Rom. Am Supervulkan bei Neapel hat es am Morgen erneut ein Erdbeben gegeben. Tausende Menschen verließen sicherheitshalber ihre Häuser.

Dass im Gebiet rund um die Hafenstadt Pozzuoli bei Neapel immer mal wieder die Erde bebt, daran haben sich die Einheimischen inzwischen gewöhnt: Seit der Supervulkan unter den Phlegräischen Feldern im vergangenen Jahr wieder zu rumoren begonnen hat, haben sich in dem Gebiet schon Tausende kleinere Erdbeben ereignet. Doch der Erdstoß, der am Donnerstagmorgen gegen acht Uhr tausende Menschen auf die Straße trieb, zählte mit einer Stärke von 3,6 auf der Richterskala zu den schwersten der vergangenen Jahre.

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Das Erdbeben hat nicht nur in der 81.000-Einwohner-Stadt Pozzuoli, sondern auch in anderen Gemeinden der Phlegräischen Felder und in einigen Quartieren im nur zehn Kilometer entfernten Neapel Panik ausgelöst. Vor allem in höheren Gebäuden war die Erschütterung klar zu spüren. Die Verunsicherung unter der Bevölkerung ist groß, obgleich Meldungen über Verletzte oder größere Schäden zunächst ausblieben. Auf das Erdbeben folgten weitere Nachbeben.

Supervulkan: Anwohner berichten von „beeindruckendem“ Beben

Luisa Forzillo, die in Pozzuoli wohnt, ist mitgenommen: „Seit den 1980 Jahren habe ich viele Erdbeben erlebt, doch diesmal war es anders, dieser Erdstoß hat mich beeindruckt. Er war länger als andere Male, zumindest ist es mir so vorgekommen. Vor der Erschütterung gab es ein lautes Grollen, wirklich unheimlich“, berichtet die Frau.

Das Epizentrum lag laut den Experten des italienischen Instituts für Geologie und Vulkanologie (INGV) in einer Tiefe von zwei Kilometern. Der Katastrophenschutz setzte sich sofort in Bewegung und prüfte die Stabilität von Gebäuden, die bereits beim letzten starken Erdbeben am 22. Mai Schäden erlitten hatten. Damals betrug die Stärke 4,4, es war die stärkste Erschütterung in der Gegend seit 40 Jahren.

Die Solfatara galten einst als beliebtes Touristenziel. Seit 2017 eine Familie auf dem Kraterfeld starb, ist es geschlossen.
Die Solfatara galten einst als beliebtes Touristenziel. Seit 2017 eine Familie auf dem Kraterfeld starb, ist es geschlossen. © imago/Leemage | imago stock&people

Antonello Fiore, Präsident der italienischen Gesellschaft für Umweltgeologie, ruft die Politik zum Handeln auf: „Die seismische und vulkanische Sicherheit muss zur Priorität der Regierung werden“, fordert er. Letztere müsse strukturelle Maßnahmen zum Schutz von Menschenleben, Gebäuden und Infrastrukturen ergreifen. Die bestehenden Notfallpläne würden für die Evakuierung der Bevölkerung nicht ausreichen, so die Kritik.

Supervulkan & Phlegräische Felder: Letzter Ausbruch der Campi Flegrei ist lange her

Die Campi Flegrei, wörtlich übersetzt die „Brennenden Felder“, sind ein insgesamt 150 Quadratkilometer großes vulkanische Areal, das sich sowohl an Land als auch unter dem Meer erstreckt. Dabei handelt es sich geologisch gesehen um einen riesigen eingestürzten Vulkankrater, eine sogenannte Caldera. Das Areal umfasst dutzende Eruptionskrater.

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Der erste Ausbruch vor rund 34.000 Jahren soll mit denen des Tambora 1815 und des Krakatau 1883 in Indonesien vergleichbar gewesen sein, die das Weltklima veränderten. Auf dem Kraterfeld Solfatara blubbert die Erde vor sich hin, Rauch zieht nach oben, der Wasserdampf ist mit Kohlendioxid und Schwefel versetzt. Bis vor ein paar Jahren war die Solfatara eine Touristenattraktion. Seit 2017, als ein Paar mit seinem elfjährigen Sohn auf dem Feld ums Leben kam, ist sie Sperrgebiet. Das Spektakel lässt sich jetzt nur noch von einem Hügel aus betrachten.