Essen. Die Winterfütterung der gefiederten Freunde hat in vielen Familien Tradition. Ein paar Regeln sind jedoch zu beachten. Längst nicht jeder Vogel verträgt jedes Futter. Gewürzte oder gesalzene Lebensmittel dürfen niemals an Vögel verfüttert werden.
Amsel, Meise, Rotkehlchen und viele ihrer fliegenden Kollegen, die sich nicht unter südlicher Sonne die morschen Knochen wärmen, sind dieser Tage in heimischen Gefilden wieder sehr emsig auf Futtersuche – und werden in vielen Gärten und auf manchem Balkon fündig. Die Vogel-Winterfütterung ist in zahlreichen Familien alle Jahre wieder ein großer Spaß. Wer in diesem Winter Körner ausstreuen und Meisenringe aufhängen will, sollte jedoch ein paar Regeln beachten.
Wann füttern?
Über Sinn und Unsinn der Fütterung wird unter Vogelfreunden Winter für Winter heftig gestritten. „Das Füttern von Gartenvögeln kann keinen wichtigen Beitrag zur Arterhaltung leisten“, erklärt der Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Winterfütterung und Naturschutz seien nämlich zwei Paar Schuhe, komme die Extra-Speisung doch überwiegend jenen Arten zugute, die ohnehin über stabile Populationen verfügen. Dennoch ist eine Fütterung das ganze Jahr möglich, im Winter bei Frost und Schnee sogar empfohlen. In der dunklen Jahreszeit flattern zudem erheblich mehr Vögel an die Futterstelle und garantieren so ein wunderbares Naturerlebnis für Groß und Klein.
Wichtig beim Füttern ist aber das Wie, Wo und Was. „Die Winterfütterung kann oft sogar eher von Nachteil als von Vorteil sein“, erklärt Klaus Richarz, Leiter der Staatlichen Vogelwarte Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland: Denn: Wo Vögel wie am Futterhaus gehäuft aufträten, könnten sich Krankheiten schneller ausbreiten.
Wo füttern?
Es kommt also zunächst darauf an, wie und wo die Vögel gefüttert werden. „Die Freude, die Vögel in unserem Garten so zahlreich und dicht vor unser Fenster zu locken, rechtfertigt unser Handeln – allerdings nur, wenn wir das richtige Futter verwenden, in Maßen füttern und den Futterplatz sauber halten“, schreibt Richarz in seinem Buch „Natur rund ums Haus“.
Futterhäuschen: Das Futter darf nicht nass werden, weil es sonst verdirbt oder vereist. Auch sollten die Vögel nicht darin herumhüpfen, denn es könnten sich über den Kot Krankheitskeime verbreiten. Somit ist das schmucke Futterhäuschen aus Birkenrinde nur noch zweite Wahl. Wer aber nicht darauf verzichten mag, sollte das „Fly-In“ zumindest alle drei Wochen gründlich mit heißem Wasser reinigen. Das Häuschen sollte zudem so aufgestellt werden, dass sich keine Katze anpirschen kann, also mindestens in etwa 1,50 Meter Höhe.
Es gibt inzwischen auch moderne Futterhäuschen, die die Nahrung mit einem Spender dosiert abgeben.
Futterspender: Die Experten empfehlen Futtersilos, weil die Nahrung nicht verdirbt und weil sie einfach hygienischer sind. Wichtig ist auch, den geeigneten Ort für die Körnerspender zu wählen. Der Nabu rät, die Futterstelle an einer übersichtlichen Stelle zu platzieren, wo sich keine Katzen anschleichen können. Zugleich sollten in der Nähe Bäume oder Büsche sein, die den Piepmätzen Obdach bei eventuellen Sperberattacken bieten. Und die Körner müssen stets schön trocken bleiben. Es sollte auch darauf geachtet werden, dass Fensterscheiben mit Spiegelungen und Durchsichten für die einfliegenden Tiere nicht zur tödlichen Bedrohung werden.
Was füttern?
Der Sonnenblumenkern schmeckt fast allen gefiederten Freunden. Zwar fällt bei diesem Futter mehr Abfall an, wie die Nabu-Experten zu bedenken geben, aber dafür bleiben die Vögel länger an der Futterstelle.
Körnerfresser: Zur Müsli-Fraktion gehören Finken und Sperlinge, die mit ihren robusten Schnäbeln neben Sonnenblumenkernen auch Hanfsamen und viele weitere Sämereien auf dem Speisezettel haben.
Weichfutterfresser wie Amsel, Rotkehlchen oder Zaunkönig hoppeln bei der Nahrungsbeschaffung oft über den Boden und bevorzugen tierische Nahrung und einige Sämereien. Körner sind ihre Sache also nicht. Was sie jedoch mögen: Mohn, Kleie, Obst oder Rosinen. Spezielle Mischungen gibt es im Fachhandel. Ein Tipp von den Nabu-Ornithologen: in heißem Öl getränkte Haferflocken sind für viele Schnabelträger eine Delikatesse.
Allesfresser wie Meisen, Spechte und Kleiber stellen im Winter von weich auf hart um, mögen also auch Sonnenblumenkerne und viele Sämereien.
Meisenknödel (oder –ringe) werden von den Alles- und Weichfressern vertilgt, sofern für die eine oder andere Spezies auch etwas in Bodennähe abfällt. Dank des Fettgemischs sind die Körner in den Knödeln vor Nässe geschützt.
Bloß nicht: Alle Speisen, die gewürzt und gesalzen wurden, sind sehr schlecht für Vögel – auch die Salzkartoffeln vom Vortag gehören nicht auf den Futtertisch. Das allseits beliebte altbackene Brot ist ebenso wenig zu empfehlen. Es quillt im Magen der Vögel auf.
Der Garten: Wer einen Garten hat, kann diesen auch vogelfreundlich gestalten, anstatt Futter auszulegen: In Hecken und knorrigen Bäumen finden Vögel auch im Winter Kleintiere, in Gräsern Samen. Unter Laub oder in Reisighaufen kommen die Tiere ebenfalls an Leckerbissen. Zu akkurat sollte der Garten jetzt also nicht gehalten werden.
Der Nabu rät, vor allem sogenannte Frucht tragende Sträucher zu pflanzen wie Berberitze oder Sanddorn, die ihre Beeren bis tief in den Winter hinein behalten. Auch Heckenrosen, die ihre Hagebutten relativ lange tragen, eignen sich gut als Vogelfutter im Winter. Dabei sollten Gartenbesitzer auf jeden Fall darauf achten, heimische Bäume und Sträucher zu pflanzen. Amerikanische oder asiatische Züchtungen wie zum Beispiel die Schneebeere fressen die heimischen Arten gemeinhin nicht.