Berlin/Hamburg. In der Sendung von Markus Lanz äußert sich der Vater eines Anschlagsopfers. Nach den Anschlägen fordert er eine vernünftige Diskussion.
Ein Vater, dessen Tochter bei der Messerattacke in Brokstedt im Jahr 2023 getötet wurde, hat in der Sendung von Markus Lanz mit harschen Worten die Politik kritisiert. Die Debatte um die Bundestagsmehrheit der Union mit Stimmen der AfD nannte Michael Kyrath „blanken Hohn“.
Zur Erklärung führte er aus: „In den letzten zwei Jahren waren wir mit 300 Elternpaaren in Kontakt, die ihre Kinder verloren haben“, sagte er. Was sie alle eine: „Es ist immer dasselbe Täterprofil. Es ist dasselbe Tatwerkzeug. Es ist nahezu derselbe Tathergang. Es sind nahezu dieselben Tatmotive und es sind am Ende einer Tat dieselben Floskeln.“ Der Politik warf Kyrath vor, leere Versprechungen zu machen, wirklich geschehen sei „gar nichts“.
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Im Herbst hatte die Koalition aus SPD, Grünen und FDP nach dem Messeranschlag von Solingen ein „Sicherheitspaket“ auf den Weg gebracht. Nach kontroverser Debatte hatte der Bundestag dieses angenommen - doch wenig später stoppte der Bundesrat einen Teil davon. Während Verschärfungen im Aufenthalts- und Waffenrecht beschlossen wurden, liegen seitdem Pläne für mehr Internet-Befugnisse der Sicherheitsbehörden auf Eis.
Markus Lanz: Vater von Anschlagsopfer appelliert an Politik
Michael Kyrth forderte in der Lanz-Sendung, dass eine vernünftige Diskussion stattfinden müsse, „die sich auf die Kernthemen beruft: Wie kriegen wir dieses Land wieder auf Vordermann, wie kriegen wir die Bürger wieder in Sicherheit, dass man gefahrlos in den Zug steigen kann, ohne erstochen zu werden“. Schließlich ginge es hier um „Menschenleben, um Kinderleben“, sagte er.
Das Landgericht Itzehoe hatte Ibrahim A. am 15. Mai 2024 wegen Mordes in zwei Fällen, versuchten Mordes in Tateinheit mit schwerer Körperverletzung und mit gefährlicher Körperverletzung sowie wegen versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung in drei Fällen zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe als Gesamtstrafe verurteilt.
Zudem stellte die Strafkammer die besondere Schwere der Schuld des Palästinensers fest. Das bedeutet, dass eine Aussetzung der Strafe zur Bewährung nach 15 Jahren praktisch ausgeschlossen ist.
Der 35-Jährige hatte am Nachmittag des 25. Januar 2023 in dem Zug auf der Fahrt von Kiel nach Hamburg ein Küchenmesser gezogen und damit unvermittelt Fahrgäste angegriffen. Die 17-jährige Tochter von Michael Kyrath und ihr 19 Jahre alter Freund starben. Vier weitere Fahrgäste wurden schwer verletzt. Der Täter wurde schließlich von Fahrgästen überwältigt. Die Tat sorgte weit über Schleswig-Holstein hinaus für Entsetzen. Der Prozess dauerte mehr als zehn Monate – fast 100 Zeugen und Gutachter vernahm das Gericht.