Berlin. Bilder der NASA zeigen unzählige Spinnentiere auf der Oberfläche des Mars. Ein Experiment bietet eine Erklärung für die „Mars-Spinnen“.

Hunderte Spinnen krabbeln über die Oberfläche des Mars. Bereits vor 21 Jahren schoß eine NASA-Sonde Bilder, die zeigen, wie die südliche Hemisphäre des Planeten mit den Krabbeltieren scheinbar überzogen ist. Ist der Mars doch nicht so unbewohnt?

Tatsächlich soll es sich bei den schwarzen Körpern mit Beinchen um einmalige geologische Formationen handeln, die auf dem Mars auftauchen. Wissenschaftlern der NASA ist es nun erstmals in einem Experiment gelungen, die Theorie von ihrer Entstehung nachzuweisen.

NASA: Trockeneis ist verantwortlich für „faltige“ Oberfläche des Mars

Obwohl sie auf den Bildern winzig aussehen, besitzen die von der NASA selbst als „Spinnen von Mars“ bezeichneten Formen Hunderte „Beine“, die bis zu einen Kilometer groß sind. Die „Spinnen“ sammeln sich auf einem Haufen, was der Oberfläche ein faltiges Aussehen verleiht. Der wissenschaftliche Name für das Gebiet, araneiformes Terrain, leitet sich dabei von dem lateinischen Namen für Spinne ab: „Araneae“.

Nahaufnahme der bis zu einen Kilometer großen „Mars-Spinnen“
Nahaufnahme der bis zu einen Kilometer großen „Mars-Spinnen“ © NASA / JPL-Caltech / University of Arizona

Wie genau die einzigartigen Muster entstanden, war bisher unklar, heißt es in einer Mitteilung der NASA. Die vorherrschende Theorie vermutet, dass Trockeneis eine Rolle spielt. Das kommt auf der Erde nicht natürlich vor und wird hier nur industriell hergestellt. In der Fachzeitschrift „Planetary Science Journal“ beschreiben die Forscher die künstliche Herstellung der Entstehungsbedingungen für die „Mars-Spinnen“.

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Forscher: Sonnenerwärmung verursacht kleine Eruptionen im Eis

Die Ergebnisse des Experiments beschreiben einen einmaligen Vorgang, der sich durch die Jahreszeiten auf dem Mars abspielt. So bildet sich jeden Winter Trockeneis (festes Kohlenstoffdioxid) auf der Oberfläche. Sonnenlicht erwärmt den darunterliegenden Boden, wenn es durch diese transparenten Eisplatten scheint. Weil der Boden dunkler ist als das Eis, absorbiert er die Wärme und das am nächsten liegende Eis wandelt sich direkt in Kohlendioxid-Gas um – ohne sich vorher in Flüssigkeit zu verwandeln.

Wenn der Druck des Gases steigt, bricht das Marseis und das Gas kann entweichen. Während es nach oben sickert, nimmt das Gas einen Strom aus dunklem Staub und Sand aus dem Boden mit, der auf der Eisoberfläche landet.
Wenn der Winter zum Frühling übergeht und das verbliebende Eis sich in Gas auflöst, bleiben der Theorie zufolge die spinnenartigen Narben dieser kleinen Eruptionen zurück.

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„Mars-Spinnen“: Forscherin kreischte vor Freude als Experiment glückte

Im Experiment simulierten sie den extrem niedrigen Atmosphärendruck und die Temperatur der Planetenoberfläche. In einer mit flüssigen Wasserstoff gekühlten Testkammer ließen sie einen Container aus künstlich zusammengesetzter Mars-Erde in die minus 185 Grad Celsius kalte Kammer ab. Im nächsten Schritt wurden Kohlenstoffdioxid-Gase freigesetzt, die innerhalb von drei bis fünf Stunden zu Eis wurden. Mit einem Heizkörper ließen die Forscher das Eis langsam aufbrechen – das Kohlenstoffdioxid-Gas entwich als dunkle Rauchfahnen durch das Eis und verursachte die typischen Spinnenmuster auf der Oberfläche der Testerde.

Als der Effekt nach vielen gescheiterten Versuchen eintrat, war eine Forscherin besonders begeistert. „Es war später Freitagabend und die Laborleiterin stürmte herein, nachdem sie mich kreischen hörte“, zitiert das Nasa-Statement Lauren McKeown, Co-Autorin der Studie und Forscherin am NASA-Labor für Strahlenantriebe. „Sie dachte, dass es einen Unfall gab.“ McKeown hatte fünf Jahre an der Simulation einer solchen Rauchfahne gearbeitet.

Im nächsten Schritt wollen die Forscher natürliches Sonnenlicht zur Herstellung des Effekts benutzen. Auch solle weiter erforscht werden, warum die Mars-Spinnen nur in einigen Gebieten des Mars vorkommen. Und wenn die Spinnen durch jahreszeitliche Veränderungen verursacht werden, verändert sich ihre Anzahl nicht sie nicht? Fragen, die vorerst nur Labortests beantworten können, da in der südlichen Hemisphäre des Mars immer noch keine Sonde gelandet ist.

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