Pamplona. Beim Stiertreiben im spanischen Pamplona hat es einen Toten gegeben. Am Freitagmorgen wurde ein junger Spanier von einem der Tiere auf die Hörner genommen und getötet. Außerdem wurden mehrere Menschen schwer verletzt.

Beim traditionellen Stiertreiben im nordspanischen Pamplona ist erstmals seit sechs Jahren ein Mann getötet worden. Ein Stier spießte den jungen Mann mit einem Horn auf, wie die Organisatoren des Festivals von San Fermin am Freitag mitteilten.

Der 27 Jahre alte Daniel J. R. aus der Nähe von Madrid war mit Eltern und Freundin im Urlaub. Ein 515 Kilogramm schwerer, dunkelbrauner Bulle namens «Capuchino» verpasste ihm einen tödlichen Stoß in Nacken und Lunge, wie die Organisatoren des Volksfestes San Fermin auf ihrer Website erklärten.

Es war der erste Todesfall bei dem Stierrennen seit 2003, als ein Spanier schwere Kopfverletzungen erlitten hatte und ihnen nach über zwei Monaten im Koma erlegen war. Vor 14 Jahren wurde zuletzt ein Zuschauer wie am Freitag aufgespießt und dadurch getötet. Damals kam ein 22-jähriger Amerikaner ums Leben. Seit Beginn der Aufzeichnungen 1924 gab es inzwischen 15 Todesfälle.

«Capuchino» gleich zu Beginn von Gruppe getrennt

Auf der etwa 850 Meter langen Strecke durch die Innenstadt von Pamplona stürzte «Capuchino» gleich zu Beginn des Rennens und wurde vom Rest der Gruppe getrennt, was zu den gefährlichsten Situationen bei der Stierhatz gehört. Isolierte Bullen verlieren leichter die Orientierung, werden deshalb noch aggressiver und stürmen auf die Menschen los. «Capuchino» begann links und rechts der Strecke auf Zuschauer loszugehen, woraufhin sich Panik breitmachte und alle hinter schützende Holzabsperrungen zu flüchten versuchten.

Ein Amateurvideo, das vom spanischen TV-Sender Quatro ausgestrahlt wurde, zeigt, wie Daniel J.R. rückwärts läuft und plötzlich dem heranstürmenden Stier gegenübersteht. Er stolpert über andere Läufer und fällt. Verzweifelt versucht er noch, mit den Füßen zuerst unter einer Holzabsperrung Schutz zu suchen. Doch der Bulle kommt über ihn und stößt ihm das rechte Horn in den Nacken. Sofort fängt der Spanier an, stark zu bluten. Er liegt mit dem Gesicht nach oben und blutet stark, während Rettungssanitäter sich vergeblich bemühen, den jungen Mann zu retten.

Unmittelbar nach dem Angriff auf den Spanier spießte «Capuchino» einen weiteren Mann auf und schleuderte ihn in die Luft. Als der Mann zum Liegen kam, ging der Stier erneut auf ihn los - dieser konnte sich jedoch noch in Sicherheit bringen und war anscheinend nicht schwer verletzt.

Drei weitere Männer aufgespießt

Das Rennen am Freitag war den Angaben zufolge besonders gefährlich. Auch ein 24-jähriger Argentinier, ein 20-jähriger Brite und ein 27-jähriger Spanier wurden von Stierhörnern aufgespießt. Etwa ein halbes Dutzend weiterer Männer zog sich bei Stürzen Verletzungen zu. Ein 61-jähriger US-Bürger wurde im Krankenhaus auf der Intensivstation behandelt.

Das Stiertreiben findet bis kommenden Dienstag jeden Morgen statt. Dabei werden sechs Bullen auf einen 825 Meter langen Parcours geschickt, die rund 200 menschlichen Teilnehmer laufen vor ihnen her und versuchen, sich nicht erwischen zu lassen.

Durch Hemingways Roman «Fiesta» bekannt

Die Bullen bei dem Rennen am Freitag stammen von der Zucht Jandilla. Sie haben den Ruf, besonders wild zu sein. Stiere dieser Zucht haben einem einzelnen Tag im Jahr 2004 acht Mal Menschen auf die Hörner genommen und damit einen Rekord aufgestellt. Die Stiere, die am Vormittag durch die Straßen Pamplonas gehetzt werden, stehen nachmittags in der Arena den Matadoren und damit dem fast sicheren Tod gegenüber.

Berühmt wurde der Encierro vor allem durch Ernest Hemingway, der dem Ereignis in seinem Roman «Fiesta» ein literarisches Denkmal setzte. Besonders junge Männer aus angelsächsischen Ländern fühlen sich alljährlich von dem gefährlichen Ritual angezogen. (AFP/AP)