Krailling. . Die Anwohner von Krailling sind geschockt: Leichen zweier acht und elf Jahre alten Mädchen wurden von ihrer Mutter entdeckt. Die Polizei geht davon aus, dass die Kinder einem Verbrechen zum Opfer gefallen sind.
Die Idylle ist zerstört. Im sonst so beschaulichen oberbayerischen Krailling stehen seit dem Morgen Polizisten hinter rot-weißen Absperrbändern, Beamte der Spurensicherung in weißen Schutzanzügen suchen Haus und Gelände ab. Am Vormittag fährt schließlich ein Leichenwagen vor dem Haus in der Margaretenstraße vor, um die Körper der beiden getöteten Mädchen abzutransportieren. Das Gewaltverbrechen in der Gemeinde schockiert am Donnerstag die Menschen in Krailling.
„Ich dachte immer, wir leben hier auf einer Insel der Glückseligen“, sagt ein tief erschütterter Anwohner, als er an dem ockerfarbenen Haus vorbeikommt, an dem die Spurensicherung gerade noch Fingerabdrücke an der Haustür nimmt. Im Erdgeschoss des Gebäudes befindet sich eine Änderungsschneiderei, im ersten Stock wurden die Leichen der acht und elf Jahre alten Mädchen gegen fünf Uhr morgens entdeckt - von ihrer Mutter, die kurz zuvor nach Hause gekommen war.
Die Polizei geht davon aus, dass die Kinder einem Verbrechen zum Opfer gefallen sind. Die Staatsanwaltschaft hält sich mit Aussagen zur Tat aber zunächst bedeckt.
Hubschrauber weckt Anwohner
Krailling ist ein beliebter Wohnort, eine sogenannte gute Wohngegend am Rand von München. Das Haus, in denen die beiden Kinder getötet wurden, liegt gleich neben einer kleinen Kapelle. „Unvorstellbar ist das“, sagt eine Mitarbeiterin in einer nahe gelegenen Metzgerei.
Das Verbrechen hat die Menschen in dem 8000-Einwohner-Ort aufgeschreckt. Anwohner Horst Steinert wurde um 5.30 Uhr durch einen Polizeihubschrauber geweckt, der plötzlich mit Scheinwerfern am Himmel stand. „Ich hätte nie gedacht“, sagt er, „dass ich nach 30 Jahren in Krailling so etwas erlebe.“
Mutter war in Musikkneipe
Aufgeweckt von der Polizei wurde um sechs Uhr morgens auch ein Bewohner, der über einer Musikkneipe in der Nähe wohnt. „Wir brauchen sie als Zeuge“, sagte ihm ein Polizist und nahm ihn dann zur Vernehmung mit auf die Wache.
Um elf Uhr steht der Mann wieder vor der Kneipe, 150 Meter vom Tatort entfernt. Das Musiklokal hatte nach Angaben des Bewohners auch die Mutter der toten Kinder regelmäßig besucht. Die offenbar geschiedene Frau ist um die 40 Jahre alt und nach Angaben des Mannes die Lebensgefährtin des Pächters der Kneipe. Sie habe dort auch ab und zu ausgeholfen. Auch in dieser Nacht sei sie dort gewesen. „Ich bin gegen zwölf Uhr nachts eine halbe Stunde in der Gaststätte gewesen und habe sie dort gesehen“, erläutert der Mann, der vor einem halben Jahr in eine Wohnung im ersten Stück des Hauses gezogen ist.
Vater regelmäßig zu Besuch
Die Kinder hatte der Anwohner nur hin und wieder gesehen: „Sie waren sehr pfiffig“, berichtet er. Die Mutter habe ein gutes Verhältnis zu ihren Töchtern gehabt. Der Vater der Kinder sei nach seiner Kenntnis regelmäßig zu Besuch gekommen und habe sich offenbar ganz normal um die Kinder gekümmert. Das Verhältnis zwischen der Mutter und dem Vater bezeichnet der Mann als „freundschaftlich“.
Am späten Vormittag bringt der Leichenwagen die Körper der Mädchen zur Obduktion in die Münchner Rechtsmedizin. Die Polizei entfernt die rot-weißen Absperrbänder wieder und Krailling kehrt zu seiner vermeintlichen Beschaulichkeit zurück. Es bleibt aber die Erschütterung und die Ungewissheit über die Tatumstände sowie die Frage nach dem Warum. Die Staatsanwaltschaft will sich zunächst nicht weiter äußern: „Ich kann vor der Obduktion noch nichts zur Todesursache sagen“, sagt die Münchner Oberstaatsanwältin Andrea Titz am Mittag. (dapd)