Berlin. Archäologische Neubewertung zeigt: Römische Truppen eroberten die Festung Masada blitzschnell – mit präziser Militärstrategie und -technik.

Die legendäre Belagerung der Festung Masada, die als Symbol des jüdischen Widerstands gegen Rom gilt, dauerte nicht, wie bisher angenommen, mehrere Jahre, sondern nur wenige Wochen. Das belegen neue archäologische Erkenntnisse.

Ein Team um Guy Stiebel von der Universität Tel Aviv hat herausgefunden, dass die römische Armee die von jüdischen Rebellen besetzte Festung im Jahr 73 n. Chr. mit ihrer typischen Geschwindigkeit und militärischen Präzision einnahm. Der Mythos eines langwierigen, „großen jüdischen Aufstands“ wird damit infrage gestellt.

Masada: Mythos des jüdischen Aufstands widerlegt

Masada, auf einem Gipfelplateau in der Judäischen Wüste gelegen, gilt als ikonisches Symbol des jüdischen Widerstands gegen die römische Besatzung. Historischen Berichten zufolge dauerte die Belagerung durch die Römer mehrere Jahre, bis die Festung schließlich fiel. Die lange Dauer galt als Zeichen der Stärke und Entschlossenheit der jüdischen Widerstandskämpfer.

Doch neue Untersuchungen widerlegen diese Theorie: „Die Dauer der Belagerung ist ein zentrales Element des Mythos, das darauf hindeutet, dass die Römer erhebliche Schwierigkeiten hatten, Masada einzunehmen“, erklärt der Autor Guy Stiebel. Doch die Realität war offenbar ganz anders.

Masada, archäologische Stätte am Rand der Judäischen Wüste, Israel, Asien
Masada, archäologische Stätte am Rand der Judäischen Wüste, Israel, Asien © picture alliance | Andi Streber

Archäologische Re-Analyse verändert das Bild

Ein Forscherteam, das von Guy Stiebel und Hai Ashkenazi von der Goethe-Universität in Frankfurt am Main geleitet wird, hat die Überreste der römischen Belagerung um Masada erneut untersucht. Mithilfe moderner Technologien wie Drohnen, GPS und 3D-Modellen analysierten die Wissenschaftler das römische Belagerungssystem. Ihre Analysen konzentrierten sich auf das komplexe Wassersystem, die Wege zur Festung und die militärischen Anlagen der Römer.

Die Römer errichteten eine bis zu 4.300 Meter lange Mauer und mindestens 15 Türme rund um die Festung. Mithilfe von präzisen Berechnungen, basierend auf den Mengen an Erde und Steinen, die römische Soldaten täglich bewegen konnten, stellten die Forscher fest, dass der Aufbau des Belagerungssystems nur etwa zwei Wochen in Anspruch nahm.

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Römer erobern Masada in wenigen Wochen

Die neuen Erkenntnisse der Archäologen zeigen, dass die Römer nach dem Bau der Belagerungsanlagen und der Angriffsrampe innerhalb von wenigen Wochen einen brutalen Angriff auf Masada starteten und die Festung schnell eroberten. „Die Römer agierten mit ihrer üblichen Effizienz: Sie kamen, sahen und siegten“, so Ashkenazi. Die aufwendige Belagerung, die als historisches Meisterwerk gilt, diente dabei nicht nur militärischen Zwecken, sondern auch als Machtdemonstration und psychologische Kriegsführung.

Ungeklärte Fragen zur Bedeutung Masadas

Auch wenn die Dauer der Belagerung nun geklärt scheint, bleiben einige Fragen offen: Warum investierten die Römer so viel Energie in die Eroberung einer so abgelegenen Festung, obwohl der Jüdische Krieg bereits entschieden war? Historiker vermuten, dass die Eroberung Masadas symbolische Bedeutung hatte. Sie diente vermutlich dazu, andere jüdische Rebellen abzuschrecken und das römische Imperium als unbesiegbar darzustellen. Zudem stärkte der Sieg wahrscheinlich die Moral und das Selbstvertrauen der römischen Armee.

Masada bleibt trotz der neuen Erkenntnisse ein bedeutender Ort für die jüdische Geschichte und ein Symbol für den Widerstand. Die Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass historische Mythen oft weniger glorreich sind als die Legenden, die sich um sie drehen.

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