Berlin. Schiffsunglück im Mittelmeer: Vor der italienischen Küste ist eine Yacht gesunken. Sechs Menschen werden noch vermisst, die Suche läuft.
- Vor Sizilien ist die Yacht „Bayesian“ gesunken
- Ein Sturm traf das Schiff in den frühen Morgenstunden
- An Bord war der Multimilliardär Mike Lynch - er und fünf weitere Menschen sind vermisst
Es ist der Stoff eines Hollywood-Dramas, der im Meer vor Sizilien schreckliche Wirklichkeit wurde: Eine Luxusyacht liegt vor der Küste Palermos vor Anker, die Passagiere – Touristen im Sommerurlaub – feiern bis in die Morgenstunden, umsorgt von ihrer Crew. Am frühen Morgen, als die Besatzung gerade schläft, ziehen über ihnen schwarze Wolken auf. Aus dem Gewitter wird ein Wirbelsturm, der ihr Boot zum Kentern bringt.
Es soll gegen fünf Uhr am Montagmorgen gewesen sein, als die „Bayesian“, ein 50 Meter langer Segler, unterging. Die Besatzung eines anderen Bootes, das zufällig in der Nähe kreuzte, soll den Schiffbrüchigen erste Hilfe geleistet haben, wie italienische Medien berichteten. 15 der 22 Menschen an Bord konnten von Küstenwache und Feuerwehr gerettet werden. Eine Leiche wurde bereits entdeckt, es soll sich um den Koch handeln.
Vermutet wird, dass die Menschen an Bord schliefen und sich nicht rechtzeitig an Deck retten konnten, als das heftige Gewitter ausbrach. Sechs Personen, die sich zum Zeitpunkt des Untergangs in den Kabinen befunden haben sollen, werden noch vermisst.
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Mike Lynch am Bord der „Bayesian“
Unter den Bootsleuten war der britische Tech-Mogul Mike Lynch, zusammen mit seiner 18 Jahre alten Tochter Hannah. Zudem war der Vorsitzende des Finanzdienstleisters Morgan Stanley, Jonathan Bloomer, an Bord. Bis Montagabend fehlte von allen drei noch jede Spur. Die anderen Vermissten haben laut Angaben der Küstenwache britische, US-amerikanische und kanadische Pässe.
Lynch ist Mitgründer von Autonomy, einer Software-Firma, die in den 90er-Jahren zu den Sternen am britischen Tech-Himmel aufgestiegen war. Der 59-Jährige, auch Großbritanniens Bill Gates genannt, verbrachte im letzten Jahrzehnt viel Zeit vor Gericht. Im war vorgeworfen worden, beim Verkauf von Autonomy an den die US-Firma Hewlett-Packard betrogen zu haben: mit frisierten Büchern soll die Autonomy-Führungsrige den Wert des Unternehmens künstlich aufgebläht haben. Rund 13 Milliarden Euro hatten die Amerikaner locker gemacht, der Deal wurde für HP aber zum Debakel, schließlich klagten HP.
Der Finanzchef von Autonomy sitzt bereits im Gefängnis. Zuletzt sprach eine Jury in San Francisco Lynch frei, nachdem er zuvor mehr als ein Jahr lang unter Hausarrest gelebt hatte. In London läuft derweil eine Schadenersatzklage gegen den 59-Jährigen; 3,6 Milliarden Euro will HP vom Briten wieder haben.
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Segelboot sinkt vor Sizilien: Kleines Mädchen unter den Überlebenden
Das Wrack liegt derzeit in einer Tiefe von 49 Metern auf dem Meeresgrund. Bei der Suche nach den Vermissten setzten die Behörden auf Boote, Hubschrauber und Taucher. Wie die italienische Küstenwache mitteilte, sei im Innern des Bootes eine Leiche gesichtet worden, die aber noch nicht geborgen werden konnte.
Wie verschiedene Medien berichten, war an Bord auch eine englische Familie mit einem Mädchen. Die kleine Sophie wurde in ein Kinderkrankenhaus in Palermo eingeliefert, wie der Leiter der Notaufnahme, Domenico Cipolla, bestätigte: „Die Familie ist zum Glück in guter Verfassung. Die Ärzte und Krankenschwestern waren beim Anblick des Kindes alle gerührt. Sophie ist wohlauf, wir führen nur vorsorglich Tests durch, um sicherzustellen, dass wirklich alles in Ordnung ist.“
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Mutter und Kind konnten das Krankenhaus wieder verlassen, auch der Vater werde demnächst entlassen. Die Überlebenden seien aber schwer traumatisiert. „Je mehr Zeit vergeht, desto klarer wird ihnen, dass sie an diesem Morgen viele Freunde verloren haben.“
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Italienische Medien berichten, die Mutter habe ihr Kind im Wasser mit ausgestreckten Armen vor dem Ertrinken bewahrt, während sie um Hilfe schrie. „Aber alles, was ich gehört habe, waren die Schreie der anderen“, sagte sie.
Laut der Nachrichtenagentur Adnkronos soll auch der Zustand der anderen Geretteten stabil sein. Ein Team aus Dolmetschern und Psychologen steht ihnen bei.
Die „Bayesian“ fuhr unter britischer Flagge. Medienberichten zufolge befanden sich an Bord hauptsächlich Briten, außerdem mehrere Passagiere mit französisch-britischer Staatsangehörigkeit und Gäste aus Neuseeland, Sri Lanka und Irland. Bei der „Bayesian“ handelt es sich um ein elegantes Segelschiff mit sechs Kabinen, das von der toskanischen Werft „Perini navi Viareggio“ für Luxusreisen konzipiert und 2020 renoviert wurde. 11 Passagiere und eine zehnköpfige Crew haben darauf Platz.
„Ein normaler Urlaubstag wurde zur Tragödie“
Das Schiffsunglück so nah an der Küste hat auf Sizilien eine Welle der Anteilnahme ausgelöst. „Ich war zu Hause, als der Wirbelsturm ausbrach“, berichtet Pietro Asciutto, ein Fischer aus Porticello, gegenüber lokalen Medien. „Ich blickte in Richtung Meer und sah das Boot mit einem großen Mast und wie es plötzlich sank. Ich habe es mit meinen eigenen Augen auf den Grund laufen sehen.“
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In den örtlichen Medien ist gar die Rede von einem Tornado, der den Segelmast gebrochen haben soll. Dadurch soll die Yacht aus dem Gleichgewicht geraten und schließlich gekentert sein. „Offensichtlich wurde die Crew von dem plötzlich aufkommenden Sturm überrascht und konnte den Schiffbruch nicht verhindern“, meinte Asciutto. „Ein normaler Urlaubstag, den man fröhlich auf dem Meer verbracht hatte, wurde zur Tragödie.“
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In den vergangenen Tagen hat sich das Wetter in ganz Italien verschlechtert – für die dürre-geplagte Insel Sizilien eigentlich ein Segen. Vor allem in Norditalien wurden jedoch heftige Gewitter mit Hagel gemeldet. Wegen der Rekordtemperaturen der vergangenen Wochen warnen Meteorologen vor heftigen Niederschlägen und Stürmen.
mit dpa