Hamburg. Der erste Urlaub zu zweit: Wovon viele frisch verliebte Paare lange träumen, kann fix zum Albtraum werden. Denn wer Tag und Nacht aufeinanderhängt, stellt ziemlich schnell fest, ob die Beziehung wirklich harmonisch ist und man gut zueinander passt.

Traute Zweisamkeit und Romantik pur - der erste gemeinsame Urlaub soll für Frischverliebte etwas ganz Besonderes werden. Doch am Ende kommt für das junge Glück oft die Ernüchterung, die gemeinsamen Tage werden zur Zerreißprobe. «Der erste Urlaub ist für Frischverliebte oft ein Test, ob die Beziehung wirklich harmoniert», sagt der Paartherapeut Elmar Basse aus Hamburg. Denn je höher die Erwartungen gesteckt seien, desto größer sei auch die Gefahr, dass die gemeinsamen Tage zum persönlichen Alptraum werden. «Man sitzt in dieser Zeit womöglich Tag und Nacht aufeinander und beschäftigt sich intensiv mit dem Partner und der Beziehung», erläutert der Experte.

Der erste Urlaub birgt jedoch für die Beziehung auch eine große Chance: «Die gemeinsamen Tage können dazu genutzt werden, die noch junge Beziehung zu festigen und den Liebsten auf eine ganz andere Weise kennenzulernen», betont der Paartherapeut Friedhelm Schwiderski aus Bönningstedt bei Hamburg.

Gute Planung notwendig

Damit der erste gemeinsame Urlaub kein böses Ende nimmt, sind jede Menge Verständnis für den Partner und eine gute Planung wichtig. «Schon vor den gemeinsamen Ferien ist es ratsam, grundsätzliche Fragen zu klären», empfiehlt Basse. So sollte man die Vorlieben des Partners kennen, die finanziellen Aspekte besprechen und die Komfortansprüche an einen Urlaub klären. Ebenso sollte das Paar bereden, welche Intentionen mit der Beziehung und demnach mit dem Urlaub verfolgt werden. «Ansonsten können schon nach wenigen Stunden erste Diskussionen aufkommen, die gemeinsame Tage vermiesen», betont der Paartherapeut.

Ein klassischer Streitgrund im Urlaub ist laut Basse die Eifersucht. «Die relaxte Atmosphäre am Strand verleitet Männer und Frauen zum Flirten», sagt er. Problematisch seien jedoch auch unterschiedliche Vorstellungen, beispielsweise beim Sex, die im Urlaub ans Tageslicht kommen. Sein Kollege Schwiderski fügt hinzu, dass sich Streitereien aber auch aus alltäglichen Situationen heraus ergeben könnten. Ein unterschiedlicher Tages-und-Nacht-Rhythmus oder die klassische Frage, ob man lieber relaxt oder etwas unternimmt - im ersten gemeinsamen Urlaub müssten die Vorlieben des Partners erst erkundet und auf die eigenen abgestimmt werden.

«Streitigkeiten im Urlaub können bereits anfängliche Beziehungsschwierigkeiten sein», erläutert der Paartherapeut. Denn möglicherweise gehen beide nach dem Urlaub mit anderen Belastungen in die Partnerschaft als vorher. «Deswegen sollten Probleme so schnell wie möglich geklärt werden, da sich ansonsten vielleicht der Partner zurückzieht und eine Lösung immer schwieriger wird», betont er. Zudem rät der Experte, dem Partner öfter Komplimente zu machen, wie schön beispielsweise der gemeinsam verbrachte Tag gewesen sei.

Liebe nicht gleich in Frage stellen

Elmar Basse fügt hinzu, dass aufgrund erster Streitereien nicht gleich die Liebe in Frage gestellt werden sollte. «Es ist wichtig, darüber zu reden, dem Partner Verständnis entgegenzubringen und die eigenen Wünsche zu äußern», rät der Hamburger. Auch wenn der erste gemeinsame Urlaub alles andere als harmonisch verlaufen sei, sollten die Partner danach die Probleme in einem gemeinsamen Gespräch diskutieren. «Dabei sollte man auf keinen Fall eine Vorwurfshaltung an den Tag legen, sondern konstruktiv und verständnisvoll auf den anderen zugehen», erläutert Basse.

Damit sich die Partner auch im Alltag ein Stück ihres ersten Urlaubs bewahren und gemeinsam ihre Erinnerung an die zusammen verbrachten Tage erhalten, sollte jedes Paar für sich selbst ein Ritual finden. «Manche schauen sich gemeinsam Fotos an oder beschenken sich mit Urlaubsmitbringseln, um sich an die gemeinsame Zeit zu erinnern», erzählt Schwiderski. «Andere kochen zusammen ein Gericht, das sie im Urlaub gerne gegessen haben, oder schwelgen bei der Urlaubsmusik in Erinnerungen.» (ddp)