Dresden. Seinen Welterbe-Titel hat Dresden verloren. Doch die Stadt gibt nicht auf. Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) plädiert für eine neue Bewerbung. Die Bundesarchitektenkammer warnt vor weiteren Eklats um das Welterbe.

Als Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) am Freitagnachmittag wieder in der sächsischen Landeshauptstadt ankommt, ist ihr die Anspannung der vergangenen Tage deutlich anzusehen. Trotz ihrer Bemühungen um einen Kompromiss hatte das Dresdner Elbtal einen Tag zuvor in Sevilla seinen Unesco-Welterbe-Titel wegen des von der Stadt forcierten Baus der Waldschlößchenbrücke verloren. Das Gremium habe sich mit der Entscheidung schwergetan, schildert Orosz ihre Wahrnehmung der Zusammenkunft in Spanien.

Dass der Beschluss letztlich gegen Dresden ausfiel, sei zwar bedauerlich. «Wir sollten aber die Chance, die von der Unesco aufgezeigt wurde, nutzen und in die Zukunft schauen», sagte Orosz. Schließlich habe die Unesco Dresden auch die Möglichkeit eingeräumt, sich neu um den Titel zu bewerben. Dabei wurde Orosz zufolge offengelassen, «welcher Bereich, welche Landschaft, welches Areal noch einmal für einen Titel zur Verfügung stehen könnte». Das Thema einer neuen Bewerbung soll im Herbst in der ersten Stadtratssitzung der neuen Legislaturperiode auf die Tagesordnung kommen. Orosz stellte noch einmal klar, dass am Bau der Brücke festgehalten werde - ein Tunnel sei weiterhin keine Alternative.

150 Demonstranten vor der Frauenkirche

Die Bundesarchitektenkammer warnte indes vor weiteren Eklats um das Welterbe. Der Fall der Waldschlößchenbrücke zeige, «in welcher Katastrophe eine Augen-zu-und-durch-Politik münden kann», sagte der Präsident der Bundesarchitektenkammer, Arno Sighart Schmid. Die Planung für das Projekt habe zwar 1997 richtig mit einem Wettbewerb begonnen, doch danach hätten die Stadt Dresden und das Land Sachsen neue Erkenntnisse nicht mehr berücksichtigt. «Wir brauchen eine bessere politische Berücksichtigung der Planungs- und Baukultur», forderte Schmid. Ziel müsse die beste Lösung sein, nicht die sture Durchsetzung eines Projekts.

Am Donnerstagabend hatten sich in Dresden nach der Entscheidung des Welterbekomitees der Unesco rund 150 Menschen zu einer Kundgebung vor der Frauenkirche versammelt. Sie kündigten an, weiterhin mit ihrer beim Oberverwaltungsgericht Bautzen anhängigen Klage gegen den Brückenbau vorgehen zu wollen. Wie das Berufungsverfahren ausgeht, wird sich erst im Herbst entscheiden.

Keine Perspektive für Welterbezentrum

Ebenfalls erst dann wird sich auch herausstellen, was mit dem von der Stadt eingerichteten Welterbezentrum Dresdner Elbtal passiert, das als Koordinierungsstelle für alle an dem Thema interessierten Bürger, Vereine und Unternehmen fungiert. «Wie es konkret weitergeht, kann ich derzeit nicht beantworten», sagte der Sprecher des Zentrums Andreas Friedrich.

Bis zum Herbst würden die vier Teilzeit-Beschäftigten wohl weiterarbeiten. Schließlich seien noch zahlreiche Veranstaltungen geplant. Über diesen Zeitpunkt hinaus sehe er aber keine Perspektive für das Welterbezentrum. «Es sei denn, es wird eine neue Bewerbung angestrebt und man will - auch um ein Zeichen für die Unesco zu setzen - das Welterbezentrum beibehalten», sagte Friedrich. Der Vertrag mit der Stadt laufe eigentlich bis 2010. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass sich die Rahmenbedingungen nicht ändern. (ddp)