Berlin. In der Antarktis haben Forscher den ältesten Eiskern der Welt erbohrt. Er könnte neue Aufschlüsse über die Geschichte der Erde ermöglichen.
Ein internationales Forscher-Team hat in der Antarktis einen historisch einmaligen Eiskern erbohrt. Vier Jahre lang arbeiteten sich die Maschinen der Wissenschaftler Stück für Stück von der Eisoberfläche bis zum Grundgestein unter dem Eisschild in 2480 Meter Tiefe vor. In einem einzelnen Meter des Eiskerns könnten laut Forschern bis zu 13.000 Jahre komprimierte Klima-Geschichte unseres Planeten schlummern. Das älteste nun geborgene Eis soll bis zu 1,2 Millionen Jahre alt sein.
An dem Projekt ist unter anderem das Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven beteiligt. Dort zeigte man sich begeistert. Der zu Tage geförderte Eiskern sei einer der ältesten der Welt und markiere einen „historischen Meilenstein für die Klimaforschung“.
Genauere Rückschlüsse auf die Klima-Geschichte der Erde
Mit der erfolgreichen Bohrung hat das Team einen Welt-Rekord gebrochen. Denn der bislang längste durchgehende Eisbohrkern – ebenfalls aus der Antarktis – wurde im Jahr 2004 geborgen, reichte aber „nur“ etwa 800.000 Jahre zurück.
Über das damalige Ergebnis berichtete diverse Medien, darunter der Deutschlandfunk. Demnach überschritten Konzentrationen von Treibhausgasen wie Kohlendioxid und Methan selbst während der wärmsten Perioden der vergangenen 800.000 Jahre nie die Werte, die seit Beginn der industriellen Revolution zu beobachten sind.
Was veränderte die Frequenz von Eiszeitzyklen so drastisch?
Eine wichtige Frage bleibt: Warum verlangsamten sich die Eiszeit-Zyklen im mittleren Pleistozän „plötzlich“ von 41.000- auf 100.000-jährige Intervalle? Erdbahnparameter wie der Neigungswinkel, Sonneneinstrahlung und die Eis-Reflexionsstrahlung bestimmen diese Zyklen. Aber warum sich die Reaktion des Erdsystem so abrupt verschoben hat, ist nach wie vor eines der größten Rätsel der Klimawissenschaft, das mit diesem Projekt gelüftet werden soll.
Schon bald könnte auch der Zusammenhang zwischen dem atmosphärischen Kohlenstoffkreislauf und der Temperatur unseres Planeten noch genauer aufgezeigt werden. Für eine umfassende Analyse wurden die Bohrkerne bereits in speziell konstruierten Kühlcontainern auf einem italienischen Forschungs-Eisbrecher nach Europa transportiert.
Wie geht es jetzt mit dem Projekt weiter?
Bohrmeister vor Ort und AWI-Glaziologe Matthias Hüther freut sich bereits: „Wenn die Kerne im Frühsommer am AWI zur weiteren Bearbeitung in unserem Eislabor in Bremerhaven eintreffen, beherbergen wir viele internationale Fachleute und liebgewordene Freundinnen und Freunde und werden gemeinsam sicher noch viele spannende ungeplante Entdeckungen machen.“ Das Forschungsteam verlässt die Antarktis Ende Januar per Flugzeug.
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