Celle. . Monatelang hat sie gebangt, jetzt ist das Warten für eine Mutter aus dem Landkreis Celle vorbei. Ihre Söhne und Töchter sind nach Hause zurückgekehrt. Die vier Kinder waren vom Vater am Ostermontag entführt worden.
Die Mutter der vier entführten Kinder aus Hermannsburg im Landkreis Celle hat ihre Söhne und Töchter am Donnerstag wohlbehalten in Deutschland empfangen. „Ich bin überglücklich und unendlich dankbar, dass meine Kinder gesund bei mir sind“, ließ die Frau über die Polizei mitteilen. Die Kinder waren von ihrem Vater am Ostermontag entführt worden. Er war von April bis September mit ihnen in Nordafrika unterwegs. Der Mann gilt als christlicher Fundamentalist. Sein Motiv ist laut Polizei noch unklar.
Am Mittwoch waren der 37-jährige Vater und die Kinder im Alter von vier bis neun Jahren im ägyptischen Kairo gestellt worden. Ein Auslieferungsverfahren erübrigte sich, weil die ägyptischen Behörden dem Vater eine Ausreise vorschlugen und er einwilligte, wie der Lüneburger Oberstaatsanwalt Lars Janßen sagte.
Der Vater sollte laut Polizei noch am Donnerstag einem Haftrichter vorgeführt werden. Dem Mann werde zunächst Gelegenheit gegeben, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Erst danach werde über eine Anklage entschieden, erläuterte Janßen.
Die Polizei hatte 136 Tage lang nach Lisa (4), Miriam (6), Benjamin (7) und Jonas (9) gesucht. Die niedersächsischen Ermittler seien häufig an ihre Grenzen gestoßen, weil sie keine Befugnisse im Ausland gehabt hätten, sagte die Leiterin des zentralen Kriminaldienstes, Birgit Thieme.
Psychologin erkennt keine Auffälligkeiten bei den Kindern
Zunächst habe die Polizei noch gehofft, der Vater werde den von ihm gebuchten Rückflug am 2. Mai antreten. Doch er ließ ihn verfallen. Schließlich wurde das Bundeskriminalamt (BKA) in die Ermittlungen einbezogen. Auch Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hatte sich zu dem Fall geäußert.
Ende August richteten die deutschen Behörden ein Rechtshilfeersuchen an die ägyptischen Behörden. Erst zu diesem Zeitpunkt sei die Erkenntnislage ausreichend für den Antrag gewesen, sagte Janßen. Zwar hatte es viele Hinweise aus der Öffentlichkeit gegeben, unterstrich die Kriminaldienst-Leiterin Thieme. Diese seien aber derart verspätet eingegangen, dass sich keine heiße Spur zum Aufenthaltsort der Kinder ergeben habe. 187 Hinweise hätten die Ermittler nachgeprüft. In einer besonderen Einsatzgruppe arbeiteten zeitweise bis zu 31 Sachbearbeiter.
Ob den Kindern ihre Entführung bewusst war, können die Ermittler nach eigenen Aussagen derzeit nicht einschätzen. Eine Psychologin habe bislang keine Auffälligkeiten festgestellt, sagte Kriminaloberkommissar Wolfgang Reichert. Die Kinder seien derzeit mit ihrer Mutter „an einem sicheren Ort“. Die Frau hatte von der Polizei erklären lassen, sie wolle sich bald in den Medien äußern, aber erst einmal Zeit mit ihren Kindern verbringen. (dapd)