Berlin. In einem der tiefsten Seen Norddeutschlands wollen Archäologen ein Schiffswrack bergen. Bald soll es wieder auf dem Wasser schwimmen.
Im Arendsee in Sachsen-Anhalt haben Archäologen Großes vor. Aus einem der tiefsten Seen Deutschlands wollen die Forscher ein rund 800 Jahre altes Schiff bergen. Dafür wurden die Überreste des noch im Mittelalter versunkenen Prahmboots von Archäologen und Tauchern gesichert. Bald soll es wieder an der Oberfläche des bis zu 55 Meter tiefen Arendsees (Altmark) schwimmen.
Eine Woche lang arbeiteten die Experten des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt an den Vorbereitungen für eine spektakuläre Hebung. „Die Unterwasserarbeiten waren trotz teilweise widriger Umstände ein voller Erfolg“, sagte Projektleiter Sven Thomas gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
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Archäologen planen das „erste schwimmende mittelalterliche Schiff in Deutschland“
Für eine umfangreiche Dokumentation wird das Schiff Ende April 2025 komplett an die Wasseroberfläche gezogen und auf eine im See befindliche Plattform gesetzt. „Das wird das erste schwimmende mittelalterliche Schiff in Deutschland“, sagte Archäologe Thomas. So eine Aktion habe es bislang noch nicht gegeben.
Ein Prahm ist ein Transportschiff mit schlanker und flacher Rumpfform und seit der Antike bekannt. Das Boot im Arendsee besteht aus Eichenholz und stammt aus der Zeit um 1265, vermutlich aus dem nahe gelegenen Kloster. Das Prahmboot war 12 Meter lang und 2,50 Meter breit sowie etwa einen Meter hoch und wurde durch Ruder und Segel angetrieben.
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Bergungsarbeiten in 35 Meter Tiefe bringen „Mensch und Material an ihre Grenzen“
Die archäologische Einmaligkeit dieses Binnenschiffs sind seine Verzierungen mit Tierköpfen, wie Bär und Vogel an Bug und Heck. Vergleichbare Funde sind nach Angaben der Landesarchäologen bislang nur von Hochseeschiffen bekannt.
Das Boot liegt in 35 Meter Tiefe, was die Unterwasserarbeiten extrem aufwendig und kompliziert gestaltete. Taucher hatten mit speziellen Seilwinden das Artefakt mehrere Zentimeter vom Seeboden gehoben und vier Saugschlitten darunter gezogen. „Das bringt Mensch und Material an ihre Grenzen“, betonte Thomas. „Die Taucher arbeiten unter psychisch absolut extremen Bedingungen.“
In einer Tiefe von rund 35 Metern sei die Sicht gleich null. Jede Bewegung wirbele Sediment auf. Die Temperatur betrage in der Tiefe um fünf Grad Celsius, die Taucher nutzen spezielle Gasgemische, um möglichst lange an dem Prahm zu arbeiten. Ziel der archäologischen Arbeiten war es, den Prahm ein wenig anzuheben, um ihn auf eine Bergung im kommenden Jahr vorzubereiten.
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Archäologe: 1000 Tonnen Wasserdruck wirken auf das Schiff
„Das Schiff steht fest auf einem Schienensystem und ist aufgebockt. Der Wasserdruck wirkt jetzt nicht mehr nur von oben, sondern gleichmäßig von allen Seiten“, sagte Thomas. „Damit wird das Ganze entlastet, weil etwa 1000 Tonnen Wasserdruck weniger auf das Schiff einwirken.“
Zudem befreiten zwei Hochleistungspumpen das Schiff komplett von Sedimenten. Dabei sind weitere Funde freigelegt worden. „Offenbar verfügte der Prahm über eine eingebaute Heckplattform. Zudem waren an der oberen Bordwand robuste Flacheisen verbaut, die das Boot vor Beschädigungen schützten“, sagte der Projektleiter. „Insgesamt arbeiteten die Tauchexperten in der einen Woche rund 30 Stunden unter Wasser und absolvierten etwa 20 Tauchgänge.“
Prahm soll wieder in den See abgelassen werden
Der Prahm bleibt in diesem Zustand bis kommendes Jahr im See. Dann werden hochauflösende Kameras eine umfangreiche Dokumentation durchführen. Die Daten sind Grundlage für die weitere Forschung und die museale Nutzung. Nach Abschluss der Dokumentation wird der Prahm mit einem Spezial-Vlies abgedeckt und wieder im See, in etwa 20 Meter, abgesenkt.
Wahrscheinlich diente der Prahm wegen seiner robusten Bauweise und hoher Tragfähigkeit zum Transport von Bewohnern und Materialien, wie landwirtschaftlichen Gütern des Klosters. Aufgrund seines geringen Tiefgangs konnte er auch in flachen Gewässern navigieren, was den Schiffstyp ideal für den Warenverkehr in Flussregionen machte.
Auch in militärischen Kontexten fand der Prahm in der Geschichte Anwendung, etwa beim Bau von Brücken oder als schwimmende Plattform für Geschütze. Sporttaucher hatten das Prahmboot in den 1990er Jahren entdeckt. Der Arendsee gilt als einer der tiefsten natürlichen Seen in Norddeutschland.
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