Berlin. Die Komplexität der Sprache der Pflanzen liefert neue wissenschaftliche Erkenntnisse, die wir zur Verständigung nutzen können.
Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse haben erwiesen, dass nicht nur Menschen und Tiere, sondern auch Pflanzen aktiv miteinander kommunizieren. Die Art und Weise, wie Pflanzen miteinander interagieren, lässt sich mit der nonverbalen Kommunikation des Menschen vergleichen.
Neue Erkenntnisse zur komplexen Kommunikation der Pflanzen
Über diese neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse schreibt Sven Batke, stellvertretender Leiter der Abteilung Forschung der Edge Hill University, auf theconversation.com. Der Austausch unter Pflanzen erfolgt demnach durch Kommunikationsnetze, die äußerst empfindlich sind und im Gleichgewicht sein müssen. Ein Großteil dieses Austauschs findet unter der Erde statt und wird durch umfangreiche Pilznetzwerke, bekannt als „Wood Wide Web“, unterstützt. Diese Pilzgeflechte verbinden Bäume und Pflanzen und ermöglichen es ihnen, Wasser, Nährstoffe und Informationen miteinander zu teilen.
Vergleichbar ist die Sprache der Pflanzen deshalb mit der nonverbalen Kommunikation beim Menschen. Die Weitergabe von Informationen und Eindrücken mittels Seh-, Geruchs-, Hör-, Geschmacks- und Tastsinn ist eine Erweiterung des verbalen Dialogs untereinander. Der Mensch hat im Laufe der Evolution eine internationale Zeichensprache entwickelt, das Lippenlesen und nutzt sogar chemische Eigenschaften, um beispielsweise vor Gefahren über den Geruchssinn zu warnen.
Im Zusammenspiel von komplexen Fähigkeiten wie dem Gleichgewichtssinn, der Propriozeption (das Gefühl für die relative Position und Stärke unserer Körperteile), der Nozizeption (die Fähigkeit, Schmerzen zu spüren) oder der Thermowahrnehmung verständigt sich der Mensch zudem mit seiner natürlichen Umgebung.
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Experiment zeigt: Das bedeutet der Geruch von frisch gemähten Gras
Belegen lässt sich die Konversation von Pflanzen am Beispiel von frisch gemähten Rasen. Dieser verströmt beim Mähen cis-3-Hexenol, das bei den meisten Menschen genau diese Wahrnehmung hervorruft. Dabei handelt es sich jedoch um eine Warnung vor einem Fressfeind, in diesem Fall dem Rasenmäher. Anstatt akustische Signale zu verwenden, nutzen Pflanzen die chemisch induzierte Kommunikation. Neben der chemischen Kommunikation erfolgt der Austausch über ihre Wurzeln, elektrische Signale und ein Netzwerk von unterirdischen Pilzen und Bodenmikroben.
In der jungen Wissenschaft der Elektrophysiologie wird versucht, die elektrischen Signale in und zwischen Pflanzen zu interpretieren. Mithilfe des technologischen Fortschritts und der künstlichen Intelligenz (KI) konnte der Fortschritt in dieser wissenschaftlichen Disziplin beschleunigt werden.
Mithilfe von elektronischen Sonden kann die Steuerung der Bewässerung von Pflanzen vorgenommen oder ein Nährstoffmangel erkannt werden. Durch die Veränderungen der elektrischen Signale kann mittlerweile das Leistungsvermögen der Pflanzen aktiv beeinflusst werden. Mithilfe von Mobiltelefonen konnte sogar das Öffnen oder Schließen der Blätter einer Venusfliegenfalle durch elektronische Signale stimuliert werden. Diese Form der Kommunikation zeigt, wie nahe die Wissenschaft der Sprache der Pflanzen mittlerweile ist.
Wood Wide Web: Das Kommunikationsnetzwerk von Pflanzen
Ein großer Teil der Kommunikation von Pflanze zu Pflanze findet unter der Erde statt und wird durch große Pilznetzwerke erleichtert, die als „Wood Wide Web“ bekannt sind. Dieses Pilznetz verbindet Bäume und Pflanzen unter der Erde und ermöglicht es ihnen, Ressourcen wie Wasser, Nährstoffe und Informationen zu teilen. Durch dieses System können ältere Bäume jüngeren beim Wachstum helfen, und Bäume können sich gegenseitig vor Gefahren wie Schädlingen warnen.
Das Netzwerk ist sehr umfangreich: Man geht davon aus, dass über 80 Prozent der Pflanzen miteinander verbunden sind, was es zu einem der ältesten Kommunikationssysteme der Welt macht.