Berlin. Weil die Gemeinde Belcastro in Italien keinen Arzt mehr findet, dürfen die Einwohner nicht krank werden. Ironie oder bitterer Ernst?

Eine 1300-Seelen-Gemeinde in Italien hat keinen Arzt. In Belcastro in Süditalien gibt es nicht einmal mehr einen ärztlichen Bereitschaftdienst, das nächste Krankenhaus ist 45 Kilometer entfernt. Der Bürgermeister Antonio Torchia reagiert mit einem ungewöhnlichen Verbot: Er erklärt das Kranksein für verboten.

Er begründete seine neue Verordnung damit, dass keine ordentliche Gesundheitsversorgung mehr gewährleistet sei. Torchia wies die Bevölkerung deshalb schriftlich an, „jede Krankheit zu vermeiden, die einen medizinischen Eingriff erfordert, insbesondere in Notfällen, und sich so viel wie möglich auszuruhen“. Von Belcastros 1.300 Einwohnerinnen und Einwohnern sind mehr als die Hälfte älteren Jahrgangs – so wie dies in vielen Dörfern inzwischen typisch ist. Italien gehört zu den Ländern, die besonders unter Überalterung leiden. 

Krank in Italien? „Ironische Provokation“

Der Bürgermeister versteht seinen Erlass als „ironische Provokation“, um auf das Problem aufmerksam zu machen - durchaus mit Erfolg. „Ich muss sagen, dass meine Anordnung mehr Wirkung zeigt als die Dutzenden Briefen, die ich bisher an die Gesundheitsbehörde der Provinz und an die Präfektur geschickt habe“, sagte Torchia. Jetzt hoffe er, dass sowohl in der Politik als auch im Gesundheitswesen das Gewissen wachgerüttelt sei.

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