Köln/Bonn. .

Seit drei Jahren hat der geistig behinderten Peter Steinbach auf diesen Moment gewartet: Jetzt hat der Mann aus Essen endlich sein Idol David Hasselhoff kennengelernt. Möglich machte das der Verein „Traumwolke“.

Es ist der Mo­ment, auf den Peter Steinbach drei lange Jahre gewartet hat. Tränen schießen dem 27-Jährigen in die Augen, der zuvor noch so ruhig, beinahe stoisch gewirkt hatte. Sein Star betritt den Raum: David Hasselhoff. Peter presst die Finger auf die CD-Hülle, die vor ihm auf dem Bistrotisch liegt. So als könne er, der stämmige junge Mann, Halt finden an den 50 Gramm Plastik. „Hey, Peter!“

Viel hat man in den letzten Jahren gehört und gelesen über Hasselhoff. Nichts davon warf ein gutes Licht auf den gealterten Fernsehstar. Doch all das spielt hier und jetzt keine Rolle. Schon gar nicht für Peter, dem der Verein „Traumwolke“ mit dem Treffen einen Herzenswunsch erfüllt hat.

Peter hat eine schwere geistige Behinderung aufgrund einer Fehlbildung des Gehirns. Er ist verhaltensauffällig, lebt in einem Essener Wohnheim für Menschen mit Behinderungen. Wenn er eine Leidenschaft hat, dann die Action-Serie „Knight Rider“. In den 80er-Jahren produziert, machte sie ihren Hauptdarsteller David Hasselhoff zum Star. Zu Peters Star. Er hat sämtliche Filme des US-Amerikaners und hört dessen Musikalben rauf und runter.

Keine Spur von
Berührungsängsten

„How are you? Wie geht’s?“, schmettert Hasselhoff Peter schon im Türrahmen entgegen. Er strahlt den jungen Mann an; ganz so, als würde er sich mindestens genauso freuen, ihn zu sehen wie umgekehrt. „Give me a hug man“, sagt er und nimmt Peter in den Arm. Keine Spur von Berührungsängsten. Es ist genau das, was der 27-Jährige in diesem Moment braucht. Weil die CD-Hülle auf dem Tisch eben keinen Halt gibt, und weil das Herz so stark wummert in der Brust.

Es ist okay, alles ist gut, beruhigt Hasselhoff den Jungen, klopft ihm aufmunternd auf die Schulter, drückt ihn nochmals an sich. Und tatsächlich fasst sich der junge Mann, und es gelingt ihm zu antworten. „Mir geht’s gut“. Sogar auf Englisch: „I’m fine.“

Hoffnung will der Verein Traumwolke todkranken Kindern und Menschen mit schweren Behinderungen geben. Dafür erfüllt die Initiative den jungen Menschen mithilfe von Spendengeldern ihren größten Traum. Manchmal ist es für die schwer kranken Kinder der letzte Wunsch, der in Erfüllung geht.

„Einigen gelingt es, neuen Lebensmut zu fassen. So ein Treffen reißt die Kinder aus ihrem tristen Alltag, lenkt sie ab von ihren Ängsten“, sagt Nicole Gerz, die Traumwolke-Vorsitzende. Leonardo Di Caprio war vielleicht der größte Star, der für den Verein ein krankes Kind überraschte. Michael Ballack hat schon mitgemacht ebenso wie der Tigerentenclub.

Hasselhoff hat Geschenke mitgebracht

Vor drei Jahren hatte Peters Familie sich bei „Traumwolke“ beworben. Nichts bedeute dem verhaltensauffälligen Mann so viel, wie sein Idol Hasselhoff kennenzulernen. „Von uns aus hätte das Treffen sehr viel eher stattfinden können“, bittet die Vorsitzende um Verständnis. „Aber Sie wissen ja, dass so etwas vor ein, zwei Jahren mit Hasselhoff nicht möglich gewesen wäre.“

Der US-Star war schwer alkoholkrank. Später am Abend wird er, der Ende der 80er mit „Looking for Freedom“ die deutschen Hitparade stürmte, den Journalisten von seiner neuen Tour erzählen, bei der er gemeinsam mit seinen beiden Töchtern auf der Bühne stehen wird. Er wird sagen, dass seine Töchter ihm das Wichtigste überhaupt sind und dass es nicht gut ist, dass sie sich manchmal mehr um ihn kümmern mussten, als er sich um sie. Doch erst nimmt sich Hasselhoff Zeit für Peter. Er hat ihm Geschenke mitgebracht, eine neue DVD und aus dem Kölner Schokoladenmuseum einen mit Kakao überzogenen Fußball. Peter hat Fragen vorbereitet. Sie liegen vor ihm auf dem Tisch, auf Englisch in einer kindlichen Handschrift auf einen DIN-A-4-Zettel geschrieben. Der Zeigefinger, der beim stockenden Vorlesen über die Zeilen streicht, zittert nicht mehr ganz so stark. Der 27-Jährige will wissen, ob Hasselhoff sich eher als Schauspieler oder als Sänger sieht. Und er fragt, ob David überhaupt verstehe, was er in „Wir zwei allein heut’ Nacht“ singt.

Ein sicher verwandelter
Steilpass

Ein Steilpass – den Hasselhoff sicher verwandelt. Sein Gespür dafür, was bei den Fans ankommt, hat er nicht verloren. „Hey, was glaubst du, was sie grad macht?“, stimmt er an und legt den Arm um Peter. Der 27-Jährige fällt mit ein. „Wie man da wohl wohnt, hinterm gelben Mond“... „Das war der schönste Moment“, sagt Peter später zu Nicole Gerz, als Hasselhoff wieder weg ist. Die geschenkte DVD drückt er dabei an seine Brust. „Das heute werde ich nie vergessen.“