Berlin. . Die EU-Flugaufsicht sieht vorerst keine weitere Gefahr für den Flugverkehr durch eine Aschewolke. Der Ausbruch des Vulkans Grimsvötn auf Island hatte am Mittwoch für zahlreiche Flug-Ausfälle in Deutschland gesorgt.

Flugpassagiere in Europa können vorerst aufatmen. Für den Donnerstag erwartete die EU-Flugaufsichtsbehörde Eurocontrol bis zum Mittwochabend keine starken Beeinträchtigungen des Luftverkehrs durch die Aschewolke des isländischen Grimsvötn-Vulkans. Die Deutsche Flugsicherung (DFS) hatte am Mittwochnachmittag alle wegen der Aschewolke aus Island erteilten Flugverbote aufgehoben. Die Berliner Flughäfen erhielten ab 14 Uhr wieder eine Start- und Landeerlaubnis, wie eine DFS-Sprecherin sagte.

Um 11 Uhr war der Flugbetrieb in Bremen wieder aufgenommen worden, um 12 Uhr folgte der Flughafen Hamburg. Die Aschewolke aus dem Vulkan Grimsvötn hatte in den Morgenstunden besonders den Luftverkehr in Norddeutschland massiv behindert. Zahlreiche innerdeutsche und europäische Flüge mussten gestrichen werden.

Kein Vergleich mit dem Eyjafjalla-Vulkan

Insgesamt kommt Europa mit dem Grimsvötn-Ausbruch deutlich besser zurecht als mit der Eyjafjallajökull-Eruption im April 2010. In den ersten beiden Tagen der Krise seien lediglich 500 Flüge ausgefallen, loben die europäischen Luftfahrtverbände ACI und AEA. Am ersten Tag der 2010-Krise waren hingegen 8000 Flüge gestrichen worden. Insgesamt werden jeden Tag 29.000 Flüge innerhalb des europäischen Luftraumes abgewickelt.

In Hamburg seien 231 Starts und Landungen ausgefallen, sagte eine Sprecherin des Flughafens, etwa 20.000 Passagiere seien betroffen gewesen. Der Betrieb in der Hansestadt war nach dem nächtlichen Flugverbot von 24.00 bis 6.00 Uhr am Morgen zunächst gar nicht erst aufgenommen worden.

Auch der Flugbetrieb in Bremen war lahmgelegt worden. „Bis Mittag werden 21 Abflüge und 19 Ankünfte gestrichen“, sagte Flughafensprecher Florian Kruse auf dapd-Anfrage. In Berlin waren es mindestens 185 Flüge. Der Flughafen in Frankfurt am Main war ebenfalls von Flugeinschränkungen betroffen. Bis zum Vormittag wurden 43 Verbindungen abgesagt, wie der Flughafen-Betreiber Fraport meldete. Betroffen waren vor allem Flüge von und nach Norddeutschland und Berlin. Das Chaos blieb in Frankfurt aber weitgehend aus.

Auswirkungen der Aschewolke auf andere Flughäfen

Auch in NRW gab es Ausfälle. Wie ein Sprecher des Flughafens Düsseldorf sagte, fielen dort 21 Starts und Landungen der Fluglinien Lufthansa und Air Berlin aus. Betroffen waren unter anderem Flüge nach Hamburg, Oslo, Stockholm, Göteborg und Sylt.

Trotz der Ausfälle laufe der Betrieb am größten Flughafen des Landes aber "weitgehend normal", erklärte der Sprecher. Am Mittwoch standen rund 700 Starts und Landungen auf dem Plan. Am Flughafen Köln/Bonn fielen rund 20 Starts und Landungen von Lufthansa und Air Berlin aus. Dabei handelte es sich um Flüge nach Hamburg und Berlin. Insgesamt 140 Flüge gab es dort am Mittwoch.

Ramsauer fordert europaweit einheitliche Regelungen

Am Stuttgarter Flughafen wurden laut einem Sprecher zwölf Flüge von den Fluggesellschaften abgesagt. In Karlsruhe konnten nach Angaben auf der Website des Flughafens drei Flüge nicht starten. Am Flughafen in Friedrichshafen mussten einem Sprecher zufolge vier Hin- und Rückflüge gestrichen werden.

Die bayerischen Flughäfen blieben von den Auswirkungen der Aschewolke nicht verschont: In München und Nürnberg waren zahlreiche Flüge ausgefallen. Betroffen waren am Morgen vor allem Flüge von Lufthansa und Air Berlin nach und aus Hamburg und Bremen, wie ein Sprecher des Münchner Flughafens sagte.

Angesichts der neuen Vulkanasche-Wolke hat Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) seine Forderung nach einheitlichen europäischen Regelungen für Flugverbote bekräftigt. Im Interesse der Sicherheit dürfe es in den europäischen Ländern nicht unterschiedliche Standards geben, sagte der Minister in Berlin. Mittelfristiges Ziel müssten sogar weltweit einheitliche Regelungen sein. Deshalb wollte er das Thema beim Internationalen Transportforum, an dem mehr als 50 seiner Amtskollegen aus der ganzen Welt teilnehmen, am Mittwoch erneut auf die Tagesordnung setzen.

Verkehrsministerium misst Aschekonzentration

Das Bundesverkehrsministerium hatte mit Flugzeugen die Aschekonzentration im deutschen Luftraum gemessen. Zwei Flugzeuge mit entsprechenden Instrumenten an Bord seien dafür unterwegs gewesen, teilte die Behörde mit. Am Morgen startete von Düsseldorf aus ein erstes Flugzeug, Ziel waren die Großräume Bremen und Hamburg. Um 14.30 Uhr sollte in Rendsburg ein weiteres Flugzeug mit dem Ziel Großraum Berlin starten.

Bislang hatte der Ausbruch des Vulkans Grimsvötn zu Behinderungen im Flugverkehr in Island, Norwegen, Dänemark, Irland, Schottland und England geführt. Vor einem Jahr hatte der isländische Vulkan Eyjafjallajökull den Flugverkehr europaweit für mehrere Tage lahmgelegt. (dapd)