Berlin. Der neu entdeckte Asteroid 2024 YR4 könnte in knapp acht Jahren mit der Erde kollidieren. Jetzt haben Experten neue Erkenntnisse.
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit eines Einschlags im Jahr 2032? Am 29. Januar hieß es noch: Laut Berechnungen der Nasa trifft der Asteroid „2024 YR4“ mit einer Wahrscheinlichkeit von 1,6 Prozent auf unseren Planeten. Vergangenen Freitag hat die Nasa ihre Risikobewertung für den Asteroid beinahe verdoppelt. Die Wahrscheinlichkeit liegt jetzt also bei 2,3 Prozent.
Die mögliche Folge: Eine gewaltige Explosion im Himmel mit einer Energie hundertmal größer als die der Hiroshima-Bombe, ein gleißender Blitz und Schockwellen, die alles im Umkreis von mehreren Kilometern vernichten.
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Nasa: „Einschlagswahrscheinlichkeit immer noch äußerst gering“
Bei der US-Raumfahrtbehörde gibt man sich aber gelassen: „Die Wahrscheinlichkeit eines Einschlags des Asteroiden ‚2024 YR4‘ ist immer noch äußerst gering“.
Dennoch würden die laufenden Beobachtungen von bodengestützten Teleskopen, die am Internationalen Asteroidenwarnnetz beteiligt sind, fortgesetzt. Das sei noch bis April 2025 möglich. Denn solange sei „2024 YR4“ auf seiner stark elliptischen Umlaufbahn noch sichtbar, hieß es. Ein Wiedersehen gibt es dann wohl erst 2028.
Weitere Experten sehen ebenfalls keinen Grund zur Panik. „2024 YR4“ sei kein sogenannter Planetenkiller, der das Leben auf der Erde auslöschen könnte, wurde der Leiter der Asteroidenabwehr bei der ESA, Richard Moissl, auf den Portalen von „Ippen Media“ zitiert.
Asteroid 2024 YR4: Was könnte am 22. Dezember 2032 passieren?
Laut der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA hat „2024 YR4“ eine Wahrscheinlichkeit von fast 99 Prozent, unseren Planeten am 22. Dezember 2032 sicher zu passieren. Ein Einschlag gilt zwar als unwahrscheinlich, kann aber derzeit nicht vollständig ausgeschlossen werden.
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Derzeit ist „2024 YR4“ nur als winziger Lichtpunkt im Teleskop zu sehen. Auch die ESA entwarnt: Die Wahrscheinlichkeit, dass der Asteroid tatsächlich die Erde trifft, ist äußerst gering. Dennoch Anlass genug, „dem Ganzen viel Aufmerksamkeit zu schenken und so viele Ressourcen wie möglich für die Beobachtung bereitzustellen“, sagt Bruce Betts von der Organisation Planetary Society.
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Unter Beobachtung: Asteroid wurde erst Ende 2024 entdeckt
Der Asteroid wurde zum ersten Mal am 27. Dezember 2024 vom Observatorium El Sauce in Chile gesichtet. Aufgrund seiner Helligkeit schätzen Astronomen, dass er zwischen 40 und 90 Meter breit ist. Am Silvesterabend landete die Entdeckung – eingestuft als „besorgniserregend“ – auf dem Schreibtisch von Kelly Fast. Sie ist bei der US-Raumfahrtbehörde Nasa zuständig für den Schutz vor Asteroiden und Kometen. „Man bekommt Beobachtungen, die dann wieder verschwinden. Aber dieser Asteroid sah aus, als hätte er das Potenzial, zu bleiben“, sagt Fast.
Experten: Mögliches Einschlaggebiet wohl nicht über Europa
Bei einem Einschlag am 22. Dezember 2032 auf die Erde könnte laut IAWN das Einschlaggebiet über dem östlichen Pazifik, dem Norden Südamerikas, dem Atlantik, Afrika, dem Arabischen Meer oder Südasien liegen.
„2024 YR4“ folgt einer stark elliptischen Umlaufbahn. Im Moment entfernt er sich von der Erde, erst 2028 wird er das nächste Mal wieder an unserem Planeten vorbeifliegen. „Die Chancen stehen sehr gut, dass die Wahrscheinlichkeit einer Kollision irgendwann in den nächsten Monaten bis Jahren gegen Null geht“, sagte Betts. Ein ähnliches Szenario habe es bereits 2004 gegeben: Die Wahrscheinlichkeit, dass der Asteroid „Apophis 2029“ auf die Erde trifft, lag zunächst bei 2,7 Prozent. Inzwischen wird eine Kollision ausgeschlossen.
Das Ende der Dinos: Diese Einschläge verursachten Katastrophen
Der schlimmste Asteroideneinschlag ereignete sich vor 66 Millionen Jahren, als ein zehn Kilometer großer Gesteinsbrocken aus dem Weltraum einen globalen Winter auslöste, der die Dinosaurier und 75 Prozent aller Arten auslöschte. So verheerend wäre „2024 YR4“ bei weitem nicht. Aber trotzdem: „Wenn er über Paris, London oder New York einschlägt, wird die gesamte Stadt und ein Teil der Umgebung ausgelöscht“, sagt Betts.
Vergleichbar sei ein Einschlag des neu entdeckten Asteroiden eher mit dem Tunguska-Ereignis, als ein 30 bis 50 Meter großer Asteroid oder ein Kometenstück im Jahr 1908 über Sibirien explodierte und 80 Millionen Bäume auf einer Fläche von 2000 Quadratkilometern vernichtet worden seien. Auch „2024 YR4“ würde voraussichtlich am Himmel explodieren, anstatt einen Krater in der Erde zu hinterlassen, sagt der Wissenschaftler.
Asteroid „2024 YR4: Menschheit hat die Möglichkeit der „planetaren Verteidigung“
Sollte sich das Risiko im Laufe der kommenden Jahre bestätigen, hätte die Menschheit aber genügend Zeit, um sich darauf vorzubereiten, beruhigen Experten. Wissenschaftler arbeiten seit Jahren an Möglichkeiten zur planetaren Verteidigung, sagt der Astronom Andrew Rivkin, der im Labor für angewandte Physik der Johns Hopkins Universität in Baltimore (US-Bundesstaat Maryland) arbeitet.
Rivkin war Teil einer Nasa-Mission, bei der es 2022 gelang, die Flugbahn eines für die Erde ungefährlichen Asteroiden mit einem Raumfahrzeug zu ändern. „Ich sehe keinen Grund, warum das nicht wieder funktionieren sollte“, versichert er. Die Frage sei nur, ob große Nationen eine solche Mission finanzieren würden, wenn ihr eigenes Territorium nicht bedroht wäre.
Wenn andere Maßnahmen scheitern, könnte die Aufprallzone aufgrund der langen Vorwarnzeit auch evakuiert werden. Im Moment brauche „niemand Angst haben“, versichert Fast. Im Gegenteil: Es sei doch ermutigend, dass die Nasa und die internationale Gemeinschaft selbst so weit entfernte und kleine Bedrohungen im Auge hätten.
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