, in denen Erste Hilfe und psychologische Betreuung angeboten würden. Regen und Rauch behinderten die Sicht.

Der kenianische Ministerpräsident Raila Odinga besuchte die Verletzten im Krankenhaus. "Das ist ein schrecklicher Unfall", erklärte er. Seine Regierung werde die Behandlungskosten der Betroffenen übernehmen und Hinterbliebene finanziell entschädigen, versprach er.

Odinga suchte zudem nach eigenen Angaben das Büro des Betreibers der Pipeline auf. Vertreter der Kenya Pipeline Company hätten ihm erklärt, dass die Explosion durch ein Leck in der Pipeline ausgelöst worden sei. "Es wird eine gründliche Untersuchung geben", kündigte Odinga an. Die Leitung verlief durch das dicht besiedelte Armenviertel Embakasi in Nairobi. Es liegt zwischen der Innenstadt und dem Flughafen.

Außenminister Guido Westerwelle sprach sein Beileid aus

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sprach der kenanischen Regierung sein "tief empfundenes Beileid" aus. Mit großer Betroffenheit habe er von dem schrecklichen Unglück gehört, erklärte er.

Pipeline-Lecks und Tankerunglücke in Afrika locken häufig große Mengen von Armen an, die Treibstoff stehlen wollen. Dabei kommt es häufig zu durch Funken ausgelösten Großbränden mit zahlreichen Opfern. 2009 kamen 122 Menschen durch ein Feuer ums Leben, als sie Treibstoff aus einem gekenterten Tanker in Westkenia abzapften. (afp)