Berlin. Caro Cult ist im neuen Köln-„Tatort“ zu sehen. Wie sie sich als Frau beweisen musste und wie sie mit toxischer Männlichkeit umgeht.
Caro Cult gehört zu den Gesichtern, die in der deutschen Film- und Fernsehbranche in den nächsten Jahren eine große Rolle spielen könnten. Die 29-Jährige, die ihren bürgerlichen Namen geheim hält, wurde mit der Komödie „High Society“ bekannt, trat unter anderem in „Babylon Berlin“ auf und ist nun am 14. Januar im nächsten Köln-„Tatort“ (um 20.15 Uhr in der ARD) zu sehen. Doch auch wenn sie sich ihre Erfolge gegen manche Widerstände hart erarbeitet hat, so ist sie nicht ausschließlich auf die Schauspielkarriere fixiert. In ihren Zukunftsträumen spielen unter anderem viele Tiere eine Rolle.
Die „Tatort“-Folge spielt in der Welt der Investmentberatung. Interessieren Sie sich eigentlich privat dafür?
Caro Cult: Durchaus. Ich habe ein paar börsengehandelte Index-Fonds, kurz ETFs, denn das ist eine relativ sichere Anlageform. Wenn allerdings jemand versuchen sollte, mir etwas aktiv zu verkaufen, wäre ich schon wieder weg. Ich informiere mich selbst und denke konservativ darüber nach, welche Risiken ich eingehen kann. Der Berliner Immobilienmarkt ist zum Beispiel auch etwas sehr Konservatives. Und weil ich mir etwas von der Leidenschaft meines Verlobten abgeguckt habe, investiere ich außerdem in Uhren.
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Träumen Sie davon, dank Ihrer Gewinne nicht mehr arbeiten zu müssen?
Cult: Ein Traum ist es schon, aber ich liebe meinen Job zu sehr, als dass ich das wollen würde.
Die Protagonisten des Krimis sehnen sich nach großen materiellen Reichtümern. Wie wichtig sind die für Sie?
Cult: Ich bin der festen Überzeugung, dass ich ohne alles glücklich sein kann. Denn Glück hat vielmehr mit gesunder Selbstreflexion und einer Portion Demut zu tun. Aber mein großer Lebenstraum ist es, mir irgendwann eine Farm in Frankreich zu kaufen, auf der ich Tiere retten kann. Wobei ich auch zufrieden bin, wenn ich zwei Hunde und zwei Katzen habe.
Schauspielerin Caro Cult: Dafür ist sie heute dankbar
Was hat Sie Demut gelehrt?
Cult: Ich habe eine relativ holprige Kindheit gehabt, nach der ich alleine ins Leben gestartet bin. Nach so einer Erfahrung ist man mit einer guten Prise Demut ausgestattet. Außerdem übe ich Dankbarkeit, zum Beispiel, indem ich jeden Morgen aufschreibe, wofür ich dankbar bin.
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Wofür waren Sie heute dankbar?
Cult: Ich habe von einem andalusischen Berg aus einen wunderbaren Sonnenaufgang gesehen, der mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat. Das war ein sehr privilegierter Moment, denn nicht jeder Mensch darf das erleben.
Und was meinten Sie mit der „holprigen Kindheit“?
Cult: Darüber möchte ich noch nicht weiter sprechen. Ich hebe mir das auf, bis ich eine stärkere Version meiner Selbst geworden bin.
„Ich habe viele Momente erlebt, wo ich massiv unterschätzt wurde“
Die Investmentfirma des „Tatorts“ ist ein Umfeld mit hohem Testosterongehalt. Wie sehr mussten Sie sich mit Ihrem Selbstbewusstsein in einer reinen Männerumgebung behaupten?
Cult: Mittlerweile bin ich an einem Punkt in meinem Leben, wo ich ganz viel Testosteron-Überschuss aussortiert habe. Ich habe viel über mich gelernt und wie ich meine Grenzen setze. Vorher hatte ich persönliche Verbindungen, die von der viel zitierten „toxischen Männlichkeit“ geplagt waren. Aber man kommt nicht weiter, wenn man mit dem Finger auf andere zeigt. Man sollte sich vielmehr fragen, warum man und wie lange man bestimmte Dinge mitmacht und wie man es als Frau schafft, besser für sich einzustehen. Am Ende liegt die Macht bei uns.
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Wie haben Sie das am Anfang Ihrer Karriere erlebt, als Sie weniger etabliert waren?
Cult: Da wurde ich als „blondes, süßes Ding“ nicht so richtig ernst genommen. Ich habe viele Momente erlebt, wo ich massiv unterschätzt wurde und mich beweisen musste, damit ich das gleiche Gehör und die gleichen Chancen wie ein Mann bekomme. Aber ich bin jetzt dankbar, dass ich diesen Beruf in der jetzigen Zeit ausüben kann. Denn die Generationen der Frauen vor mir mussten sich um die 20 ganz andere Sorgen um ihre Karriere machen. Jetzt dagegen werden endlich mehr interessante Geschichten über Frauen um die 30 erzählt. Das verändert sich grundlegend.
Was hilft Ihnen weiterhin bei Ihrer persönlichen Entwicklung?
Cult: Ganz besonders Meditation. Wenn ich in der Mittagspause nicht meditiere, bin ich am Ende eines Drehtags total ausgelaugt. Als ich jünger war, fand ich es wahnsinnig wichtig, mich perfekt zu ernähren und morgens mit Sport anzufangen. Das mache ich auch noch, aber für das neue Jahr habe ich mir vorgenommen, entspannter in den Tag zu starten. Ich muss nicht immer so überdiszipliniert und ehrgeizig sein.
Caro Cult über soziale Medien: „Machen mich nicht glücklicher“
Sie gehören auch zu einer Generation, für die die Präsenz auf sozialen Medien wichtig ist. Sorgt das für Druck?
Cult: Ich hatte ein paarmal überlegt, ob ich Instagram lösche. Aber ich spüre eine gewisse Angst, vielleicht vergessen zu werden. Mich stresst das schon – und auch meinen Verlobten, wenn er mal ein Foto von mir machen soll. Andererseits bin ich keine Influencerin, sondern Schauspielerin, und es macht mich nicht glücklicher, wenn ich mich täglich darum kümmern würde.
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Inwieweit prägt der Gedanke an Ihren 30. Geburtstag in diesem Jahr Ihr aktuelles Lebensgefühl?
Cult: Für mich war eigentlich das Jahr, als ich 22 geworden bin, viel krasser, weil ich damals das Gefühl hatte, ich will nicht älter werden. Aber mit der 30 bin ich okay. Das weiß ich jetzt nach viel Selbstreflexion. So habe ich begriffen, dass es im Leben noch so viele schöne Dinge gibt, die ich ausprobieren möchte. Die Schauspielerei ist nicht alles. Wie schon gesagt, gibt es den Traum von der Farm, den ich mit meinem Verlobten teile. Ich habe auch eine wahnsinnig fürsorgliche Mama-Seite, die ich ausleben möchte. Deshalb will ich gerne Kinder adoptieren. So gesehen habe ich richtig Bock aufs Älterwerden.