Berlin. Bud Spencer ist vor allem als Westernheld bekannt. In Prügelklamotten schlug sich der gemütliche Dicke mit der großen Pranke durch teils abenteuerliche Drehbücher. Doch der Star hat viele Seiten, wie in seiner Autobiografie nachzulesen ist.

Sie nannten ihn Mücke, Plattfuß oder Bomber, und jedem Strolch, der ihm ans Leder wollte, gab er ordentlich eins auf die Zwölf. Bud Spencer, Meister der Doppelbackpfeife, war einer der größten Actionhelden der 70er Jahre. In Western und Prügelklamotten schlug sich der gemütliche Dicke mit der großen Pranke durch teils abenteuerliche Drehbücher. T-Shirts mit seiner Knollennase drauf sind auch bei Jüngeren Kult. „Das freut mich na­türlich“, sagt er. „Aber ich bin doch nicht Che Guevara...“

Mittlerweile ist der Haudegen 81, groß verändert hat er sich nicht. Carlo Pedersoli, wie Bud Spencer mit bürgerlichem Namen heißt, trägt noch immer Vollbart, das Haar ist grauer geworden, und wenn man ihm die kräftige Hand schüttelt, kann man die Furcht seiner Gegner vor Spencers rechtem Schwinger begreifen. Um etwas Deutsch zu Gehör zu bringen, ruft er fast akzentfrei: „Ich habe Deutsch studiert, aber alles wieder vergessen!“ Dann strahlt er. Es ist dieses freundliche, warme Bud-Spencer-Strahlen, das ihn für Generationen unvergessen gemacht hat. Den Rest des Gesprächs lässt er sich auf Italienisch dolmetschen.

„Nur Ballerina und Jockey war ich nie“

„Mein Leben, meine Filme“: Unter diesem Titel hat Bud Spencer seine Autobiographie veröffentlicht. Dabei hat der Mann dermaßen viel erlebt, das würde für mehrere Bücher reichen. 1929 in Neapel geboren, entdeckt er früh seine Leidenschaft für den Schwimmsport, nimmt 1952 und 1956 an den Olympischen Spielen teil. Er schwimmt als erster Italiener die 100 Meter unter einer Minute, studiert Jura, schlägt sich später mit Gelegenheitsjobs in Südamerika durch und landet schließlich beim Film, wo sie einen „großen Dicken“ als Statist suchen. „Ich habe alles ge­macht“, erzählt er. „Nur Ballerina und Jockey war ich nie.“

1967 beginnt schließlich seine große Filmkarriere an der Seite eines gewissen Mario Girotti in dem Italo-Western „Gott vergibt – ich nie“ , den der deutsche Verleih zu „Zwei vom Affen gebissen“ verschandelte. Die beiden nennen sich fortan Bud Spencer und Terence Hill, der Rest gehört zur Allgemeinbildung. Als schlagkräftigstes Duo seit Asterix & Obelix bringen es der gutmütige Dicke und der blauäugige Frauenschwarm zu Weltruhm.

Wie Bud Spencer zu seinem Künstlernamen kam, diese Anekdote erzählt er besonders gern: „Vor mir auf dem Tisch stand eine Flasche Budweiser und mein Lieblingsschauspieler hieß Spencer Tracy. Das ist die ganze Geschichte“, sagt er und lächelt. Eine neapolitanische Weisheit wurde zu einem Lebensmotto: „Futteténne“ – zu Deutsch „Scheiß drauf“. „Es ist doch so“, sagt er und holt mit seinem langen Arm aus. „Egal, was in deinem Leben schief läuft, mach’ dir nichts draus.“ Ob man von der eigenen Frau betrogen wird, viel Geld verliert oder von einem Freund hintergangen wird: „Scheiß drauf! Nach diesem Motto habe ich immer ganz gut gelebt.“

Kontakt zu Hill

Carlo Pedersoli ist ein Tausendsassa: Er besaß eine Produktionsfirma, eine Fluglinie und gilt als Erfinder der Einwegzahnbürste mit integrierter Zahnpasta. Dass nie ein preisgekrönter Charakterdarsteller aus ihm geworden ist, scheiß drauf. „Das Filmedrehen hat mir immer Spaß gemacht“, meint er. „Dabei habe ich eigentlich nur mich selbst gespielt.“

Den Kontakt zu seinem legendären Partner Terence Hill pflege er immer noch, erzählt er. „Er kommt öfter bei mir zum Spaghettiessen vorbei.“ Ein Comeback als Prügelduo, das vor ein paar Jahren mal geplant war, schließt er aber aus: „Einen alten Bud Spencer möchte das Publikum nicht sehen“, sagt er und schaut etwas nachdenklich.