Berlin.. Sie sind das schillerndste Duo, das die Politik derzeit zu bieten hat: Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine sind auch privat ein Paar. Ist die deutlich jüngere Frau der „Erotik der Macht“ erlegen? Niemand vermag das zu sagen. In der gebeutelten Linken gelten die beiden jedenfalls als neues Traumpaar.
Es war kein besonders romantisches Liebesbekenntnis. Schon gar nicht, wenn man die verbale Potenz eines Oskar Lafontaines besitzt. Ungewohnt schmallippig bestätigte die ergraute Linken-Ikone am Wochenende, worüber seit Jahren schon getratscht wird: Dass der 68-Jährige und Sahra Wagenknecht, Vizechefin und Vorzeigegesicht der Linken, nicht nur politisch auf einer Linie liegen. „Ich lebe seit einiger Zeit getrennt und bin seit einiger Zeit mit Sahra eng befreundet“, verkündete Lafontaine am Ende seiner Parteitagsrede bei den Saar-Linken. „Das war’s dann auch. Mehr habe ich nicht zu sagen.“ Was für ein Paukenschlag. Stille bei den perplexen Delegierten, dann Applaus.
In der von Umfragetiefs, Niederlagen und Personalstreit gebeutelten Linken gelten Lafontaine und Wagenknecht für viele als neues Traumpaar. Mehr noch – sie sind das schillerndste Duo, das die deutsche Politik derzeit zu bieten hat. Lafontaine ist zweifacher Vater und hat dreimal geheiratet. Erstmalig Mitte der 60er Jahre, als Wagenknecht noch gar nicht auf der Welt war. Die 42-jährige Ex-Sprecherin der Kommunistischen Plattform wiederum hat mit dem Dokumentarfilmer Ralph Niemeyer den Bund fürs Leben versucht. Offensichtlich ohne Erfolg.
„Erotik der Macht“
Die Gerüchte über Lafontaine und die einstige Einzelgängerin, die Bücher verschlingt und knallharte politische Analysen liefert, machen spätestens seit diversen Spiegel-Geschichten die Runde. Auf eine Affäre von der „Bunten“ bereits 2008 angesprochen, reagierte Lafontaine-Gattin Christa Müller reichlich verschnupft. Gerüchte gebe es immer haufenweise, ließ sie das Blatt wissen. Natürlich gebe es „eine Erotik der Macht“ und das Problem, dass viele Frauen „von dieser Erotik angezogen sind“.
Ob Macht, die gemeinsame Politik oder die intellektuelle Brillanz, die Lafontaine und Wagenknecht gleichwohl besitzen, als Beziehungskitt fungiert, sei dahin gestellt. Unstrittig jedoch gilt Lafontaine in der Linken als Mentor von Wagenknecht, die unter seiner Förderung Vizechefin von Partei und Fraktion wurde. Kurz nach ihrem Einzug in den Bundestag 2009 hatte sich das politische Alphatier aus der hektischen Bundespolitik ins betuliche Saarland zurückgezogen. Als offiziellen Grund nannte Lafontaine damals eine Krebserkrankung, die nun als überstanden gilt. Doch es gibt noch eine zweite Version für den Abzug aus Berlin. Der Spiegel berichtete damals, Gattin Christa habe Lafontaine die Leviten gelesen und ihn zum Rückzug gezwungen, als die Kandidatur Wagenknechts bekannt geworden sei.
Zeitpunkt für Liebesbekenntnis gut gewählt
Rücksicht ist nun offenbar nicht mehr nötig, weder im Hause Lafontaine noch Wagenknecht. „Als Sahra mir von Oskar erzählte, so kam dies für mich nicht als ein Schock, sondern gewissermaßen erwartet“, schreibt Noch-Gatte Niemeyer in seinem Blog. „Hätte sie mir allerdings gesagt, es handele sich bei ihrem Schwarm um Helmut Kohl, dann hätte ich mich mit einem Luftgewehr airschossen.“ Nicht nötig, denn der Ex-Kanzler hat bereits 2008 mit der 34 Jahre jüngeren Maike Richter Vorlieb genommen.
Auch der Zeitpunkt für das – wenn auch spröde vorgetragene – Liebesbekenntnis ist nicht schlecht. Im Juni 2012 wird bei der Linken der Vorstand gewählt. Lafontaines Partnerin, die sich in langen Röcken und Hochsteckfrisur gerne als Wiedergängerin von Rosa Luxemburg darstellt, sträubt sich offiziell noch gegen die Kandidatur.
Eine gehörigePortion Glamour
Freilich dürften die Rufe der Wagenknecht-Fans nun noch lauter werden. In der Partei gilt es zudem als offenes Geheimnis, dass Lafontaine 2013 wieder als Spitzenkandidat der Linken in die Bundestagswahl ziehen will. Für viele mag so eine Traumkonstellation zustande kommen. Das Politpärchen würde wohl nicht nur Politik aus einem Guss machen. Ein begnadeter Wahlkämpfer Lafontaine und eine schöne Parteichefin Wagenknecht würden auch eine gehörige Portion Glamour in den Wahlkampf bringen. Verbal und visuell.