Berlin/London. Schon wiederholte, leichte Stöße können eine gefährliche Kettenreaktion im Gehirn auslösen. Auch Herpes-Viren sind ein Risikofaktor.
Es gibt viele Risikofaktoren für Alzheimer. So erhöhen unter anderem Alkoholkonsum, Bluthochdruck und Rauchen die Wahrscheinlichkeit, an der häufigsten Form von Demenz zu erkranken. Britische Wissenschaftler konnten jetzt einen kuriosen Zusammenhang zwischen Herpes, Gehirnerschütterungen und Alzheimer nachweisen.
Demnach könnten Kopfverletzungen ruhende Viren im Gehirn wieder aktivieren und damit Nährboden für eine Alzheimer-Krankheit schaffen. Schon leichte Kopfverletzungen hätten das Potential, eine gefährliche Kettenreaktion in Gang zu setzen, die Gedächtnisverlust und kognitiven Verfall zur Folge hat.
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Alzheimer: Herpes-Virus verursacht Ablagerungen im Gehirn
Forscher des Instituts für Bevölkerungsalterung der Universität Oxford arbeiteten für die Studie mit der Universität Manchester und der Universitäts Tufts zusammen. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift „Science Signaling“.
Bereits in vorherigen Studien konnte gezeigt werden, wie verbreitete Viren wie das Herpes-Virus vom Typ 1 (HSV-1) oder das Varizella-Zoster-Virus (VZV) eine Alzheimer-Erkrankung fördern können. Das VZV verursacht Windpocken und Gürtelrose.
Laut einem Statement der Universität Oxford können Herpes-Viren ein Leben lang in menschlichen Zellen überleben und nach dem „Aufwachen“ unter anderem die Alzheimer-typischen Ablagerungen, auch Plaques genannt, im Gehirn bilden.
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Gehirnerschütterungen aktivieren Viren
In der neuen Studie nutzten die Forscher ein kleines, biotechnologisch hergestelltes Modell von menschlichem Gehirngewebe, um die Folgen von körperlichem Trauma auf die Entwicklung von Alzheimer zu testen. Sie beobachteten, wie wiederholte „leichte“ Stöße die ruhenden Viren aktivierten.
„Diese Reaktivierung löste Entzündungen, die Bildung von Beta-Amyloid-Plaques und die Bildung schädlicher Tau-Proteine aus, die Gehirnzellen schädigen und das Gedächtnis beeinträchtigen können“, heißt es dazu in der Mitteilung.
Die Wissenschaftler fanden während den Untersuchungen auch heraus, dass die Blockierung eines entzündlichen Moleküls namens Interleukin-1 beta in Labormodellen viele dieser schädlichen Wirkungen verhinderte. Daran könnten mögliche Behandlungen für gefährdete Personen anschließen.
Alzheimer und Demenz: Was ist der Unterschied?
„Das Verständnis sowohl der Risikofaktoren für Demenz und Alzheimer als auch der Mechanismen, durch die sie entstehen, ist wichtig, um Behandlung und Prävention so früh wie möglich gezielt einsetzen zu können“, kommentierte Professor Ruth Itzhaki, die Studienleiterin, die Ergebnisse.
Formen von Demenzerkrankungen
Alzheimer-Krankheit | Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form von Demenz und betrifft vor allem ältere Menschen. Sie tritt allmählich auf und beeinträchtigt Gedächtnis, Denken und Verhalten. |
Vaskuläre Demenz | Die vaskuläre Demenz entsteht durch eine Schädigung der Blutgefäße im Gehirn, beispielsweise durch Schlaganfälle oder Durchblutungsstörungen. Die Symptome können je nach betroffenem Bereich des Gehirns variieren. |
Lewy-Körper-Demenz | Bei der Lewy-Körper-Demenz sammeln sich sogenannte Lewy-Körper im Gehirn an, die zu Störungen in der Informationsverarbeitung führen. Die Symptome ähneln oft denen der Parkinson-Krankheit. |
Frontotemporale Demenz | Die frontotemporale Demenz betrifft vor allem die Bereiche des Gehirns, die für Verhalten, Persönlichkeit und Sprache zuständig sind. Die Symptome können je nach betroffenem Bereich sehr unterschiedlich sein. |
Gemischte Demenz | Bei der gemischten Demenz treten mehrere Formen von Demenz gleichzeitig auf, beispielsweise Alzheimer-Krankheit und vaskuläre Demenz. |
Alzheimer und Demenz sind zwei Begriffe, die oft miteinander verwechselt werden, obwohl sie nicht dasselbe bedeuten. Demenz ist ein Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen, die zu einem Verlust von Gedächtnis, Denkfähigkeit und anderen kognitiven Funktionen führen.
Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz. Sie ist durch Ablagerungen bestimmter Proteine im Gehirn gekennzeichnet, die zum Absterben von Nervenzellen führen. Während Demenz viele verschiedene Ursachen haben kann, ist Alzheimer eine spezifische Erkrankung. Beide Erkrankungen führen zu einer zunehmenden Beeinträchtigung des täglichen Lebens und erfordern häufig eine professionelle Pflege.
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