Berlin. Künftig wird der Tech-Gigant Amazon die neuen Abenteuer von „007“ verantworten. Damit endet die mehr als 60 Jahre andauernde Broccoli-Dynastie.

James Bond wird auch künftig im Auftrag der britischen Krone unterwegs sein. Seit dem letzten Film „Keine Zeit zu sterben“ (2021) hat sich jedoch einiges verändert. Wann auch immer der nächste „Bond“ erscheint – es wird der erste überhaupt sein, in der nicht Queen Elizabeth II. auf dem Thron sitzt, sondern Charles III. Und noch etwas ist neu: Künftig übernimmt das Unternehmen Amazon MGM Studios die künstlerische Kontrolle. Es ist eine Zäsur, rund 60 Jahre lang war die Filmreihe in Familienbesitz.

Die langjährigen Produzenten der Filme, Barbara Broccoli und Michael G. Wilson, verkündeten am Donnerstag, die inhaltliche Kontrolle an Amazon zu übergeben. Amazon MGM Studios ist seit 2022 zu 50 Prozent Teilhaber. Das Duo bleibt weiterhin Mitinhaber des Bond-Franchise. „Fast 60 unglaubliche Jahre stand meine Karriere im Zeichen von 007. Nun trete ich als Produzent der James-Bond-Filme zurück, um mich auf Kunst und wohltätige Projekte zu konzentrieren“, sagte Wilson (83).

Barbara Broccoli und Michael G. Wilson bei der Weltpremiere von „Keine Zeit zu sterben“ in London. (Archivbild)
Barbara Broccoli und Michael G. Wilson bei der Weltpremiere von „Keine Zeit zu sterben“ in London. (Archivbild) © AFP | Tolga Akmen

Wilsons Stiefvater Albert R. „Cubby“ Broccoli hatte die Filmreihe 1962 zusammen mit Harry Saltzman ins Leben gerufen. „Barbara und ich sind uns daher einig: Es ist an der Zeit, dass unser vertrauenswürdiger Partner, Amazon MGM Studios, James Bond in die Zukunft führt.“

Barbara Broccoli: James Bond war „außergewöhnliches Erbe“

Barbara Broccoli sagte, sie habe ihr Leben der „Erhaltung und dem Ausbau des außergewöhnlichen Erbes“ gewidmet, das ihr Vater ihr und Wilson hinterlassen habe. „Ich hatte die Ehre, mit vier der unglaublich talentierten Schauspieler, die 007 gespielt haben, und Tausenden wunderbaren Künstlern in der Branche eng zusammenzuarbeiten“, so Broccoli weiter. Sie wolle sich nun anderen Projekten widmen.

Der Löwe im Logo von Metro Goldwyn Mayer (MGM) gehört genau so zu James Bond wie der Wodka Martini. Amazon hatte die Studios 2022 übernommen.
Der Löwe im Logo von Metro Goldwyn Mayer (MGM) gehört genau so zu James Bond wie der Wodka Martini. Amazon hatte die Studios 2022 übernommen. © AFP | Chris Delmas

Mike Hopkins, Chef des Streaming-Kanals Prime Video, nannte Bond eine der „ikonischsten“ Figuren der Filmgeschichte. „Wir fühlen uns geehrt, dieses geschätzte Erbe fortzuführen, und freuen uns darauf, die nächste Phase des legendären 007 für Zuschauer auf der ganzen Welt einzuläuten.“

Der Tech-Gigant Amazon hatte die MGM Studios 2022 für 8,5 Milliarden US-Dollar übernommen. Damit erwarb das Unternehmen das MGM-Archiv mit über 4000 Filmen und 17.000 TV-Serien. Auch die James-Bond-Reihe gehörte dazu. Bislang lag die kreative Kontrolle allerdings allein bei Broccoli und Wilson beziehungsweise deren Firmen Danjaq und EON Productions.

Wie geht es mit Bond weiter? Gibt es jetzt Spin-Off-Shows?

Unter James-Bond-Fans und Medien-Insidern ist der Schritt umstritten. Befürworter hoffen, dass es nach nur zwei James-Bond-Filmen in den letzten zehn Jahren wieder häufiger neue Abenteuer von 007 geben wird. Kritiker befürchten hingegen, dass Amazon MGM Studios die Marke James Bond mit Spin-Offs ausschlachten und den Markt damit übersättigen könnte. Als Negativ-Beispiel wird oft der Kauf der „Star Wars“-Lizenz durch Disney genannt – oder auch die Content-Schwemme aus dem Marvel-Universum.

Sir Roger Moore, Timothy Dalton, Daniel Craig, Sir Sean Connery, George Lazenby und Pierce Brosnan (hier als Wachsfiguren) haben bislang James Bond gespielt. Wer wird der Nächste?
Sir Roger Moore, Timothy Dalton, Daniel Craig, Sir Sean Connery, George Lazenby und Pierce Brosnan (hier als Wachsfiguren) haben bislang James Bond gespielt. Wer wird der Nächste? © dpa | Madame Tussauds

Daniel Craig hat nach fünf Filmen seine Bond-Karriere, die 2006 mit „Casino Royal“ begann, beendet. Wer könnte die Rolle künftig spielen? Ein schottischer Schauspieler wurde vor kurzem hoch gehandelt. Auch über die Handlung des 26. Films lässt sich aktuell nur spekulieren. Vielleicht nehmen sich die Drehbuchautoren ja den Roman „Im Geheimdienst Seiner Majestät“ von 2023 vor. Darin muss Bond ein Attentat auf König Charles III. verhindern. Es wäre in mehrerer Hinsicht der Beginn einer neuen Ära.