Berlin. Die Überwachung des Mount Adams wird verstärkt, der Vulkan im Nordwesten der USA ist ungewöhnlich aktiv. Die größte Gefahr: Lahare.

An Vulkanen fehlt es nicht im Bundesstaat Washington im Nordwesten der USA nahe der Grenze zu Kanada. Als größter aktiver Vulkan gilt der Mount Adams – und der gibt den Vulkanologen gerade Rätsel auf.

Gewöhnlich bebt die Erde dort alle zwei, drei Jahre. Allein im September wurden am Vulkan allerdings sechs Erdbeben registriert. Auch wenn ihre Stärke nur bei 0,9 bis 2 lag und die Erschütterungen nicht zu spüren waren, so war es doch die höchste Zahl an Erdbeben in einem einzigen Monat seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1982.

Mount Adams wird neu untersucht

Ein derartiger Anstieg der seismischen Aktivitäten verwundert die Wissenschaftler. Sie haben damit begonnen, neue Überwachungsgeräte rund um den Mount Adams zu installieren.

Wie das Cascades Volcano Observatory (CVO) mitteilte, werden in dem Gebiet mehrere seismische Stationen eingerichtet. Mit ihrer Hilfe wollen die Wissenschaftler Größe, Lage und Tiefe der seismischen Aktivitäten besser verstehen. Die Ergebnisse der Untersuchungen würden bestimmen, ob weitere Maßnahmen erforderlich seien.

Der leitende Wissenschaftler des USGS, Jon Major, sagte in einem TV-Interview mit Fox News, „derzeit gibt es nur einen Monitor im Umkreis von etwa zehn Kilometern um den Vulkan.“ So sei es schwierig, die genaue Tiefe der Erdbeben zu bestimmen.

USA: Vulkan mit hohem Risiko

Auch wenn der Mount Adams als Vulkan mit „hohem Risiko“ eingestuft wird, sieht Jon Major doch keine Hinweise darauf, dass es in naher Zukunft zu einem Ausbruch kommen könnte. Major: „Derzeit besteht kein Grund zur Besorgnis.“

Es bestehe eine gute Chance, „dass es sich nur um Hintergrundaktivität am Vulkan handelt.“ Beruhigend ist auch: Der letzte Ausbruch fand vor 3800 bis 7600 Jahren statt.

Die Kriterien der Gefährdung

Der USGS bestimmt die Gefährdungsstufe eines Vulkans anhand von bestimmten Faktoren bei einem Ausbruch:

  • mögliche Auswirkungen auf die Bevölkerung im Nahbereich;
  • Verkehrsunterbrechungen
  • und allgemeine Auswirkungen auf die Infrastruktur

Der Mount Adams ist 3660 Meter hoch und hat eine Breite von 29 Kilometern. Er entstand vor etwa 520.000 Jahren. Der größte Kegel wuchs während dreier Eruptionen – vor 500.000, 400.000 und 50.000 bis 30.000 Jahren. Mount Adams gilt als der größte aktive Vulkan im US-Bundesstaat Washington.

Größte Gefahr: Lahare

Die größte Gefahr für Menschen wären Lahare, schlammige Ströme aus Gestein, Asche und Eis. Und die größten Sorgen bereiten den Vulkanologen darob nicht mal der Mount Adams, sondern die schneebedeckten Gipfel des Mount Rainier.

„Der Mount Rainier bereitet mir schlaflose Nächte, weil er eine so große Gefahr für die umliegenden Gemeinden darstellt“, sagte die Wissenschafterin Jess Phoenix in CNN. Das Zerstörungspotenzial des schlafenden Riesen liege nicht in den Lavaströmen, sondern eben in der Gefahr eines Lahars – eines rasch fließenden Schlamms aus Wasser und Vulkangestein, der aus Eis oder Schnee entsteht, der bei einem Ausbruch rasch schmilzt und auf seinem Weg durch Täler und Entwässerungskanäle Schutt mit sich nimmt.

Große Wassermassen drohen

„Mount Rainier ist so hart, weil er so hoch und mit Eis und Schnee bedeckt ist. Wenn es also zu irgendeiner Art von eruptiver Aktivität kommt, schmilzt heißes Material das kalte Material und es kommt zu großen Wassermassen“, bestätigt auch Seth Moran vom USGS. Es gebe Zehntausende, wenn nicht Hunderttausende von Menschen, die in Gebieten lebten, die möglicherweise von einem großen Lahar betroffen sein könnten, „und das könnte ziemlich schnell passieren.“

Der weiter südlich in der Kaskadenkette gelegene Mount St. Helens löste bei seinem Ausbruch vor vier Jahrzehnten einen verheerenden Lahar aus. Zum Glück erreichte er keine dicht besiedelten Gebiete.