New York. Das Interesse am Angeklagten im Fall des getöteten Versicherungschefs reißt nicht ab. Die Anwälte haben sogar eine extra Website eingerichtet.

Weil er den Chef der Krankenversicherung UnitedHealthcare erschossen haben soll, muss sich Luigi Mangione am Freitag vor einem Gericht in New York verantworten. Der Geschäftsmann Brian Thompson war am 4. Dezember auf den Straßen von Manhattan durch mehrere Schüsse getroffen worden und erlag seinen Verletzungen im Krankenhaus. Der Tatverdächtige und inzwischen Angeklagte floh in den 400 Kilometer entfernten Bundesstaat Pennsylvania, wo er schließlich festgenommen wurde.

Ende Dezember erschien Luigi Mangione vor einem Gericht in New York und plädierte auf nicht schuldig. Gegen den 26-Jährigen laufen drei parallele Verfahren: einer im Staat Pennsylvania („Commonwealth v. Mangione“), einer im Staat New York („People v. Mangione“) und ein dritter vor einem Bundesgericht („United States v. Mangione“). Die Anklage des letztgenannten umfasst laut Gerichtsdokumenten elf Punkte, darunter eine laut US-Medien „äußerst seltene“ Mordanklage ersten Grades. Damit könnte Mangione im Falle einer Verurteilung sogar die Todesstrafe drohen. Der erste Gerichtstermin sieht am Freitag eine Verhandlung im New-York-State-Prozess vor.

Ein Mord als Rache am Gesundheitssystem?

Der gewaltsame Tod von Brian Thompson hatte Ende des vergangenen Jahres in den USA für Erschütterung gesorgt, im Internet aber auch zu einer Serie hämischer Kommentare geführt. Auf erschreckende Weise offenbart der Fall die Wut vieler Amerikaner auf das marode Gesundheitssystem ihres Landes. Erdrückende Schulden für Behandlungen und Medikamente lassen Millionen Menschen verzweifeln. 500.000 von ihnen melden deshalb jedes Jahr Privatinsolvenz an.

Insbesondere United Healthcare hat den Ruf, häufig von Ärzten verschriebene Behandlungen abzulehnen und sich auf Kosten der Patienten zu bereichern. Der Konzern ist mit 440.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 371 Milliarden Dollar einer der größten Krankenversicherer der Vereinigten Staaten. Thompson stand von 2021 bis zu seinem Tod an der Spitze des Unternehmens. 

Luigi Mangione sitzt im Knast – Website: Bitte schickt keine Bücher mehr

Seit seiner Verhaftung stilisierten viele Nutzer in sozialen Netzwerken Mangione deshalb als eine Art Rächer für die Profitgier der Konzerne. Der Angeklagte sitzt seiner Verteidigung zufolge in einem Gefängnis im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Die Popularität des von vielen als außergewöhnlich gut aussehend beschriebenen Sohn aus gutem Hause hat offenbar nicht nachgelassen. Das Interesse sei so groß, schreibt seine Verteidigung, dass man eine eigene Website (luigimangioneinfo.com) eingerichtet habe.

Dort beantwortet Mangiones Anwaltsteam häufige Fragen (FAQ). Ja, man dürfe „Luigi“ Briefe schreiben und auch Fotos schicken, heißt es da. Wer das tun möchte, solle aber beachten, dass sämtliche Post von Vollstreckungsbeamten geprüft werde. Gleichzeitig bitten die Sprecher des Anklagten darum, dass Fans vorerst keine Bücher mehr schicken. Es seien „aufgrund überwältigender Großzügigkeit“ einfach zu viele gewesen.

Rund 480.000 Dollar Spenden

Auf der Internetseite findet sich seit dem Wochenende auch tatsächlich ein Statement des mutmaßlichen Mörders. „Ich bin überwältigt und dankbar für jeden, der mir geschrieben hat. [....] Auch wenn es unmöglich ist, alles zu beantworten, bitte wisst, dass ich jeden Brief lese, den ich bekomme.“

Und wer den Angeklagten finanziell unterstützen will, findet auf der Internetseite tatsächlich eine Crowdfundingaktion. Als Spendenziel haben die Anwälte eine Million Dollar ausgegeben. Stand Dienstagmorgen waren so bereits 480.000 Dollar zusammengekommen.