Essen. . Einmal ein frisch lackiertes Luxusweib wie Paris Hilton sein - davon träumt manch bodenständige Frau. Welche Tücken der teure Nagellack haben kann, und warum der Glamour in kleinen Pfützen versinken kann, das erzählt diese Glosse von Maike Maibaum.

Einmal wollte ich auch so ein Luxusweib sein. Eine dieser Frauen, die den ganzen Tag Stress damit haben, ihr Wellness-Programm zu bewältigen. Für den Anfang beschränkte ich mich auf einen klitzekleinen und eindeutig bodenständigen Luxus. Ich marschierte in ein hochelegantes Kosmetikstudio und sagte: Ich würde mir gern die Fußnägel ganz schick lackieren lassen.

Was ich nicht sagte: Ich bin es leid, im Badezimmer zu kauern und versehentlich meine halben Füße rot zu pinseln. „Lackierer“ ist nicht zufällig ein dreijähriger Lehrberuf. Mein Mann würde niemals auf die Idee kommen, sein Auto eigenhändig zu lackieren. Warum, bitteschön, soll ich in krummer Haltung mit einem winzigen, meist fusselnden Pinsel versuchen, ein Stück Körper zu bemalen, das beinahe zwei Meter von meinen nachlassenden Augen entfernt ist, grübelte ich trotzig. Auch um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen.

Luxusweib spielen macht Spaß

Eine Profi-Nagellackierung kostet 18 Euro, erklärte die Dame am Empfang. Sie führte mich in einen Raum aus Grün und Gold, der duftete wie das Paradies, nur teurer. Ich durfte mir aus einer Farbpalette, von der die Autoindustrie nur träumen kann, meinen Lieblingslack aussuchen. Der weiche goldgrüne Sessel umfing mich wie eine große Blüte die Elfe. Eine nette Dame reichte mir ein Glas Wasser. Es war bestimmt aus Tautropfen gewonnen und zauberte mir einen rosigen Teint. Ich musste die Füße hochlegen, was zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört.

Die Kosmetikerin bemalte mich so ehrfürchtig, als wäre ich aus Marmor und von Michelangelo, nix kleckerte, nix fusselte. Ja, Luxusweib spielen macht Spaß. Ich begann mir vorzustellen, ich sei Paris Hilton und würde gleich mit meinen rubinroten Nägeln in meine Prada-Stilettos steigen und damit zu meinem Ferrari-Cabrio tippeln. Ich würde der Kosmetikerin hundert Euro hinwerfen und gähnen: stimmt so. Dann würde ich den nächsten Termin vereinbaren, morgen abend, zur Aloe Vera-Pflegespülung für die Wimpern oder zum Ohrläppchen-Enthaaren, oder was Luxusweiber sonst noch so zu tun haben. Vielleicht würde ich zu Prada fahren, mir noch 20 Sommer-Stilettos aussuchen und bei einem Hundezüchter farblich dazu passende Mini-Pinscher bestellen, die man trägt wie eine kleine Handtasche.

Hilfe, wo sind die hauchdünnen Sandaletten?

Natürlich müssten ihre Krallen in der gleichen Farbe lackiert werden wie meine. Ich kam zu dem Ergebnis, dass ich Talent zum Luxusweib habe. „Fertig!“, weckte mich meine persönliche Lack-Künstlerin. Weil die 20 Prada-Stilettos noch bei Paris Hilton standen, wollte ich notgedrungen meine Kaufhof-Stiefeletten anziehen, als die Kosmetikerin aufschrie: Stopp! Sie wollen doch nicht mit den frisch lackierten Zehen... Nein, das ginge auch nicht in zehn Minuten, wenn alles trocken sei, auf keinen Fall, und ob ich keine hauchdünnen Sandaletten mitgebracht hätte?

So kam es, dass ich das hochelegante Kosmetikstudio zutiefst plump verließ: barfuß. In der linken Hand hielt ich meine Stiefel, rechts die Socken. Es regnete. Eine Nachbarin fuhr winkend an mir vorbei und starrte auf meine blanken Füße, mit denen ich bei 16 Grad durch kleine Pfützen watete. Garantiert begriff sie nicht, dass ich ein frischlackiertes Luxusweib war. Mein Auto, nicht direkt ein Ferrari, sondern ein Fabia, parkte auf einem Schotterplatz. Neben Brombeerbüschen. Die rubinroten Fußnägel wirkten blutrot, als ich barfuß über Steine und Dornen humpelte wie eine Büßerin. Und Paris Hilton fand ich schon immer blöd.

Nagellack, dm, ab 2,50 €