Berlin. Neuer Fund in Pompeji: Ein außergewöhnliches Badehaus offenbart den luxuriösen Lebensstil der Oberschicht – und tragische Schicksale.
Nach rund 2000 Jahren unter vulkanischem Gestein und Asche zeigt Pompeji erneut, warum es zu den faszinierendsten archäologischen Stätten der Welt gehört. Archäologen haben einen weiteren sensationellen Fund gemacht: ein prunkvolles privates Badehaus, das möglicherweise das größte seiner Art in der antiken Stadt ist.
Archäologie: Ein luxuriöser Rückzugsort im Herzen Pompejis
Das Badehaus, das einem modernen Spa ähnelt, liegt in einer prächtigen Residenz, die in den vergangenen zwei Jahren bei großen Ausgrabungen freigelegt wurde. „Es sind diese Räume, die wirklich Teil des ‚Pompeji-Effekts‘ sind – es ist fast so, als wären die Menschen erst vor einer Minute gegangen“, erklärt Gabriel Zuchtriegel, Direktor des Archäologischen Parks von Pompeji, im Gespräch mit BBC News.
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Die Badegäste betraten einst einen Umkleideraum mit leuchtend roten Wänden und kunstvollen Marmoreinlagen, bevor sie in heiße, warme und kalte Räume wechselten, die mit einer raffinierten Heiztechnik ausgestattet waren. Die Details sprechen von einem Leben in verschwenderischem Luxus, das nur den reichsten Bürgern vorbehalten war. „Es gibt nur wenige Häuser mit einem privaten Badekomplex, also war das wirklich etwas für die Reichsten der Reichen“, sagt Zuchtriegel. „Und das hier ist so riesig – es ist wahrscheinlich der größte Badekomplex in einem pompejanischen Privathaus.“
Bei den Ausgrabungen haben Archäologen auch andere Bereiche des Privathauses freigelegt, darunter einen riesigen Bankettsaal mit schwarzen Wänden und einen hellblau gestrichenen Raum für Gebete. Werkzeuge und Baumaterialien deuten darauf hin, dass das Haus zum Zeitpunkt des Ausbruchs renoviert wurde. Man geht davon aus, dass das Haus einer wohlhabenden Person gehörte, möglicherweise Aulus Rustius Verus, einem einflussreichen Politiker aus Pompeji.
Dramatische Schicksale hinter dem Luxus
Doch der Glanz der antiken Stadt wird von den tragischen Geschichten ihrer Bewohner überschattet. In einem kleinen, spärlich eingerichteten Raum, direkt neben den luxuriösen Teilen des Hauses, entdeckten Archäologen die Überreste zweier Menschen, die beim Ausbruch des Vesuvs 79 n. Chr. ihr Leben verloren.
Eine Frau im Alter von 35 bis 50 Jahren wurde in Embryonalstellung gefunden, wobei sie Schmuck und Münzen bei sich trug. In unmittelbarer Nähe lag ein junger Mann, vermutlich ein Sklave, mit Schlüsseln in der Hand. „Der pyroklastische Strom des Vesuvs brachte eine Wand zum Einsturz, die den Mann im Grunde zu Tode zerquetschte“, erklärt Sophie Hay, Archäologin in Pompeji. „Die Frau war noch am Leben, als er starb – stellen Sie sich das Trauma vor.“
Die Analyse des männlichen Skeletts zeigte, dass seine Knochen trotz seines jungen Alters Abnutzungserscheinungen aufwiesen, was darauf schließen ließ, dass er einem niederen Stand angehörte und möglicherweise ein Sklave war. Die Frau war älter, aber ihre Knochen und Zähne waren in gutem Zustand. „Sie war wahrscheinlich eine hochrangige Persönlichkeit“, sagt Hay. „Sie könnte die Frau des Hausbesitzers gewesen sein – oder vielleicht eine Assistentin, die sich um die Frau kümmerte, wir wissen es nicht genau.“
Luxus und Leid: Der drastische Kontrast im römischen Alltag
Sophie Hay beschreibt den privaten Badehauskomplex als einen „Jahrhundertfund“, der auch Licht auf eine dunklere Seite des römischen Lebens wirft. Die Ausgrabungen offenbaren einen scharfen Kontrast zwischen den Lebensrealitäten der Superreichen und der Sklaven, der kaum eindringlicher sein könnte.
„Hier sehen wir ihn ganz klar“, erklärt Sophie Hay. Während die Oberschicht in den prunkvollen Räumen des Badehauses Luxus und Entspannung genoss, arbeiteten Sklaven nur wenige Meter entfernt unter unerträglichen Bedingungen im Heizraum, um das System des Badehauses am Laufen zu halten. „Eine einfache Mauer ist alles, was diese beiden völlig unterschiedlichen Welten voneinander trennt“, beschreibt Hay den beklemmenden Gegensatz, der an diesem Ort greifbar wird.
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