Berlin. Sie verbrennen die Haut, tun schrecklich weh und bedrohen jetzt die Urlauber Liguriens. Die Lösung des Rätsels kann man essen.

Sie können einen Urlaubstag am Strand auf fiese Art und Weise verderben: Am Mittelmeer quälen immer öfter apfelgroße, lila Feuerquallen die Badegäste. Seit Mitte Juni hat sich die Feuerqualle „Pelagia noctiluca“ vor den Küsten der norditalienischen Region Ligurien explosionsartig vermehrt. Das Problem: Die Berührung ihrer Tentakel ist sehr schmerzhaft.

Das Sekret einzelner Tiere löst bei der Berührung mit der Haut Juckreiz aus oder führt zu einem schmerzhaften Ausschlag. Bei einigen Menschen können die Tentakel zu Schwindel, Übelkeit und Kopfschmerzen führen. In Einzelfällen kann es sogar zu einem Schock kommen. Bei Hautverbrennungen soll die Wunde mit Meerwasser – niemals mit Süßwasser – gereinigt und mit Eis gekühlt werden. Ansonsten können sich die sogenannten Nesselfäden, also die Tentakel, öffnen und die Schmerzen noch verstärken.

Quallen sorgen für Probleme in der Fischerei

Auch die Fischer in der norditalienischen Region Ligurien, die mit sogenannten Kiemennetzen fischen, sind wegen der Invasion von Tonnen großer Quallen in Schwierigkeiten. In den Netzen verfangen sich immer mehr der Glibbertiere, während die Fische ausbleiben.

Die Tiere verursachen Schmerzen und Hautverbrennungen: Eine Plage sucht die Urlauber in Italien heim.
Die Tiere verursachen Schmerzen und Hautverbrennungen: Eine Plage sucht die Urlauber in Italien heim. © iStock | Damocean

„In 40 Jahren Fischerei habe ich so etwas noch nie erlebt“, sagt Luigi Sartori, ein erfahrener Fischer in Ligurien. Das Phänomen betrifft die gesamte ligurische Küste, wo die Sardellenfischer immer weiter ins Meer hinausfahren müssen, um die Quallen zu umgehen. Nach Ansicht von Wissenschaftlern könnte diese „Invasion“ auf Windeffekte und Veränderungen der Meerestemperatur zurückzuführen sein.

Kein frischer Fisch: Restaurants vor dem Aus

Die Wirtschaft der ligurischen Küstengemeinden, die traditionell von der Fischerei lebt, wird auf eine harte Probe gestellt. Die Schwierigkeit, noch regelmäßig Fische zu fangen, wirkt sich negativ auf die Einnahmen der Fischer aus. Auch die lokale Gastronomie könnte irreparable Schäden erleiden, warnen die Fischer.

„Die Speisekarten örtlicher Restaurants, die sich mit frischen Fischgerichten rühmen, könnten in Zukunft weniger reichhaltig und abwechslungsreich sein, wenn sich die Situation nicht stabilisiert“, beklagen Experten. Es sei notwendig, angesichts des Klimawandels Lösungen zu entwickeln, die eine nachhaltige Fischerei für die nächsten Generationen gewährleistet, fordern die Fischer.

Ursache für Quallen-Plage

Der Meeresbiologe Roberto Danovaro führt die starke Quallenpräsenz in den italienischen Gewässern auf die Tatsache zurück, dass die großen Fische, die sich teilweise von den Quellen ernähren, immer mehr verschwinden. Weiteres Problem: „Quallen nähren sich von Larven und Fischeiern. Ihre starke Präsenz ist somit eine Bedrohung für die Fischreserven im Mittelmeer“, meint der Meeresbiologe. Er warnte jedoch vor übertriebenem Alarm bei den Badegästen. Schließlich seien nur die violetten Quallen ätzend. Die weißen, gelartigen Exemplare seien vollkommen harmlos.

Eine Lösung gegen die Plage gibt es, meint Danovaro gegenüber unserer Redaktion. „Auf der Insel Sardinien werden Quallen als Spezialität in der Gastronomie verwendet. Sie sind kalorienarm und schmecken köstlich. Man sollte Quallen verstärkt in der Kulinarik einsetzen, um ihre Zahl zu reduzieren“. Dasselbe sollte für die Blaukrabbe gemacht werden. Die inzwischen „Killer der Meere“ genannten Krustentiere sind zum Schreck der Muschelzüchter an der nördlichen Adria geworden. Um sie zu bekämpfen, wollen die Fischer die Blaukrabbe verstärkt einfangen und sie den Restaurants als Delikatesse anbieten.