Essen. . Gunter Sachs ist nicht der erste Prominente, der an Alzheimer erkrankte. Auch Charles Bronson, Bubi Scholz, Maria Schell, Rita Hayworth, Peter Falk, Ernst Albrecht und Ronald Reagan erkrankten daran.

Es ist die Krankheit, die selbst die härtesten Männer in die Knie zwingt. Als der US-Schauspieler Charles Bronson mit 81 Jahren starb, war es schon lange so, dass sich nur noch sein Publikum an die Kino-Highlights erinnerte. Er selbst wusste nicht einmal mehr, was er am Abend zuvor im Fernsehen geguckt hatte.

„Ein Mann sieht rot“ – Bronson, von Alzheimer gezeichnet, hatte den Streifen längst vergessen. Und dem Film „Spiel mir das Lied vom Tod“ konnte der einst so harte Knochen nicht einmal mehr die Melodie zuordnen.

Millionenfach auf der Welt spielt sich das Drama des unaufhaltsamen Abstiegs der Persönlichkeit ab, millionenfach verzweifeln Patienten und ihre Angehörigen darüber, wie man diese Krankheit, die Teile der Persönlichkeit löscht, mit dem Leben in Einklang bringen kann. Wenn dann Prominente erkranken, wird plötzlich das sichtbar, was sich zigfach unbemerkt im Alltag abspielt. Dann zeigt sich sogar etwas Tröstliches: Dass die Krankheit nicht Halt macht vor Ruhm oder Geld.

Ob Bubi Scholz, einer der besten Boxer der 60er-Jahre, oder Fußball-Nationaltrainer Helmut Schön — da konnten sie berühmte Rechtsausleger sein oder ausgefuchste Ball-Experten – es half nichts. Scholz erkannte an seinem Siebzigsten nicht einmal mehr Gunther Pfitzmann, seinen besten Freund.

Es sind immer dieselben Geschichten, Geschichten, die davon erzählen, dass man nicht mehr ist, der man einmal war. Erschütternd geradezu, Maria Schell, die lächelnd keinen Zugang mehr fand zu unserer Welt. Oder Hollywood-Star Rita Hayworth. Keinen blassen Schimmer hatte sie mehr davon, dass sie einst als Tänzerin Gilda den Männern den Atem nahm. Entmündigt wurde sie. Ge­pflegt bis zum Tod von ihrer Tochter, die heute noch für Alzheimer-Kranke sammelt und darüber aufklärt, wie entwürdigend die Krankheit ist.

Ähnlich ergeht es dem großartigen Peter Falk. Nur noch seine Fans erinnern sich an den verrutschten Trench des knautschigen Inspektors Co­lumbo. Peter Falk hat keinerlei Erinnerungen mehr. Columbo? Es ist, als habe er den Namen nie gehört, so die Tochter, die auch hier die Pflege des Vaters übernommen hat. Er, Preisträger des Golden Globe und zahlreicher Emmys, wurde entmündigt, weil er den Verstand verlor. Seine Tochter hat es schweren Herzens durchgesetzt.

Was es bedeutet, einen Menschen mit Alzheimer zu betreuen, weiß auch Ministerin Ursula von der Leyen (CDU). Ohne Aufopferungsbereitschaft gehe es nicht. Als ihr Vater Ernst Albrecht, einst Ministerpräsident von Niedersachsen, Betreuung benötigte, ist die Familie zu ihm gezogen. Gemeinsam halfen sie ihm, die Orientierung nicht ganz zu verlieren und die Einsamkeit zu überwinden.

Dass man anfing, Alzheimer öffentlich überhaupt wahrzunehmen, ist auch ein Verdienst des ehemaligen amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan, der sich 1994 ein letztes Mal an die Nation wandte. In einem Schreiben teilte er seinem Volk mit, dass er an Alzheimer leide und dass er und seine Frau Nancy hofften, sein Bekenntnis trage dazu bei, „das Bewusstsein für diese Krankheit zu erhöhen“.