Essen. Archäologen haben bei Ausgrabungen auf einem 2000 Jahre alten Gräberfeld in Kazimierza Wielka in Südpolen einen seltenen Fund gemacht.

Ein Team von Archäologen der Jagiellonian University in Krakau und der archäologischen Firma Pryncypat haben im südpolnischen Kazimierza Wielka einen außergewöhnlichen Fund zutage gefördert. Insgesamt 160 Artefakte aus der Jungsteinzeit bis zur frühen Bronzezeit sind Bestandteil eines Friedhofes, der mit einer Mischung aus Körperbestattungen und Feuerbestattungen die verschiedenen Bestattungsrituale widerspiegelt.

Mit einer sehr gut erhaltenen Situla konnten die Forscher zudem ein seltenes Gefäß für die Region bergen, deren Ursprung in Norditalien liegt und die vermutlich durch Handel hierhergelangte. Ihre bisherigen Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler auf der Webseite der Universität.

Seltene Schätze: Forscher machen erstaunliche Entdeckung in Krakau

Neben den verschiedenen Bestattungsritualen, die für die hier einst lebende Przeworsk-Kultur ungewöhnlich sind, konzentrierte sich das Forscherteam auf die Situla, die in einem Brandgrab gefunden wurde. Dieses Bronzegefäß, das von Joanna Zagórska-Telega, einer leitenden Archäologin der Jagiellonian University, als „fast unversehrt“ beschrieben wird, weist komplizierte delfinförmige Henkelaufsätze und stilisierte delfinförmige Beine auf. 

Für die Region ist dies ein außergewöhnlicher Fund, denn solche Gefäße sind in Polen äußerst selten. Das Gefäß bietet zusammen mit den zugehörigen Grabbeigaben wertvolle Einblicke in die kulturellen und handelspolitischen Verbindungen zwischen Polen und dem Römischen Reich in dieser Zeit. Die Archäologen gehen davon aus, dass solche Gefäße vor allem durch den Handel der Kelten nach Mitteleuropa gelangten.

An der Fundstelle wurde ein Bronzegefäß entdeckt.
An der Fundstelle wurde ein Bronzegefäß entdeckt. © Institute of Archaeology, Jagiellonian University

Archäologen: Artefakte deuten auf ein Kriegergrab hin

Im Umfeld der Urne wurden eiserne Waffen, darunter ein Schwert, Speerspitzen und Schildbeschläge, entdeckt. Durch die Grabbeigaben gehen die Archäologen davon aus, dass es sich hier um ein Kriegergrab handelt und die Asche des Verstorbenen in der Urne aufbewahrt wurde.

Die entdeckten Waffen waren absichtlich verbogen und verbrannt worden, wie es bei den Bestattungsritualen der Przeworsk-Kultur üblich war, die in den letzten Jahrhunderten v. Chr. und den ersten Jahrhunderten n. Chr. in der Region lebten.

Der Fund, der Polen eine große Aufmerksamkeit aufgrund seiner Seltenheit bescherte, soll in den kommenden Monaten weiterhin hinsichtlich der metallischen Zusammensetzung des Gefäßes und der eingeäscherten Knochen im Inneren untersucht werden, wie die Jagiellonian University mitteilte. Details über die handwerkliche Verarbeitung der Urne sowie über das Alter und das Geschlecht des Verstorbenen gilt es noch zu klären.

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