Berlin. Beim Flugzeugabsturz überlebte wohl ein Mädchen, das aus Deutschland stammt. Die Ermittlungen nach der Absturzursache laufen.
Nach dem Absturz eines Passagierflugzeugs in Kasachstan haben die Ermittlungen nach der Ursache des Unglücks begonnen. Bergungstrupps hatten am Abend am Unglücksort bei Aktau an der Küste des Kaspischen Meeres in den Trümmern der Maschine die Flugschreiber geborgen, auch bekannt als Blackbox. Beim Absturz der Maschine der Azerbaijan Airlines in Kasachstan sind nach offiziellen Angaben 38 Menschen ums Leben gekommen, 29 Insassen der Unglücksmaschine überlebten teilweise schwer verletzt. Unklar ist bislang, weshalb die Maschine abstürzte.
Die Fluggesellschaft hat in der Zwischenzeit vorläufige Ermittlungsergebnisse bekanntgegeben. Zu dem Absturz sei es „durch physische und technische Einwirkungen von außen“ gekommen, teilte Azerbaijan Airlines in Baku mit. Wegen potenzieller Risiken für die Sicherheit sei in Abstimmung mit der aserbaidschanischen Luftfahrtbehörde der Flugbetrieb in zehn russische Städte von Baku aus eingestellt worden. Das Aussetzen des Flugbetriebs bleibe in Kraft bis zur kompletten Aufklärung des Absturzes.
Wie Aserbaidschan schließen auch die USA einen Fehlschuss der russischen Flugabwehr als Ursache für den Absturz der Passagiermaschine nicht aus. Erste Hinweise deuten laut einem US-Regierungsvertreter auf einen Abschuss hin, berichteten unter anderem die Sender CNN und ABC News. Sollten sich die Anzeichen bestätigen, sei denkbar, dass schlecht ausgebildete russische Einheiten bei der Abwehr ukrainischer Drohnen das Ziel verwechselt hätten, sagte der Beamte demnach.
Militärblogger aus Russland, aber auch ukrainische Vertreter, hatten bereits kurz nach dem Abschuss darauf aufmerksam gemacht, die Maschine könnte von der russischen Flugabwehr beschädigt worden sein. Internet-Flugzeugtracker wie Flightradar24 berichteten, dass die GPS-Daten zur genauen Position des Flugzeugs über Russland gestört worden seien. Bilder vom Heck des Wracks zeigten kleine Löcher, die wie Einschläge der Splitter von Flugabwehrraketen aussehen.
In der ukrainischen Hauptstadt Kiew vertrat der Leiter des Zentrums zur Bekämpfung von Desinformation, Andrij Kowalenko, die Ansicht, die Maschine sei auf ihrem Weg nach Grosny von der russischen Flugabwehr beschossen und beschädigt worden. Einen Beweis für seine Behauptungen erbrachte er nicht.
Völlig unklar war, ob Drohnen oder Geschosse zur Abwehr von Drohnen überhaupt in den Vorfall verwickelt waren. Die Ukraine wehrt sich seit fast drei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg und nimmt immer wieder vor allem mit Drohnen militärische Ziele in dem Nachbarland ins Visier. Inzwischen erreichen ukrainische Drohnen auch den Kaukasus.
Empörung in Baku: Russische Flughäfen sollen Notlandung verwehrt haben
Der Kreml warnte in einer ersten Reaktion vor voreiligen Spekulationen. Am Donnerstagnachmittag verbreitete jedoch die aserbaidschanische Führung massiv die Vermutung, dass die Maschine einen Treffer durch eine russische Flugabwehrrakete Panzir-S erlitten habe. Unter Berufung auf ungenannte Regierungsvertreter in Baku berichteten einheimische wie internationale Medien, das Flugzeug sei beim Landeanflug auf Grosny beschädigt worden.
Besondere Empörung löste in Aserbaidschan aus, dass der Maschine angeblich eine Notlandung auf nahen russischen Flughäfen unter Verweis auf schlechtes Wetter versagt worden sei. Die Piloten mussten die fast nicht zu steuernde Maschine über das Kaspische Meer nach Aktau manövrieren. Höhe und Geschwindigkeit schwankten dabei erheblich. Bei einem Landeversuch in Aktau stürzte das Flugzeug ab.
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Flugzeugabsturz in Kasachstan: Deutsches Mädchen unter den Überlebenden?
Mit einem Flugzeug des aserbaidschanischen Katastrophenschutzes wurden am Donnerstag sieben weitere verletzte Überlebende nach Baku geflogen. Schon vorher hatte ein Flugzeug mehrere überlebende wie tote Opfer zurück in die Heimat Aserbaidschan gebracht.
Die örtlichen Behörden berichteten zudem, dass ein elfjähriges Mädchen angegeben habe, in Deutschland zu wohnen. Und auch auf der Passagierliste soll ein gleichaltriges Mädchen aus Deutschland zu finden sein. Ob das Kind alleine unterwegs war, ist noch nicht klar.
Azerbaijan Airlines passenger plane flying from Baku to Grozny crashed in Aktau, Kazakhstan. pic.twitter.com/EnicqHcTGM
— Clash Report (@clashreport) 25. Dezember 2024
Passagiere überlebten im Heck der Maschine
Da die Maschine in der Nähe des Flughafens von Aktau am Kaspischen Meer abstürzte, gab es zahlreiche Videos des Unglücks, die in sozialen Netzwerken verbreitet wurden. Zu sehen war eine dichte schwarze Rauchsäule über der Absturzstelle. Videos zeigen, wie das Flugzeug aus geringer Höhe an der Küste des Kaspischen Meeres abstürzte, ohne den nahe gelegenen Flughafen der Stadt Aktau zu erreichen. Nach Berichten von Augenzeugen flog die Maschine zwei weite Kreise, ehe sie beim Versuch eines dritten Kreises auf dem Boden aufschlug.
Beim Aufprall ging der Kurz- und Mittelstreckenjet zum Teil in Flammen auf, wie Videos in sozialen Netzwerken zeigten. Fotos zufolge wurde das Heck weniger beschädigt. Aus diesem Wrackteil wurden nach Medienberichten überlebende Passagiere gerettet. Bug und Mittelteil wurden dagegen zerstört.
Flugzeugabsturz: Maschine war auf den Weg nach Russland
Das Flugzeug war in Baku gestartet und sollte nach Russland in die tschetschenische Hauptstadt Grosny fliegen. Aus noch unbekannten Gründen – einigen Angaben zufolge sei der Flughafen dort wegen Nebels geschlossen gewesen – nahm das Flugzeug kurz vor dem Landeanflug Kurs in Richtung Kaspisches Meer. Dort signalisierte der Pilot nach Angaben der kasachischen Agentur Tengrinews eine Notlage – in Pilotenkreisen als „emergency squawk 7700“ bekannt. Nach inoffiziellen Angaben handelte es sich bei dem Flugzeug um eine Embraer 190 von Azerbaijan Airlines.
Azerbaijan Airlines stellten ihre Flüge in die russischen Städte Grosny und Machatschkala im Nordkaukasus ein. Auch andere Fluggesellschaften haben zwischenzeitlich ihre Flugrouten geändert, so etwa die israelische El Al.