Köln. .
In den USA war er Knight Rider und rettete Models in Seenot. Aber Deutschland war für David Hasselhoff immer Plan B, wenn es mal nicht so gut lief. Jetzt kommt er zurück - und lädt zur Einstimmung ins Schokoladenmuseum. Ein Erlebnisbericht.
Die Betreiber des Kölner Senfmuseums können einem Leid tun. Jeden Tag halten Touristenbusse vor ihrer Tür, gefüllt mit Schulklassen, Familien und Rentnergruppen. Aber dann steigen sie aus, überqueren die Straße und gehen zur Konkurrenz, ins Schokoladenmuseum. Mit Senf ist kein Staat zu machen in dieser Jahreszeit.
Hasselhoff gießt „Santa Hoff“
Mit Schokolade dagegen schon. Vielleicht ist David Hasselhoff deshalb nach Köln gekommen. Einen Weihnachtsmann will er gießen – und ein bisschen Werbung machen für seine Deutschlandtour im Frühjahr. Was für das Museum herausspringt, ist nicht ganz klar. Kein Schild weist darauf hin, dass heute ein Hauch von Hollywood durchs Haus weht, am Eingang haben sie nur Gerüchte gehört. „Uns sagt ja niemand was,“ klagt das Garderoben-Mädchen.
Fototermin im Schokoladenmuseum – nach Karriere-Zenith sieht das nicht gerade aus. Ist Hasselhoff nicht früher mal in die kalifornischen Wellen gesprungen, um Models in Seenot zu retten? Saß er nicht mal am Steuer von sprechenden Autos, um im „super pursuit mode“ Gangster zu jagen?
Andererseits – das war in Amerika. In Deutschland hatte David Hasselhoff schon immer eine zweite Rolle. Hier sang er Schlager von Tony Marshall auf Englisch, verwandelte „Auf der Straße nach Süden“ in „I’ve been looking for Freedom“ und damit in einen Hit der Wende. Es gibt kaum jemanden in Amerika, der von dieser zweiten Karriere etwas weiß. Wenn man so will, war Deutschland für Hasselhoff stets der Plan B, wenn es in der Heimat mal nicht so lief.
Wahrscheinlich kann er deshalb in einem Kölner Glaskasten sitzen, ohne peinlich zu wirken. Es ist die Küche des Schokoladenmuseums. Drinnen knipsen und kritzeln zwei Dutzend Journalisten, draußen halten ein paar reguläre Museumsbesucher ihre Handys hoch, um Bilder vom Knight Rider zu schießen. Hasselhoff trägt einen dunklen Anzug mit weißem Hemd, er sieht gut aus für seine 58 Jahre. Wenn die silbernen Turnschuhe nicht wären, könnte er glatt einen reifen James Bond abgeben. Kein Vergleich zu den Youtube-Bildern, die ihn vor ein paar Jahren als Alkoholwrack zeigten.
Die Schoko-Geschichte läuft allmählich aus dem Ruder
Neben Hasselhoff sitzt eine junge Frau mit Kochmütze. Sie hat den Weihnachtsmann gegossen und darf jetzt mit aufs Bild. Hasselhoff umarmt sie, die Kameras surren, die Frau läuft rot an. Falls diese Promotion für den Gast aus Hollywood eine Qual ist, dann lässt er sich nichts anmerken. „Das ist Santa Hoff“, scherzt er und zeigt auf den Weihnachtsmann. Hasselhoff ist jetzt ganz Medienprofi. Warum er ins Schokoladenmuseum gekommen sei, will eine Frau wissen. „Weil ich auf der Suche nach Willy Wonka bin. Wo steckst Du, Willy?“ Die Frau lacht – es sieht nicht so aus, als ob sie wüsste, wen Hasselhoff meint. „Was that your first chocolate?“ will eine andere Reporterin wissen. Sie meint: „selbst gegossen“ – Hasselhoff versteht: „selbst gegessen“. Er schaut verwirrt. Die Schoko-Geschichte läuft allmählich aus dem Ruder.
Weil niemand nach seiner Tour fragt, wechselt er selbst das Thema. Er werde mit seinen Töchtern auftreten, erzählt Hasselhoff. Zusammen nennen sie sich Bella Vida, das Ganze sei ein Technopop-Projekt. Wie das zusammengeht mit Hasselhoffs anglophonem Schlager, wird sich zeigen – dass er seinen Töchtern zum Erfolg verhelfen will, nimmt man ihm immerhin ab. In den USA hat er sie in eine Reality-Soap eingebaut, nach zwei Folgen wurde sie abgesetzt. Aber es gibt ja noch Deutschland, und Deutschland liebt David Hasselhoff. Warum nicht auch seine Töchter? Den Versuch ist’s wert.