Rom. Die Behörden in Neapel haben bei den Notfallplänen nachgelegt. Sollte der Supervulkan ausbrechen, bleibt der Bevölkerung keine Wahl mehr.
Der Supervulkan bei Neapel bebt weiter. Kaum eine Woche vergeht mehr, ohne dass den Menschen der Boden unter den Füßen erzittert. Die Behörden wollen keine Zeit mehr verlieren und arbeiten fieberhaft an Maßnahmen für den Ernstfall – einen Ausbruch der Phlegräischen Felder.
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So hat die Infrastrukturkommission des Stadtrats von Neapel nun einen neuen Plan zur Evakuierung der Bevölkerung vorgestellt, der fast eine halbe Million Einwohner der Region betrifft. Von ihnen leben rund 286.000 in der roten Zone der Gemeinde Neapel, die bei einem möglichen Vulkanausbruch der schwersten Zerstörung ausgesetzt wäre.
Supervulkan: So soll die Evakuierung ablaufen
Der Plan sieht eine Voralarmphase vor, die Monate oder sogar Jahre dauern kann und in der man für die Bürger Anreize schaffen will, wegzuziehen. So will die Regierung in Rom Unterstützungsmaßnahmen für Familien locker machen, die die Phlegräischen Felder freiwillig verlassen und umziehen wollen.
Darauf folgt eine Alarmphase mit einer Zwangsumsiedlung, die 72 Stunden dauert und in der die Einwohner sowohl selbstständig als auch mit Unterstützung der Behörden die Gegend verlassen können. „Es handelt sich um einen komplexen Plan“, erklärte der Direktor des Zivilschutzes, Pasquale Di Pace, bei einer Pressekonferenz in Neapel. Die Evakuierung könne per Bus, Zug, oder auch per Schiff erfolgen. 29 Buslinien und 571 Bushaltestellen sind vorgesehen, um die Bevölkerung aus dem Risikogebiet zu bringen. Der Plan wurde gemeinsam mit der lokalen Nahverkehrsgesellschaft von Neapel ANM entworfen.
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Von den verschiedenen Stadtvierteln Neapels aus werden die Bürger auf festgelegten Routen zu sieben Toren am Hafen und auf die Stadtumfahrung gebracht. In den vergangenen Monaten wurden zahlreiche Viadukte und Tunnel in der Region erdbebensicher gemacht. Die Behörden rechnen damit, dass Hunderttausende Neapel mit dem Auto verlassen werden. Um die Bevölkerung zu informieren, wurden bereits spezielle Schilder in den Bereichen aufgestellt, die für den Empfang der Evakuierten vorgesehen sind. Von dort aus werden sie auf mehrere Regionen Italiens verteilt.
Bürgermeister von Pozzuoli: „Es besteht keine akute Gefahr“
Soweit der Plan auf dem Papier. Die Umsetzung soll Anfang Oktober getestet werden. „Wir hatten bereits im Juni eine Übung durchgeführt, aber die Beteiligung der Bevölkerung war damals gering. Daher haben wir jetzt eine umfangreiche Informationskampagne gestartet und hoffen, dass diesmal die Beteiligung stärker sein wird“, betonte der Bürgermeister von Pozzuoli Luigi Manzoni in den sozialen Netzwerken.
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Die Teilnahme an den Übungen sei wichtig, so Manzoni: „Bei Erdbeben geraten die Menschen immer in Panik, aber die Vorbereitungs- und Überwachungsmaßnahmen sowie die durchgeführten Studien tragen dazu bei, diese Angst zu lindern.“ Man dürfe auch nicht vergessen, dass nach Angaben des Vesuv-Observatoriums derzeit die gelbe Alarmstufe gelte, also eine Stufe unter der orangen und roten Alarmstufe. „Es besteht also keine akute Gefahr“, sagte der Bürgermeister.
„Wenn man in einem Gebiet lebt, das Risiken ausgesetzt ist, muss man die Notstandspläne kennen, die in bestimmten Situationen den Unterschied machen können“, kommentierte Italo Giulivo, Generaldirektor des Zivilschutzes in der Region Kampanien. Und räumte ein: „Wir wissen, dass wir in Italien in Sachen Prävention im Rückstand sind.“ Nun muss bei der nächsten ehrgeizigen Evakuierungsübung nur noch die Bevölkerung mitspielen.
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