Berlin. Jan Hartmann spielt oft die Rolle des Romantikers. Warum ihm das so leicht fällt – und mit welchen Beziehungen er immer nur Pech hatte.

Immer wieder findet sich Jan Hartmann als Protagonist in großen Liebesgeschichten. Vom „Sturm der Liebe“ bis jetzt in dem Inga-Lindström-Film „Sag einfach ja“ (29. Dezember um 20.15 Uhr im ZDF). Wenn der 44-Jährige aus seinem Leben erzählt, etwa über das Kennenlernen mit seiner späteren Frau, wird klar, dass er in diesen Rollen ideal besetzt ist. Aber gleichzeitig besitzt der Schauspieler auch die nötige innere Stärke, die er speziell in jüngeren Jahren auf sehr unangenehme Weise lernen musste.

Diesen Sommer traten Sie als Old Firehand bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg auf. Jetzt sehen wir Sie im Inga-Lindström-Film im ländlichen Schweden. Kann man daraus schließen, dass Sie ein Faible für die Natur haben?

Jan Hartmann: Absolut. Ich bin auf dem Land groß geworden – mit vielen Erlebnissen in Wäldern, mit Baumhausbauen und Bäche umleiten. Das finde ich auch für unsere Kinder wichtig, und das war ein ausschlaggebender Grund, weshalb meine Frau und ich aufs Land in die Nähe von Regensburg gezogen sind. Als ich sie kennengelernt habe, habe ich in Berlin gewohnt, aber nach den vielen Jahren hektischen Stadttreibens habe ich gemerkt, wie gut Natur und Entschleunigung tun.

Warum gerade in dieses Eck Bayerns?

Hartmann: Meine Frau ist hier groß geworden, und wir haben wir sehr viel Zeit verbracht. Irgendwann haben wir festgestellt: Für die Arbeit ist es ohnehin gleich, wo ich wohne.

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Suchen Sie dann bei Drehs auch das Idyll wie im Fall von Inga Lindström oder hätten Sie nicht auch mal Lust auf das Großstadtchaos?

Hartmann: Natürlich auch Letzteres. Ich bin totaler Abenteurer. Alles, was anders und neu ist und was ich entdecken und aufsaugen kann, das inhaliere ich. Ich bin mal ein paar Tage durch Afrika gefahren, habe einen Tauchschein vor Neuguinea gemacht oder habe Zeit mit Indios am Amazonas verbracht, von denen es hieß, das seien Kannibalen.

Jan Hartmann mit Ehefrau Julia in München.
Jan Hartmann und seine Ehefrau Julia haben sich in München kennengelernt. © imago/Spöttel Picture | imago stock&people

Waren Sie denn da auch Gefahren ausgesetzt?

Hartmann: Nicht wirklich. Das Extremste war, dass ich mit afrikanischen Straßenkindern mal barfuß Fußball gespielt habe. Die Fläche war Beton mit Sand, es waren 45 Grad, und auf einmal merkte ich, wie mir die Sohle von meinen weichen europäischen Füßen herunterhing. Aber ich habe nie etwas Gefährliches erlebt.

Jan Hartmann: „Ich musste mich da alleine wieder herausarbeiten“

Würden Sie auch auf Dauer in so einem Umfeld jenseits unserer westlichen Zivilisation klarkommen?

Hartmann: Ich denke schon. Meine Haltung ist die: So wie ich in die Welt hineinrufe, so kommt es auch zurück. Deshalb hatte ich immer nur schöne Begegnungen mit tollen Leuten.

Wirklich immer?

Hartmann: Es gab schon Ausnahmen. Anfang 20 kam ich als Junge vom Land in die große Berliner Medienszene, und weil ich Anschluss suchte, bin ich relativ schnell an ein paar komische Gestalten geraten. Denen habe ich prompt vertraut, aber das waren falsche Ratgeber, wegen denen ich dann viel Geld verloren habe. So hatte ich eine richtig schlimme Talsohle mit psychischen und finanziellen Problemen. Ich musste mich da alleine wieder herausarbeiten.

Wie haben Sie da den Glauben an sich selbst nicht verloren?

Hartmann: Ich habe so ein Urvertrauen und einen Grundoptimismus. Herumjammern und Angst waren nie meine Motoren. Und in schweren Zeiten habe ich immer Musik als Eigentherapie gemacht.

„Sturm der Liebe“-Star Hartmann: „Ich bin schon ein romantischer Typ“

Schauspielerisch scheint sich bei Ihnen ein Schwerpunkt herauskristallisiert zu haben, und zwar die romantischen Rollen. So gehören Sie zur Hauptbesetzung von „Kreuzfahrt ins Glück“, traten in „Sturm der Liebe“ oder auch in Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen auf. Ist das Zufall?

Hartmann: Ich bin schon ein romantischer Typ, und ich scheine etwas mitzubringen, was in diesen Formaten gut funktioniert. Wenn ich diese Texte spreche, dann empfinde ich das in dem Moment wirklich so, und das gibt dem Ganzen eine Aufrichtigkeit. Andere Kollegen mögen das belächeln, aber ich nehme das ernst. Und so scheint mich diese Nische gefunden zu haben. Wenn jemand für derartige Projekte gebraucht wird, dann denkt man offenbar an mich.

Jan Hartmann mit Ehefrau Julia
Jan Hartmann ist seit 2014 mit seiner Ehefrau Julia verheiratet. © imago/Spöttel Picture | imago stock&people

Und wie zeigt sich Ihr romantisches Denken im realen Leben?

Hartmann: Ich habe zum Beispiel einmal, als ich in Istanbul drehte und ein, zwei Tage freihatte, einen Flug gebucht und bin nach München geflogen, um mit meiner jetzigen Frau frühstücken zu geben.

Wie Jan Hartmann seine Frau kennenlernte: „Ich war total geflasht“

Hat Ihre Frau etwas mit der Branche zu tun?

Hartmann: Überhaupt nicht. Ich hatte ein paar Versuche mit Kolleginnen, und so toll die auch sind, das hat überhaupt nicht funktioniert, weil viele dann doch sehr narzisstisch und Ich-bezogen sind. Und meine Frau ist so herrlich unprätentiös und uneitel und sieht diese Branche aus einer gesunden Distanz.

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Haben Sie sie auch auf romantische Weise kennengelernt?

Hartmann: Es war auf jeden Fall eine sehr spezielle Weise. Ich bin für mich untypisch beim Filmball in München gelandet, und um halb drei Uhr in der Früh stand plötzlich meine spätere Frau mit einer Traube von Freundinnen da. Sie waren vorher woanders beim Essen und hatten gemerkt, dass hier ein Fest stattfand. Wir hatten ein bisschen Blickkontakt und haben ein bisschen getanzt. Eigentlich war ich gar nicht an einer neuen Beziehung interessiert, denn ich hatte eine schlimme Trennung hinter mir. Aber dann stand sie so ganz andersartig vor mir, und ich war unfassbar schüchtern, weil ich sie so toll fand.

Als sie mit ihren Freundinnen gehen wollte, habe ich mir ein bisschen übergriffig ihr Handy genommen und mich eingespeichert mit dem Reminder „Jan anrufen, frühstücken gehen“. Das haben wir dann auch gemacht und sind fünf Stunden gesessen und haben geredet. Ich war total geflasht. Zwei Wochen später habe ich von ihr mit einem Baby auf dem Arm geträumt, und das war für mich der Auslöser, dass ich innerhalb von zwei, drei Monaten meine Wohnung in Berlin gekündigt habe und zu ihr nach München gezogen bin.

Mehr aus der Serie „Meine erste Liebe“

Nachdem Sie nun – abgesehen von Old Firehand – eher den sensiblen, romantischen Typ verkörpern – mit welchem Männerbild identifizieren Sie sich persönlich?

Hartmann: Ich bin gerne Mann, halte meiner Frau zum Beispiel die Tür auf. Klassische Umgangsformen gehören für mich dazu. Mein Vater ist ein sehr starker Typ, der auf großen Versammlungen Reden gehalten hat – wie auch schon mein Großvater. Das hat mich stark beeindruckt, aber gleichzeitig waren bzw. sind sie nicht so gut darin, ihre Gefühle und Zärtlichkeit zu zeigen. Das machen wir mit unseren Kindern ganz anders, nehmen uns in den Arm und kuscheln. Aber die damalige Generation hat das eben noch anders mitbekommen.