Siegburg. Zwei Männer sind in ein beliebtes „Lost Place“-Hotel eingebrochen, das bereits als Tatort-Kulisse diente. Die beiden sind kein Einzelfall.
In das verlassene Waldhotel Grunge am Höhenweg in Siegburg ist am Sonntagnachmittag, dem 14. Januar, erneut eingebrochen worden. Die Beamten nahmen vorläufig zwei Männer aus Bonn, 32 und 34 Jahre alt, fest. Das teilte die Kreispolizei des Rhein-Sieg-Kreises am Montagmittag mit. Der Einbruch in das vermeintlich besitzerlose Hotel hat Folgen - und ist kein Einzelfall.
Gegen 13 Uhr meldete die Sicherheitsfirma des Hotels einen Alarm. Die Polizei fuhr mit mehreren Streifenwagen vor und entdeckte eine offenstehende Dachluke. Im Ober- und Untergeschoss stellten die Polizisten die beiden Bonner. Der 32-Jährige versuchte noch vergeblich durch ein Fenster zu flüchten, daraufhin ließen sich beide Männer widerstandslos festnehmen.
Lost Placer: Die Männer suchten das Abenteuer im verlassenen Hotel
Nach eigenen Angaben hätten die Tatverdächtigen das Waldhotel im Internet als Lost Place gefunden. Sogenannte Lost Places sind meist Gebäude oder andere Ort der jüngeren Geschichte, die aufgegeben oder verlassen wurden.
Bei der Durchsuchung fanden die Polizisten Gegenstände von geringem Wert wie Kugelschreiber und Seifenspender. Zudem entdeckten die Beamten mutmaßlich Marihuana in den Taschen der Männer. Die Drogen stellte die Polizei sicher, das Diebesgut verblieb im Hotel. Da keine Haftgründe vorlagen, kamen die Bonner nach Abschluss der kriminalpolizeilichen Maßnahmen und Personenfeststellung wieder auf freien Fuß.
Die Beamten leiteten ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des besonders schweren Falls des Diebstahls und Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz ein. Besonders schwer sei der Diebstahl, weil die Tatverdächtigen sich Zugang zu einem abgeschlossenen Gebäude verschafft hätten.
Kein Einzelfall: Gehäufte Einbrüche in das leerstehende Waldhotel Grunge
In das Waldhotel Grunge sei bereits häufiger eingebrochen worden, bestätigt ein Polizeisprecher. „Manche brechen ein, um abzuhängen, andere um zu stehlen“, sagt er. So zum Beispiel im Mai 2023, als Personen in das Waldhotel einstiegen: Unbekannte hatten Elektrogeräte entwendet und randaliert: Unter anderem wurden Schränke durchwühlt, Gläser zu Boden geworfen, Toilettenpapier verteilt und ein Feuerlöscher entleert. Damals hatte die Alarmanlage nicht angeschlagen.
Nach einem Alarm im März 2022 spürten die Beamten mit Polizeihunden zwei Kölner (beide 31 Jahre alt) auf, die sich im Bad beziehungsweise zwischen Kegeln auf einer Bahn versteckten. Wie bei dem Vorfall am Sonntag waren die Täter über das Dach eingestiegen, entwendeten Kleinigkeiten und hatten Drogen bei sich.
Seit mehr als 20 Jahren verlassen: Das Waldhotel Grunge
Nach Informationen des General Anzeigers steht das 11.000 Quadratmeter umfassende Waldhotel Grunge seit Februar 2003 leer. Für den Lost Place waren den Berichten zufolge zwischenzeitlich eine Wohnbebauung, eine Seniorenresidenz über eine Reha-Klinik bis hin zur Unterkunft für Geflüchtete im Jahr 2015 vorgesehen. Da keine Idee umgesetzt wurde, scheint das Waldhotel bis heute bei Abenteurern, sogenannten „Lost Placern“, beliebt. TV-Zuschauer könnten das ehemalige Waldhotel vielleicht aus dem Fernsehen kennen.
Im Mai 2019 mussten Dortmunder Ermittler und das Münster-Team ohne Drehbuch einen Tatort improvisieren, der teilweise im Waldhotel Grunge spielte und im April 2020 ausgestrahlt wurde. Beteiligt waren unter anderem Anna Schudt, Jörg Hartmann, Friederike Kempter und Bjarne Mädel.
Die Polizei weist darauf hin, dass es sich bei Lost Places in der Regel nicht um rechtsfreie Räume handelt und sie Personen oder Unternehmen gehören. Unbefugter Zutritt zieht zumeist strafrechtliche Konsequenzen nach sich. (dpa/red)