Rom. Warum die Luxusyacht „Bayesian“ sank, ist immer noch nicht geklärt. Neue Videoaufnahmen scheinen eine zum Untergang Theorie zu widerlegen.

Ein Sturm, ein gesunkenes Schiff. Der Fall der Luxusyacht „Bayesian“ beschäftigt auch knapp zwei Monate nach ihrem Untergang noch immer die zuständigen Behörden. Wie konnte sie am 19. August vor der Küste Siziliens so schnell sinken? Welche Umstände führten dazu, dass eines der teuersten und bestausgerüsteten Schiffe der Welt in wenigen Sekunden unterging?

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Antwort auf diese Fragen könnten exklusive Aufnahmen geben, die von Marinetauchern bei der Überprüfung des Wracks der „Bayesian“ aufgenommen wurden. Sie wurden dieser Tage vom italienischen TV-Kanal „Rete 4“ im Rahmen der Sendung „Quarta Repubblica“ ausgestrahlt.

Wurde wirklich ein plötzliches Unwetter der „Bayesian“ zum Verhängnis?

Die „Bayesian“ sank während eines schweren, plötzlichen Unwetters vor dem Hafen von Porticello in der Nähe von Palermo, der Hauptstadt Siziliens. Sieben Personen starben, darunter der britische Milliardär Mike Lynch und seine 18-jährige Tochter Hannah. Die neuen Aufnahmen, die derzeit von der zuständigen Staatsanwaltschaft geprüft werden, zeigen Taucher, die in das in 50 Meter Tiefe liegende Wrack vordringen. Dabei durchqueren sie die Gänge, in denen die Leichen der Opfer aufgefunden worden waren.

Die Ursache des Untergangs ist immer noch ungewiss. Der Unternehmer Giovanni Costantino vermutet, dass der Schiffsuntergang einem Fehler der Crew zuzuschreiben ist. Costantino ist Eigentümer des italienischen Unternehmens Sea Group, das 2021 die Reederei Perini Navi übernommen hatte. Perini Navi hatte 2008 die 56 Meter lange „Bayesian“ mit einem 75 Meter hohen Mast gebaut.

Immer wieder untersuchen Taucher das Wrack, um neue Hinweise zu finden.
Immer wieder untersuchen Taucher das Wrack, um neue Hinweise zu finden. © AFP | HANDOUT

Constantinos Vermutung zufolge sei vergessen worden, die große Tür an der hinteren Backbordseite trotz des nahenden Sturms zu schließen. Auch die wasserdichte Tür zum Maschinenraum habe offen gestanden. Das Wasser sei deshalb entsprechend schnell in den Rumpf des Schiffes eingedrungen und habe die Yacht so zum Sinken gebracht.

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Aber: Auf den Bildern der Taucher ist eindeutig zu sehen, dass beide Türen geschlossen sind. Demnach wäre die einzige Möglichkeit, dass die Wassermassen durch die Lufteinlässe sowie die Bullaugen eindrang. Das würde jedoch weder einen so plötzlichen Untergang noch einen Stromausfall in den Kontrollsystemen des Schiffes rechtfertigen, meinen Experten.

Bereits im Vorfeld der neuesten Tauchgänge waren Videos ausgewertet worden, die deutsche Urlauber der Yacht „Sir Robert Baden Powell“ aufgenommen hatten. In der Unglücksnacht hatten sie sich nur 100 Meter von der „Bayesian“ entfernt befunden. Auf diesen Bildern war bereits zu erkennen, dass die Haupttür des Schiffes schon etwa eine Viertelstunde vor dem Untergang des Luxusschiffes verschlossen war.

Bei Untersuchung des Wracks: Taucher bergen mögliche Hinweise

Die Taucher bargen auch Festplatten, Mobiltelefone und andere Computergeräte aus dem Inneren des Schiffes. Mithilfe dieser Geräte versuchen die Ermittler, die Tragödie zu rekonstruieren. Eventuell könnten Video- oder Fotoaufnahmen der Besatzung gesichert werden, die auf die Unfallursache hinweisen könnten.

Seit dem tragischen Versinken der „Bayesian“ gibt es immer wieder neue Hinweise zur Ursache.
Seit dem tragischen Versinken der „Bayesian“ gibt es immer wieder neue Hinweise zur Ursache. © AFP | ALBERTO PIZZOLI

Die Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit wegen Fahrlässigkeit gegen den Kapitän der Bayesian sowie einen Offizier und einen Matrosen. Bis auf den verunglückten Bordkoch konnten sich alle Besatzungsmitglieder retten. Derzeit wird unter anderem untersucht, ob die Besatzung alle erforderlichen Maßnahmen ergriffen habe, um die Gäste ausreichend vor dem aufkommenden Sturm zu sichern.