Rom. Eine neue invasive Fischart breitet sich im Mittelmeer aus. Sie könnte sogar der Blaukrabbe Konkurrenz machen. Was Urlauber wissen sollten.

Er ist noch gefährlicher als die Blaukrabbe: Der Rotfeuerfisch ist der neue Schreck der italienischen Fischer. Zuletzt wurde er unweit der sizilianischen Küste sowie nahe der süditalienischen Regionen Apulien und Kalabrien gesichtet. Er gilt als besonders gefräßig und kann beträchtlichen Mengen Fisch verschlingen – eine Eigenschaft, die Experten Sorge bereitet. Denn der Rotfeuerfisch gilt als eine der aggressivsten invasiven Arten der Welt. Aus Prognosen italienischer Forscher geht hervor, dass er sich innerhalb von zwei oder drei Jahren in ganz Italien ausbreiten könnte.

Blaukrabbe, Rotfeuerfisch: „Killer der Meere“ belasten Ökosystem im Mittelmeer

„Pterois miles“ lautet der wissenschaftliche Name des Rotfeuerfisches, der wegen seiner bunten Farben bei Liebhabern der Tauchfotografie besonders gefragt ist. Dieser optisch wunderschöne Fisch ist ein aggressiver Räuber. Heimisch ist er in den Fels- oder Korallenriffen des Roten Meeres und Indischen Ozeans. Doch dank des Klimawandels kann er sich auch im Meer vor Italien wohlfühlen.

„In den italienischen Gewässern verbreiten sich immer mehr Arten, die nicht typisch für das Mittelmeer sind“, erklärt der Meeresbiologe Claudio Brinati im Interview mit der römischen Tageszeitung „Il Messaggero“. „Dies ist sowohl auf die steigenden Temperaturen als auch auf die wirtschaftlichen Aktivitäten des Menschen zurückzuführen.“

Der Rotfeuerfisch ist eigentlich im Roten Meer oder dem Indischen Ozean zu Hause.
Der Rotfeuerfisch ist eigentlich im Roten Meer oder dem Indischen Ozean zu Hause. © iStock | mtreasure

Forscher haben zuletzt 221 untypische Arten im Mittelmeerraum registriert und warnen vor den Risiken für das empfindliche Ökosystem. Ein Beispiel ist die Blaukrabbe, die sich in den vergangenen Jahren wahrscheinlich aufgrund des Klimawandels derart vermehrt hat, dass sie die italienischen Muschelzuchtbetriebe gefährdet. Während die Krabben per Schiff aus Asien bis in die nördliche Adria gelangt sind, kommen andere gebietsfremde Arten wie auch der Rotfeuerfisch aus dem Roten Meer durch den Suezkanal bis ins Mittelmeer.

Rotfeuerfisch: Ist er für den Menschen gefährlich?

Der Rotfeuerfisch ist indes nicht nur ein Ärgernis für Fischer, sondern kann für Badegäste sogar zur Gefahr werden. Seine Stacheln sind hochgiftig. Beim Stich reißt die Haut auf und das Gift dringt in die Wunde ein. In einigen Fällen kann es zu tödlichem allergischem Schock kommen. Auch an den Kiemendeckeln tragen die Rotfeuerfische Stacheln, die blutige Wunden verursachen können, aber nicht giftig sind.

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Italiens Forschergemeinde möchte das Problem proaktiv angehen: Mitte Oktober wird in Palermo im Rahmen des Kongresses der Internationalen Kommission für die wissenschaftliche Erforschung des Mittelmeers (Ciesm) eine Sitzung stattfinden, die den „fremden“ Arten gewidmet ist. Dort sollen auch Strategien zur Eindämmung des Rotfeuerfisches entwickelt werden.

„Aufgrund der Eigenschaften dieser Art ist es notwendig, dass sich die Behörden in Absprache mit den Wissenschaftlern frühzeitig mit dem Problem befassen, um nicht Gefahr zu laufen, dass eine neue Plage wie die Blaukrabbe entsteht“, betont Meeresbiologe Claudio Brinati. Ein Rotfeuerfisch kann Millionen Eier legen. Eine Möglichkeit, die Population einzudämmen: Ausgebildete Taucher können die Fische sowie deren Gelege suchen und eliminieren.