Essen.. Manchmal sind Bäume ein bisschen wie kleine Kinder – sie wollen gehegt und gepflegt werden. Gartenbesitzer tun gut daran, dies einem Experten zu überlassen. Der kann dafür sorgen, dass die Bäume möglichst alt werden und keine Gefahr darstellen.

Ein gezielter Wurf, und das Seil hängt in der Astgabel. Wo der Laie vor lauter Laub den Baum nicht sieht, erkennt der erfahrene Baumpfleger Jan von Hofmann sofort, ob es sicher ist, ob sein Kollege hinauf kann, um die Sturmschäden zu beseitigen.

Denn den alten Bergahorn im Biergarten des Restaurants „Achilleon“ in Essen-Bredeney hat der Pfingststurm schwer getroffen: Äste sind herausgebrochen und hängen nun hoch oben in der ausgedünnten Krone, manche von ihnen wiegen an die 200 Kilogramm. Der Baum ist alt, 80 Jahre mindestens, schätzt von Hofmann. Kann man ihn noch retten? „Mit ein bisschen Liebe...“, sagt der Experte.

Wurzeln brauchen Platz

Was für diesen Baum gilt, gilt auch für andere: Auf die Pflege kommt es an. Wer einen Baum neu pflanzt, sollte direkt darauf achten, welchen Platz er ihm zugesteht. Denn mit der Krone wächst auch das Wurzelwerk – das kann sich aber nicht ausbreiten, wenn ringsherum der Boden verdichtet und versiegelt ist. Für einen „organisch wirksamen Wurzelraum“, also den Raum, den der Baum für eine optimale Entwicklung benötigt, muss die Wurzel etwa soviel Platz haben wie die Krone. Ist das nicht möglich, muss zumindest der etwas kleinere „statisch wirksame Wurzelraum“ als Minimalvorgabe beachtet werden. „Auch tief wurzelnde Bäume sieht man jetzt nach dem Sturm komplett entwurzelt, weil sie im Straßenraum nicht genügend Platz haben“, sagt Jan von Hofmann. Ein Problem, das zukünftig bei der Stadtplanung berücksichtigt werden müsse.

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Als besonders stabile Bäume gelten Eichen, Buchen und Platanen. Dass „Ela“ auch viele Platanen wie Streichhölzer zerbrochen hat, sei der ungeheuren Kraft des Sturmes geschuldet, so von Hofmann.

Anfälliger seien eigentlich Weichhölzer wie Pappeln und Weiden, die aber kaum an Straßen gepflanzt würden. Auch Flachwurzler wie Fichten seien bei Stürmen gefährdet.

Bäume regelmäßig kontrollieren

Unterdessen befreit Baumkletterer Cedric Drees den alten Ahorn von seinen Bruchästen. Einige davon sind so groß, dass er sie oben im Baum zersägt, bevor er sie vorsichtig an einem Seil ablassen oder hinunterwerfen kann.

Im öffentlichen Raum müssen Bäume regelmäßig kontrolliert werden. Verkehrssicherungspflichten treffen auch Privatleute, deren Bäume zum Beispiel an öffentlichen Straßen wachsen und im Ernstfall Menschen gefährden könnten. Wer die Bäume in seinem Garten schätzt, sollte auch ohne entsprechende Verpflichtung ab und zu einen Fachmann mit der Begutachtung beauftragen. „Bäume zeigen uns ihre Schwächesymptome sehr deutlich“, sagt von Hofmann. Käfer könnten ihnen ebenso zusetzen wie Pilze, Bakterien und Viren.

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Alte Buchen beispielsweise reagieren aber auch empfindlich auf Sonneneinstrahlung: Sie bekommen regelrecht Sonnenbrand und ihre Rinde blättert ab. Betroffene Äste können absterben. Um das zu verhindern, schützt man sie mit einem Anstrich weißer Farbe.

Oft richten falsche Schnitte oder Schnitte zur falschen Zeit viel Schaden an: „Der Baum baut seinen Kronenmantel so auf, dass Schwingungen durch Wind nur minimal am Stamm ankommen“, erklärt von Hofmann. Deshalb sollte man keinesfalls nach eigenem Gutdünken zur Säge greifen.

Ob Totholz beseitigt werden muss, kann ebenfalls ein Fachmann beurteilen. Aus Ahornbäumen und Eschen solle man abgestorbene Äste zwar schnell entfernen lassen, Eichen hingegen könnten ihr Totholz teilweise ewig halten. „Auf einem Bild von Caspar David Friedrich sind Eichen mit Totholz zu sehen. Diese Eichen stehen heute noch – und das Totholz ist immer noch drin“, so von Hofmann. Zwingend gefällt werden müsse ein Baum erst, wenn seine Wurzeln zerfressen sind oder er komplett abgestorben ist.

Das richtige Angebot auswählen

Hochwertige Arbeit hat ihren Preis. Mit mindestens 1000 Euro könne ein kompletter Arbeitstag schon zu Buche schlagen, sagt von Hofmann. Man solle Angebote vergleichen und das „preiswürdigste, nicht das preisgünstigste“ auswählen. Dabei könne man zum Beispiel auf eine RAL-Zertifizierung, die Mitgliedschaft des Betriebes in einem Fachverband wie der ISA, oder die Bezeichnung „European Tree Worker“ achten, rät Jan von Hofmann, der gleichzeitig Präsident der deutschen Sektion der ISA, der Internationalen Gesellschaft für Baumpflege, ist.

„Manche Versagenserscheinungen“ könne allerdings der beste Baumpfleger nicht vorhersehen. „Es gibt Naturgewalten, die übersteigen unser menschliches Einschätzungsvermögen“, sagt von Hofmann. Das bedeute jedoch nicht, dass man überall vorbeugend Bäume fällen müsse. „Es sind schließlich auch Teile von Häusern heruntergekommen, trotzdem bauen wir jetzt nicht alle Häuser eingeschossig.“

Der Bergahorn hat mittlerweile das Gröbste hinter sich. Wegen der ausgedünnten Krone werde man ihn stark einkürzen müssen, so das Expertenurteil. Aber dann könne er vermutlich noch viele, viele Jahre leben.