Koblenz/Trier. .

Bereits 30 Moselgemeinden sind überflutet. In dem Städtchen Zell drang das Wasser über die 8,70 Meter hohen Spundwände in die Altstadt ein. Für Montag wird ein Anstieg des Rheins auf 7,70 Meter erwartet. Damit wären das Deutsche Eck geflutet.

Die Hochwasserlage hat sich am Samstag besonders im Südwesten Deutschlands zugespitzt. Bereits am Mittag liefen in Rheinland-Pfalz an der Mosel Straßen und Häuser voll. Besonders kritisch ist die Situation an der Mittelmosel. In dem Städtchen Zell drang das Wasser über die 8,70 Meter hohen Spundwände in die Altstadt ein. Den Schätzungen der Behörden zufolge sind zwischen Trier und Koblenz 30 Gemeinden überflutet. Zahlreiche Uferstraßen wurden nach Polizeiangaben gesperrt, die Schifffahrt eingestellt.

Auch am Zusammenfluss von Rhein und Mosel rüsteten sich Bewohner und Einsatzkräfte für das Hochwasser. Laut zuständigem Meldezentrum wird für Montag ein Anstieg des Rheins auf 7,70 Meter erwartet. Damit wären das Deutsche Eck und einige Stadtteile geflutet. Auch in anderen Bundesländern stiegen die Pegel der Flüsse durch Regen und Tauwetter weiter an. Auf der Oder bei Hohensaaten-Finow in Brandenburg sanken unterdessen die Wasserstände erstmals seit Tagen wieder leicht.

Geschäfte und Wohnhäuser wurden geräumt

In Zell an der Mosel wurden bereits am Freitag Geschäfte und Wohnhäuser geräumt, wie Bürgermeister Hans Schwarz mitteilte. Laut Hochwassermeldezentrum in Trier stagniert der Pegel seit Samstagmorgen bei 8,75 Meter, normal sind drei Meter. Prognosen seien derzeit jedoch schwierig, weil die weitere Entwicklung von den angekündigten Regenfällen abhänge. „Der Regen geht sofort in die Flüsse, weil der Boden kein Wasser mehr aufnehmen kann“, sagte eine Sprecherin des Meldezentrums auf dapd-Anfrage. So könne für die Mosel von Entwarnung keine Rede sein.Stege werden errichtet

In Koblenz wird ein Rheinhochwasser erwartet wie zuletzt im Jahr 2003: Denn Prognosen zufolge wird der Höchststand des Flusses am Montag erreicht. Laut Berufsfeuerwehr wurden am Samstag Stege in den betroffenen Stadtteilen errichtet. Außerdem sei ein Fahrdienst für geflutete Strafen mit Unimogs vorbereitet. Zwei Bundesstraßen seien gesperrt.

Bundesgartenschau in Koblenz wird vermutlich überflutet

Die am Rhein gelegenen Teile der Bundesgartenschau (BUGA) in Koblenz, die im April eröffnen soll, werden vermutlich überflutet. Darum sei damit begonnen worden, Maschinen und Bauzäune aus dem gefährdeten Bereich zu entfernen, sagte eine BUGA-Sprecherin. Ab einem Pegelstand von 6,35 Metern drohe eine Überflutung.

Auch an Rhein und Ruhr in Nordrhein-Westfalen steigen nach neuen Regenfällen die Pegelstände. Reinhard Vogt von der Hochwasserschutzzentrale Köln sprach am Samstag auf dapd-Anfrage von einem „mittleren Hochwasser“ am Rhein. Am Sonntag erwarte man einen Pegelstand von 8,50 Metern oder mehr. Mit dem Höchststand rechnet Vogt am Dienstag mit bis zu neun Metern. Der Hochwasserschutz reicht für die Kölner Altstadt bis 11,30 Metern. Die Schifffahrt muss ab 8,30 Metern eingestellt werden.

Pegel steigen in Städten an Rhein und Ruhr

Am frühen Samstagnachmittag stiegen die Pegel in den rheinischen Städten weiter an. In Köln wurden 7,06 Meter gemessen. In Düsseldorf waren es rund sechs Meter. In Bonn lag der Pegel bei 6,85 Metern. In Duisburg betrug der Wert gegen 14.00 Uhr 7,17 Meter. Nach Angaben der Hochwasserschutzzentrale ist jedoch nicht mit einem dramatischen Hochwasser wie im Jahr 1993 zu rechnen. Damals war der Pegel in Köln mit 10,63 Meter nur knapp unter der historischen Flut von 1926 geblieben. An der Ruhr war bereits am Freitag die Hochwassermeldegrenze von 4,04 Meter überschritten worden. Am Samstag stiegen die Pegelstände weiter.

In Ratingen sorgten Tauwetter und Regenfälle für einen Erdrutsch. Menschen wurden nicht verletzt. In Kreuzau im Kreis Düren wurde ein 57 Jahre alter Mann tot in einem reißendem Bach gefunden. Wie die Polizei mitteilte, führt der Bach derzeit wegen des Hochwassers deutlich mehr Wasser als üblich. Möglicherweise ist der Mann im alkoholisierten Zustand ausgerutscht und in den Bach gefallen.

Lage an der Oder bleibt angespannt

Der Pegel der Oder bei Hohensaaten-Finow in Brandenburg ging von 7,54 Meter - dem zweithöchsten dort je gemessenen Wert - auf 7,46 Meter zurück, wie das Hochwassermeldezentrum Frankfurt (Oder) mitteilte. Die Lage bleibt dennoch äußerst angespannt. Der Wert liegt immer noch fast einen Meter über dem Richtwert für die höchste Alarmstufe 4.

Auch in Baden-Württemberg stiegen die Pegel der Flüsse in Baden-Württemberg weiter. In Hessen entspannte sich die Hochwassersituation leicht. Das Regierungspräsidium in Gießen rechnet dennoch mit einem Anstieg des Wassers an der Lahn und ihren Nebenflüssen. In Sachsen stiegen zwar die Pegel vieler Flüsse ganz allmählich weiter an, sagte Meteorologe Uwe Büttner vom Landes-Hochwasserzentrum am Samstag in Dresden der Nachrichtenagentur dapd. Allerdings könne man auch nicht von einer extremen Hochwassersituation sprechen, betonte auch er.

Der Deutsche Wetterdienst kündigte an, dass es am Sonntag in einem Streifen von Südwesten bis nach Nordosten länger anhaltend regnen wird. Nordwestlich und südöstlich davon ist es weitgehend trocken. (dapd)