Berlin. Bereits 2018 starb ein Neugeborenes. Nun musste der Schwertwal „Tahlequah“ wieder Abschied von einem seiner Kinder nehmen.
Das Orca-Weibchen „Tahlequah“ durchlebt erneut das absolute Horrorszenario eines jeden Elternteils. Bereits 2018 verlor J35, wie die Forscher des Walzentrums in Friday Harbor im US-Bundesstaat Washington sie nennen, eines ihrer Kinder nur wenige Tage nach der Geburt. Die Bilder der trauernden Schwertwal-Mutter, die ihr totes Kalb rund 1600 Kilometer vor sich herschiebt, gingen um die Welt. Nun muss J35 erneut Abschied nehmen.
Orca-Forscher nennen Tod des Schwertwals „niederschmetternden“ Verlust
Am Donnerstag wurde das erst kurz vor Weihnachten geborene Jungtier J61 gesichtet, wie es leblos an der Seite seiner Mutter im Wasser treibt. Die Wissenschaftler sprechen von einem „niederschmetternden“ Verlust für die Population der ohnehin vom Aussterben bedrohten Tierart. „Der Tod eines jeden Kalbs ist ein schrecklicher Verlust, doch der Tod von J61 ist besonders niederschmetternd. Nicht nur, weil sie ein Weibchen war und eines Tages selbst eine Walfamilie hätte anführen können, sondern auch aufgrund der Geschichte ihrer Mutter J35, die nun zwei ihrer vier Kälber verloren hat – beide waren weiblich“, heißt es in einer Mitteilung der Forschungseinrichtung.
Die Population der Schwertwale an der Pazifikküste der USA an der Grenze zu Kanada kämpft ohnehin ums Überleben. Aufgrund von Überfischung, Meeresverschmutzung und Staudämmen versiegt die Hauptnahrungsquelle der Meeresbewohner zunehmend: Die Bestände des Königslachses sind in den letzten Jahren immer weiter zurückgegangen.
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Große Sorge: Orca-Mutter trauerte 2018 ganze 17 Tage um ihr totes Kind
Was den Forschern aktuell erneut große Sorgen bereitet, ist, dass die letzte Trauerphase von Tahlequah (J35) ungewöhnlich lange dauerte. Üblicherweise hoffen Muttertiere noch eine Woche lang, dass ihr Junges an der Wasseroberfläche wieder zu atmen beginnt. Doch J35 wurde damals ganze 17 Tage mit ihrem toten Kalb gesichtet. Zusammen legten sie 1600 Kilometer zurück, bevor die Mutter ihren verstorbenen Nachwuchs dem Meer übergab. Bleibt abzuwarten, welches Ausmaß ihr Umgang mit dem Verlust dieses Mal annimmt.
Jüngste Zahlen des Forschungszentrums offenbarten, dass rund 73 Schwertwale in drei Gruppen, sogenannten Pods, in der Meeresbucht des Pazifiks leben. Darunter sollen sich auch zwei männliche Nachkommen von J35 befinden. Sowohl ihr vor 2010 als auch ihr 2020 geborener Orca-Nachwuchs sind noch am leben und gesund.
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