Berlin. Sänger Ross Antony musste als Kind eine traumatische Erfahrung machen. Im Interview offenbart er, was ihm durch schwere Zeiten hilft.
Von der Casting-Band Bro’Sis über das Dschungelcamp bis hin zum „Tabaluga“-Musical – Ross Antony hat in seiner Karriere schon viel erlebt. Zur Weihnachtszeit kehren er und sein Partner Paul Reeves zurück ins Globe Theatre des Europa Parks, wo sie vom 13. bis 17. Dezember in insgesamt 12 Shows ihre liebsten Weihnachtshits zum Besten geben. Auf „Crazy Christmas – alle Jahre wieder“ folgt dann ein weiteres Musikformat: Der 49-jährige Brite ist als Special Guest von „THE SHOW – A Tribute to Abba“ angekündigt. Ab Anfang Mai 2024 sind 14 Veranstaltungen in Deutschland geplant. Im Interview erzählt Antony von seinem Verhältnis zur schwedischen Erfolgsband und offenbart, wie Musik sein Leben prägte. Ein Leben, in dem er als Jugendlicher sexuellen Missbrauch erleben musste, aber nun sein Eheglück fand.
Sie werden als Gaststar bei der Abba-Tribute-Show auftreten. Wann haben Sie die Gruppe eigentlich für sich entdeckt?
Ross Antony: Das begann schon in der Wiege. Meine Mutter hat mir Abba-Songs wie „I Have a Dream“ oder „Thank You For the Music“ zum Einschlafen vorgesungen. Deshalb war ich ganz aus dem Häuschen, als man mir dieses Angebot unterbreitet hat. Ich liebe alle Abba-Songs, auch weil sie von Herzen geschrieben sind. Sie nehmen traurige Geschichten, geben ihnen aber trotzdem ein poppiges Element. So hat mir ihre Musik immer wieder aus schwierigen Momenten herausgeholfen.
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Haben Sie die Mitglieder von Abba jemals getroffen?
Antony: Das war immer ein Traum. Bei der Premiere von „Mamma Mia“ in England hätte es klappen können, aber es waren einfach zu viele Leute da. Wenn ich sie sehen würde, würde ich nur sagen „Danke, dass ihr so tolle Musik produziert habt.“
Gibt es Songs von anderen Interpreten, die für Sie wichtig sind?
Antony: „Angels“ von Robbie Williams. Den singe ich sehr oft für mich – oft in ruhigen Momenten, wo ich nachdenken muss.
Ross Antony genießt die ruhigen Momente am Kamin und am Teich in seinem Garten
Haben Sie diese ruhigen Momente?
Antony: Na klar. Wenn ich zu Hause mit meiner Familie bin. Ich setze mich dann zum Beispiel mit einer Tasse Tee vor den Kamin und denke, was gut und was nicht so gut gelaufen ist. Wir haben auch einen schönen großen Garten, der ist mein Paradies. In einem großen Teich züchte ich Koi-Karpfen, ich setze mich da an den Rand und schaue sie mir Stunden lang an. Inzwischen habe ich so eine Beziehung zu den Fischen, dass sie alle herbei geschwommen kommen und sich sogar von mir streicheln lassen.
Dieses Paradies haben ja auch Ihre Erfolge möglich gemacht. Was ist für Sie der größte davon?
Antony: Dass ich nach 24 Jahren immer noch in Deutschland in dem Beruf arbeiten kann, den ich liebe. Ich werde immer älter, aber nicht uninteressanter.
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Einer Ihrer Erfolge war 2008 der Sieg beim Dschungelcamp. Waren Sie am Schluss froh, dass es vorbei war?
Antony: Der Dschungel war das beste Sprungbrett für mich, denn man konnte mich zweieinhalb Wochen lang so beobachten, wie ich bin. Ich musste mich nicht verstellen. Natürlich musste ich mich erst mal dran gewöhnen, dass ständig Schlangen und Riesenspinnen um uns rum waren. Aber ich habe gelernt, Geduld und Respekt für andere Menschen zu haben und andere Leute zu beobachten. Letztlich bin ich für diese Zeit sehr dankbar.
Nachdem Sie den Song „Angels“ mögen, glauben Sie an Engel?
Antony: Definitiv. Ich habe vor über sechs Jahren leider meinen Papa verloren. Ich glaube, dass er immer nachguckt, wie es bei mir und meiner Familie läuft.
Was bestärkt Sie in diesem Glauben?
Antony: Er meinte, er möchte als Schmetterling wiederkommen, und wenn ich Probleme oder Sorgen habe, sehe ich immer welche. Als sein Sarg in die Grube gehoben wurde, flog ein Admiral heraus. Als wir nach der Beerdigung zu Hause waren, flogen weiße Schmetterlinge um mich und meine Mutter herum. Vor kurzem hatte ich einen wichtigen Termin, und an meinem Fenster im Flugzeug war ein Schmetterling. Ob Zufall oder nicht, ich glaube jedenfalls an so etwas.
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Nachdem für Sie die Musik so wichtig ist, hat sie Ihnen geholfen, mit dieser Erfahrung zurechtzukommen?
Antony: Auf jeden Fall. Ich habe damals die traurigsten Songs herausgesucht und stundenlang spielen lassen und viel geweint. Meine Mutter meinte, du musst diese Tränen fließen lassen. Danach habe ich mich besser gefühlt. Natürlich vermisse ich ihn jeden Tag, aber ich weiß, er hat ein tolles Leben gehabt, und wir haben uns nicht ein einziges Mal gestritten.
Ross Antony: „Ich wollte nicht, dass mich andere Menschen kaputt machen“
Sie haben auch noch andere traumatische Erlebnisse bewältigen müssen – etwa als sie mit zwölf sexuell missbraucht wurden. Wie haben Sie das geschafft?
Antony: Ich war damals schon sehr reif und stark. Und ich wollte nicht, dass mich andere Menschen kaputt machen. Deshalb habe ich das alleine bewältigen können. Es gibt keinen Tag, wo ich nicht daran denke, aber ich möchte anderen Menschen Mut machen, dass sie nach so einer Erfahrung ein gutes Leben führen können.
Welchen Song würden Sie aktuell singen wollen, um Ihre Gefühle auszudrücken?
Antony: Es gibt einen Song, den ich sehr gerne für meine Fans singe, und zwar: „Du bist so bewundernswert.“
Was ist an Ihrem Ehemann, mit dem Sie seit 2006 zusammenleben, bewundernswert?
Antony: Alles. Er ist ein sehr respektvoller, liebevoller und romantischer Mensch, der viel Geduld mit mir hat. Weil er als Opernsänger im gleichen Metier arbeitet, versteht er mich zu 100 Prozent. Wir genießen die Zeit, wenn wir zusammen sind. Und da sprechen wir nicht nur über die Arbeit, sondern zum Beispiel auch über die Vision, wo wir uns in fünf oder zehn Jahren sehen. Darauf arbeiten wir hin. Das ist ein Grund, warum wir beide so gut funktionieren.
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Wie kann man sich diese Ziele vorstellen?
Antony: Wir tun alles, um gesund zu bleiben und sorgenfrei in Rente gehen zu können. Deshalb ernähren wir uns entsprechend und machen viel mehr Sport.
Sie wollen wirklich den Ruhestand antreten?
Antony: Nein, denn ich bin innerlich noch wie ein Kind. Ich möchte noch mit 80 auf der Bühne stehen, und dann werde ich mich wie ein 40-Jähriger fühlen.