Berlin. Eine beliebte Reiseroute ist nach einem Felssturz weiterhin gesperrt. Die Region ist stark von Erdbeben gefährdet. Anwohner schlagen Alarm.

Es ist eine beliebte Reiseroute, die jährlich Zehntausende Urlauber nutzen: Seit einem gewaltigen Felssturz vergangenen Dezember ist der Plöckenpass an der Grenze zwischen Österreich und Italien jedoch nicht mehr befahrbar. Nach schweren Niederschlägen waren 40.000 Kubikmeter Gestein auf die Fahrbahn gestürzt. Die wichtige, grenzüberschreitende Alpenroute zwischen Kärnten und Friaul ist seitdem gesperrt.

Der Plöckenpass (italienisch: Passo di Monte Croce Carnico) verläuft über 37 Kilometer auf circa 1300 Metern und führt von Kötschach-Mauthen im Gailtal (Kärnten) ins italienische Timau in Friaul. Von dort führt die Straße weiter in Richtung Udine. Eigentlich.

Urlaub in Italien: Sperrung versetzt Region in Not

Für die Anwohner der Pass-Region ist die Sperrung ein halbes Desaster: Durch den fehlenden Durchgangsverkehr erleidet die auf Urlauber und Grenzverkehr angewiesene Region enorme Wirtschaftsschäden. Tourismus und Handel melden Umsatzeinbußen. Der Handels- und Lieferverkehr muss große Ausweichstrecken fahren. „Uns fehlen die vielen Urlauber aus Österreich, Deutschland und den Niederlanden, die auf der Durchfahrt in den Süden bei uns angehalten haben“, sagt der Bürgermeister der Gemeinde Paluzza, Luca Scrignaro, gegenüber unserer Reaktion.

Und weiter: „Wir hoffen, dass die Straße so bald wie möglich wieder geöffnet wird. Der Gedanke, dass wir zu einem Sackgassen-Tal geworden sind, ist bedrückend.“ 

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Stillstand auf dem Plöckenpass: Wo sich normalerweise Autos tummeln, ist jetzt Ruhe. © picture alliance / Westend61 | AustrianImages

Auch der im österreichischen Kärnten wichtige Holzhandel mit Italien leidet besonders unter der Sperrung des Passes. Immerhin: Zur Linderung der Wirtschaftsschäden infolge der Pass-Schließung hat die Region Friaul bereits Stützmaßnahmen für die Betriebe beschlossen. Die Sorge ist dennoch groß: Auf beiden Seiten der Grenze gibt es Zweifel am Wiedereröffnungszeitplan der österreichischen B111-Straße und der italienischen Staatsstraße (SS 52). Ob und wann der Pass wieder geöffnet werden könnte: unklar.

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Aufräumarbeiten: Zweifel an Reparaturplan wächst

Die Aufräumarbeiten gehen nur zäh voran. Ende Juli wurde auf italienischer Seite ein rund 500 Kubikmeter großer Felsblock gesprengt. Kurzfristig sollen weitere kleinere Felsteile mithilfe mechanischer Instrumente abgetragen, instabile Felsbrocken zerschlagen werden.

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Nach Abschluss der Abbrucharbeiten soll mit dem Bau von Steinschlagbarrieren begonnen werden. Ziel sei es, die Staatsstraße 52 bis Ende dieses Jahres wieder für den Verkehr freizugeben, heißt es vonseiten der italienischen Straßenverwaltungsgesellschaft ANAS.

Doch ob der Zeitplan eingehalten werden kann, ist angesichts der schwierigen geologischen Lage unklar. Die Gegend ist erdbebengefährdet, weitere Felsstürze könnten der Straße auch nach der Reparatur schaden. Zuerst sah es aus, als wäre nur eine einfache Sanierung der Straße notwendig. Geologische Studien zeigten jedoch eine enorme Instabilität der gesamten Umgebung, die eine kurzfristige Lösung schwierig macht und langfristigere Reparaturen erfordert.

Alternative Lösung: Vieles spricht dagegen

Die Verkehrsbeauftragte der Region Friaul-Julisch Venetien, Cristina Amirante, hat eine italienisch-österreichische Expertengruppe eingerichtet, die Wege prüfen soll, um eine alternative Straße zu jener des Plöckenpasses zu bauen. „Bedenkt man, dass dies ein stark erdbebengefährdetes Gebiet ist, müssen alternative Lösungen gesucht werden“, erklärt Amirante gegenüber unserer Redaktion.

Straße felssturz Italien Regione Autonoma Friuli Venezia Giulia
Im Juli wurde ein riesiger Felsbrocken gesprengt. © Regione Autonoma Friuli Venezia Giulia | Regione Autonoma Friuli Venezia Giulia

Eine Langfristlösung könnte laut Experten ein Tunnel (würde unter dem Pass hindurchführen) und eine Mautstraße sein, um so die Erhaltung zu finanzieren. Kritiker hingegen sehen Tunnellösungen aufgrund des vielen Wassers im Berg für schwer umsetzbar an. Für die Kosten der Arbeiten sollen die Region Friaul-Julisch Venetien, Kärnten und auch die EU aufkommen, da es sich um eine grenzüberschreitende Achse von internationaler Relevanz handle.