Essen/Dallas. . Dirk Nowitzki bleibt für deutsche Basketball-Fans vermutlich ein Phantom: vorhanden, aber unsichtbar. Grund: NBA und deutsche TV-Sender können sich in der Rechtefrage nicht einigen.

Basketball fristete im deutschen Fernsehen lange Jahre ein trübes Dasein. Bei der Empfangbarkeit im Fernsehen rangiert der Volkssport aus den Ghettos der US-Metropolen hinter Golf, Snooker und, nun ja, Synchronschwimmen. Das hat sich jetzt gerächt, als Dirk Nowitzki mit dem Überraschungsmeister Dallas Mavericks zum weißen Riesen wurde. Die Finalspiele fanden in Deutschland fast unter Ausschluss der Fernseh-Öffentlichkeit statt – und dabei wird es wohl auch bleiben.

Warum das so ist? Die Lage ist kompliziert. Da gibt es zunächst die mächtige US-Liga NBA, die ihre TV-Rechte gern vergoldet. Am liebsten will sie den schnellen Sport mit den fliegenden Männern verschlüsselt ausgestrahlt sehen, möglichst teuer, möglichst exklusiv.

Sport1+ sendete das letzte Finale

Aber auch deutsche Bezahlsender müssen sich bei der NBA abstrampeln. Selbst der Bezahlsender Sport1+, via Kabel empfangbar, muss sich quälen. Der Kanal ließ sein Sparten-Publikum seit dem 19. Mai an einigen Playoffs live teilnehmen, das letzte Finale inklusive. Vorbei. Und: War’s das? Der Sender stapelte tief. Er könne „noch keine Angaben zu den kommenden Spielzeiten machen“, hieß es.

Schmallippig reagierte auch Bezahlkanal Sky. Sendersprecher Ralph Fürther: „Wir hatten die NBA unter anderem im letzten Jahr – ab Januar – mit dem Format ,NBA-TV’ im Programm. Für diese Saison kam keine Vereinbarung zustande. Ob wir die NBA demnächst wieder ins Programm nehmen, steht derzeit noch nicht fest.“

Natürlich wissen auch ARD und ZDF um die Attraktivität des Spiels mit dem roten Ball. ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz sagte auf Anfrage, der Mainzer Sender habe sich „um die Live-Rechte an der Finalserie bemüht“. Die NBA winkte jedoch ab. So blieben den Mainzelmännern gerade mal die Nachverwertungsrechte. Sie seien „gerade in dieser abgelaufenen Saison umfassend genutzt“ worden.

Allerdings gibt es jenseits der geschäftstüchtigen NBA noch eine andere Wahrheit. Das deutsche Publikum interessiert sich vor allem für die Finalrunde. Die Vorrunden-Spiele locken bestenfalls Experten. Dazu kommen die Tücken der Zeitverschiebung. Live-Spiele laufen nachts.

Bietet sich das Internet als Alternative an? Jein. Sicher, die NBA stellt ihre Spiele per Livestream oder per Video-on-demand ins Netz – aber nicht kostenlos. Der „NBA League Pass“ kostet regulär rund 100 Euro. Dafür sind Nowitzki & Co. „in sehr guter Qualität“ bei der Arbeit zu sehen, wie Online-Portal „chip.de“ befand.

51.000 deutsche NBA-Fans bei Facebook

Dem Charme dieses Angebotes erliegt allerdings nur eine übersichtliche Schar von Basketball-Jüngern. Die deutsche Version des NBA-Internetauftritt registriert gerade mal etwas mehr als 51 000 Fans bei Facebook. Zum Vergleich: Der gefallene Polit-Popstar Karl-Theodor zu Guttenberg gefällt in dem sozialen Netzwerk mehr als 277 000 Fans.

So wird Dirk Nowitzki auch künftig in seiner deutschen Heimat ein Phantom des Ballsports bleiben: Seine Fans wissen, dass der Mann mit dem Meisterring da ist, aber für sie bleibt er unsichtbar.

Nowitzki, der Champion

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